Hollywood Undead – New Empire, Vol. 1

Eine neue Ära, einen neuen Sound für Album und Band und die Chance, sich neu zu erfinden. Das alles soll „New Empire, Vol. 1“ für Hollywood Undead darstellen, wie Sänger und Bassist Johnny 3 Tears bereits vor einigen Monaten wissen ließ. Und sicher kann man bei Album Nummer sechs auch ab und an noch etwas experimenteller werden, als auf dem Vorgänger „V“ (Albumreview). Nach der 2018er EP „Psalms“ erscheint diesen Freitag via Dove & Grenade Media / BMG das neue Werk der Kalifornier. Aber läutet es wirklich eine neue Ära ein? Und was bedeutet das eigentlich?

„Hollywood Undead beweisen auf „New Empire, Vol. 1″ einmal mehr, dass sie sich keinen Genre-Stempel aufdrücken lassen.“

Ein neuer Stil oder doch das klassische Schema?

Drei Songs gab es bereits vorab zu hören: „Already Dead“ kündigte das Album an, „Time Bomb“ und „Empire“ sollten einen weiteren Eindruck in das Album gewähren. „Time Bomb“ bietet auch den Einstieg in das Album und lässt von einem „neuen“ Hollywood Undead noch nicht viel erblicken. Der Song kommt vielleicht ein bisschen druckvoller daher, als man es von Hollywood Undead gewohnt ist, doch verläuft er nach dem altbekannten Schema von halb gerappten Strophen und einem gesungenen Refrain, der zwar gut hörbar aber nicht wirklich spannend ist. Doch spricht auch Song Nummer eins von Wandel, den der folgende Titel „Heart Of A Champion“ zumindest in Teilen mit sich bringt.

Musikalisch scheint der Track ausgefeilter und ist allgemein abwechslungsreicher als der durchschnittliche Hollywood Undead-Sound. Natürlich erkennt man auch hier zweifelsfrei die Künstler, doch klingt „Heart Of A Champion“ wie eine gehobene Version von allem, was die Band auszeichnet. Nicht zuletzt verleiht der Chor im Refrain einen Hymnen-Charakter, der zum Mitsingen einlädt. Es folgt „Already Dead“ – der erste Song, den es zu hören gab und der als Einstieg in die neue Ära dienen sollte. Thematisch gibt es gefühlt auf jedem Hollywood Undead-Album einen Song, der in diese Richtung geht und ist in diesem Sinne nicht unbedingt überraschend, doch wirklich gut gemacht. Die typisch tragenden Refrains werden mit Autotune stellenweise interessant gestaltet, mit Screams geht es Richtung Metal.

„Hier kommt die Experimentierfreude zum Vorschein, die man nach den Ankündigungen der Band erwarten konnte.“

Stilbruch und bunter Genre-Mix

Mit „Empire“ folgt da fast schon wieder ein Stilbruch. Das Intro scheint nach einem kurzen eher Hip Hop-typischen Part noch sehr rockig, geht dann jedoch in reine Rap-Parts über, bei denen die Stimmverzerrer erneut zum Einsatz kommen und so in den vorherigen Song greifen. Zugegeben hat es mehr als einen Durchlauf gebraucht, um mit diesem Song warm zu werden, doch kommt hier tatsächlich die Experimentierfreude zum Vorschein, die man nach den Ankündigungen der Band erwarten konnte. Das Spiel mit Höhen und Tiefen im Refrain macht den Titel interessant und verleitet tatsächlich dazu, sich etwas näher damit auseinander zu setzen.

Wirklich in Richtung Hip Hop geht es mit „Killin It“, das in dieselbe Kerbe schlägt wie „Black Cadillac“ und „Cashed Out“ vom Vorgänger oder etwa „Guzzle, Guzzle“ von „Day Of The Dead“. Es handelt sich tatsächlich um einen reinen Rap-Titel, der ganz ohne gesungene Refrains auskommt. Ein starker Track, wären da nicht die Hintergrundgeräusche, die vielleicht etwas dezenter hätten ausfallen dürfen.
Kontrastprogramm folgt mit „Enemy“, das druckvoll und schnell wieder stark in Richtung Metal bzw. Hardcore geht und tatsächlich einen kurzen Breakdown beinhaltet.

Das Mittelfeld

Schwungvoll geht es weiter mit „Upside Down“, wobei sich hier eine Überraschung finden lässt: Als Gastsänger ist Kellin Quinn von Sleeping With Sirens mit dabei, was wohl auf den Produzenten des Albums Matt Good zurückzuführen ist, der auch mit eben dieser Band und Asking Alexandria zusammenarbeitet. „Upside Down“ ist gesanglich wirklich stark und sicher eines der Highlights dieser Platte.

Im Folgenden hat man zu Beginn fast das Gefühl auf einmal auf einem modernen Pop-Album gelandet zu sein, ist das Intro von „Second Chances“ doch sehr Pop- und Rap-typisch. Auch der Refrain ist sehr soft und hilft nicht unbedingt, den Song spannender zu machen – da hilft auch der schwere Break im letzten Drittel nicht wirklich.

„Ziel war es ein Album zu schaffen, das eine neue Richtung weist und sich gleichzeitig auf Altbekanntes bezieht, was die Band eben ausmacht. Und das ist hier allemal gelungen.“

Warte, was?

Hier ist nun der Punkt im Review gekommen, wo ich kurz mal was loswerden muss: „Nightmare“ ist für mich ein wirklich starker Song, aber kommt einem die Melodie im Refrain nicht doch sehr bekannt vor? Die Zeile „It’s all a part of my nightmare“ erinnert melodisch doch sehr an „Cry Me A River“ von Justin Timberlake – oder?
Zurück zum sachlichen: „Nightmare“ stellt eine Mischung aus Rap (der fast an Eminem erinnert) und Pop-Rock Avancen im Refrain dar, die wirklich einen runden und gut gelungenen Song darstellen, der das Album wunderbar abschließt.

Eine neue Ära?

Was hat es also mit dieser neuen Ära auf sich? Nun, man muss bedenken, eine neue Ära kann alles bedeuten: Eine innere Veränderung, strukturelle Veränderung, neue Denkweisen, neue Herangehensweisen, neuer Sound, neue Ideen, eine neue Vision – die Liste lässt sich vermutlich endlos weiterführen. Ist „New Empire, Vol. 1“ anders als alles, was man bisher von Hollywood Undead gehört hat? Sicher nicht; aber das sollte es auch nicht sein. Ziel war es ein Album zu schaffen, das eine neue Richtung weist und sich gleichzeitig auf Altbekanntes bezieht, was die Band eben ausmacht. Und das ist hier allemal gelungen.

Das Album wirkt insgesamt druckvoller, härter und energiegeladener, als seine Vorgänger, lässt also durchaus eine neue Richtung erkennen. Es wirkt, möglicherweise wegen der mit neun Songs eher weniger langen Tracklist, Rap-lastiger, was jedoch keinesfalls negativ aufzufassen ist. Wer einer Gruppe, die als erstes von drei Genres Hip Hop angegeben hat, anlasten möchte, dass sie ein Rap-starkes Album produziert, der sollte vielleicht einfach bei Schubladen-Bands bleiben. Denn Hollywood Undead beweisen auf „New Empire, Vol. 1“ einmal mehr, dass sie sich keinen Genre-Stempel aufdrücken lassen.

Video: Hollywood Undead – Empire

Hier erhältlich
Hollywood Undead - New Empire, Vol. 1 AlbumcoverHollywood Undead – New Empire, Vol. 1 
Release: 14. Februar 2020
Label: Dove & Grenade Media / BMG

Überblick der Rezensionen
Bewertung
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