„Keine Nacht für Niemand“ – Eine Hommage von Kraftklub an Ton Steine Scherben und auch an den wenigen Schlaf, der Hand in Hand mit dem großen Erfolg einhergeht, den Kraftklub seit dem Debütalbum „Mit K“ 2012 feiern. Fünf Jahren sind eine lange Zeit. In fünf Jahren passiert einiges – vor allem wenn man eine junge, gehypte Band auf der Überholspur ist.
„Bin ich verliebt? Oder kommt das Herzrasen doch vom vielen Speed?“
Sangen Kraftklub damals auf ihrem Erstling noch davon, nicht nach Berlin zu wollen, sind sie auf „In Schwarz“ bereits in der harten Medienwelt – die sich eben zu einem großen Teil in der Hauptstadt abspielt – angekommen. „Zu viel geflogen, zu viel gezogen (…) MDMA, Amphetamin – ich hab gehört so machen das die Leute in Berlin. Ich hab seit Tagen nicht geschlafen, bin ich verliebt? Oder kommt das Herzrasen doch vom vielen Speed?“ singt Felix Brummer im Song „Chemie Chemie Ya“ .
Mittlerweile gehört der Fünfer zu einer der erfolgreichsten (und sicherlich auch interessantesten) Rock/Pop Bands Deutschlands in unserer Zeit. Dass Kraftklub immer mal wieder gerne provozieren und sich sarkastisch zeigen, ist sicherlich das, was den großen Erfolg der Band ausmacht. Sympathisch, jung, anders und den Schalk im Nacken. Dabei ist es geblieben. Das beweisen die Chemnitzer bereits im Opener „Die Band mit dem K“: „Kniet nieder vor dem K“ , singt Frontmann Felix Brummer in einer Lobeshymne an sich selbst und seine Band. Haters gonna hate, kann man aber auch einfach abfeiern.
Eine Welt voller Enttäuschung, Zynismus, Netflix und Amphetaminen
Wie auch auf den Vorgängeralben beziehen sich Kraftklub auf das, was aktuell angesagt ist: Netflix gucken, während man an die Angebetete denkt oder MDMA und Amphetamine reinpfeifen, um zum Feiern wach zu bleiben. Allerdings rechnen Kraftklub auch mit Arbeitssklaven („Sklave„) oder gleich mit der ganzen Gesellschaft („Fenster„) und der Medienwelt („Venus“) ab. Auch Themen wie Liebe und Enttäuschung kommen nicht zu kurz, wie beispielsweise in „Leben ruinieren“ oder „Dein Lied“. Dazu kommt die altbekannte ordentliche Portion schwarzer Humor und Zynismus. Ein Feature gibt es beispielsweise in „Fenster“ von Farin Urlaub von Die Ärzte.
Kraftklub präsentieren sich auf „Keine Nacht für Niemand“ weitaus reifer und experimentierfreudiger, ohne ihren eigenen Stil zu verlieren. Bleibt mit zunehmenden Alter und wachsenden Erfahrungswerten in der Regel natürlich auch nicht aus. Da allerdings die richtige Mischung zu finden, ist nicht unbedingt ein einfaches Unterfangen. Kraftklub würden jetzt vermutlich „läuft bei uns“ sagen, denn musikalisch bedienen sie sich in verschiedensten Genre. Zeigen sich mal rockig, poppig, balladesk oder im Disco-Beta. Aber eines ist klar: Kraftklub sind Kraftklub und bleiben es auch auf dem neuen Werk. Die Band mit dem K halt. Chapeau die Herren, ein wirklich starkes Album.