Auf seiner Facebookseite braucht er zwei Worte, um sich und seine Musik zu beschreiben: Punk & Liebe. Matze Rossi – früher mal bei der Punkrock-Band Tagtraum an Gitarre und Mikrofon, heute als Singer-Songwriter im Land unterwegs – hat im Rahmen der TV-Noir-Reihe das Lux in Hannover besucht. Mit dabei hatte er Akustikgitarre (stabil), Mundharmonika (im Auto) und einen tollen Gast (nicht Tex).
„Ich habe 1998 mein letztes politisches Lied geschrieben, darin ging es um Mauern in Europa – und 20 Jahre später hat sich nichts geändert“
Naima springt für Tex ein
TV-Noir-Kopf Tex ist nämlich seit zwei Wochen wegen einer Kehlkopfentzündung zum Schweigen verdonnert, sprich: Jemand stimmstärkeres musste her. Da kam es gelegen, dass Naima Husseini für ein paar Konzerte Platz in ihrem Kalender hatte. Sie und Matze Rossi kennen sich „noch nicht so lange“, wie sie auf der Bühne sagte. Doch sei es eigentlich nur eine Frage der Zeit gewesen, bis sie sich, gemeinsamen Bekannten sei Dank, über den Weg laufen. Umso besser, dass es eher früh als spät passiert ist – Matzes rauchig-ruhige und Naimas sanfte Stimme bilden im Lux vor rappelvollem Haus nämlich einen schönen Kontrast und schaffen eine tolle Atmosphäre, ganz egal, ob sie im Wechsel spielen oder sich das Scheinwerferlicht teilen.
Bildergalerie: Matze Rossi & Naima Husseini
Starke Stimmen, starke Songs, starkes Publikum
Zu hören gibt’s dann Älteres und Neueres, Bekannteres und Unbekannteres. Auf Matzes Seite sind das Stücke wie zum Beispiel „Und jetzt Licht, bitte!!!“ – nach kurzer Überzeugungsarbeit aus dem Publikum, doch mal „was Altes“ zu spielen – „If I Was“ (Cover von Young Rebel Set) – und besonders stark in einer ganzen Reihe starker Songs: „Million“ was er mit „Ich habe 1998 mein letztes politisches Lied geschrieben, darin ging es um Mauern in Europa – und 20 Jahre später hat sich nichts geändert“, kommentiert.
Naima dagegen setzt bei ihren Songs unter anderem auf „On the Run“ („mein krassester Ohrwurm“), „Was es ist“, „Mir fehlt nichts“ („ein glückliches Liebeslied“), „Ein Schritt vor“, was das älteste heute gespielte Lied sein wird und „Sterne“. So oder so ist live aber ja immer noch mal anders als auf Platte – und sowohl Naima, als auch Matze holen eine Menge aus ihren Songs raus. „Ich habe meine Lieder noch nie so punkrockig gespielt, wie seit ich mit Matze unterwegs bin“, bekennt Naima schon früh am Abend. Und das Publikum hat genau so viel Bock wie die Musiker, das Mitsingen und Kopfnicken passt, die „Ohoho(h)s“, „Ahahas und „Uhuhus“ sitzen – und zu lachen gibt’s sowohl zwischen als auch während der Songs reichlich.
„Fuck“, „Fuck“, „Fuck“
Gaffa sei Dank: Korpus bricht, Klampfe hält
Lange bleibt es auf der Bühne nämlich auch aus einem ganz anderen Grund spannend: Schon beim ersten Song gibt Matze seiner Gitarre einen freundschaftlichen Klaps – was der Korpus nicht so toll fand und sich entschied, zu brechen. Kommentar des Künstlers: „Zu viel Punkrock. Wo gehobelt wird, fallen Späne.“ In der Pause wird fachmännisch mit Gaffa-Tape repariert, drei Streifen reichen und sprechen aus, was Musiker und Instrument zwischenzeitlich gedacht haben dürften: „Fuck“, „Fuck“, „Fuck“.
Wer das wiederum nicht gedacht haben dürfte (außer vielleicht im Zusammenhang: „Fuck, wie gut!“): Die Besucher des anekdotenreichen, stimmungsvollen und kurzweiligen Konzertabends im Lux. Spätestens, wer Matze Rossi live gesehen hat, stellt nämlich fest: Hier schließt sich der Kreis zur Facebookbeschreibung. Viel passender als mit „Punk & Liebe“ lässt sich nämlich nicht beschreiben, was da auf der Bühne passiert. Übrigens: Matze Rossi ist im Februar 2020 mit Nathan Gray (Boysetsfire) auf Tour. Naima kommt ebenfalls im Februar, am 23., mit „Pauken & Planeten“ in den Pavillon nach Hannover. Und Tex soll nach seinem Ausfall in der ersten Jahreshälfte 2020 eine kleine Nachholtour geben.