MC Zirkel verbindet Pop-Punk mit Rap-Anleihen und schreibt eingängige Tracks, die immer mit einem mehr als angemessenen Augenzwinkern daherkommen. Nach der Veröffentlichung des Songs „Scheiße Sein“ sprach der Musiker mit uns über seine Ursprünge und Einflüsse, das Musik machen in der Pandemie und seine Gedanken zu einem Album sowie der Zeit nach der Krise. Ein Künstler, den man definitiv im Auge behalten sollte.
„Es ist wirklich eine weirde Situation aus so einem „old school Rap“ Projekt ein Pop-Punk Ding zu machen.“
Ich hoffe es geht Dir gut und Du bist gesund!
Ja moin! Es läuft zum Glück alles bestens!
Bei Dir war in den letzten Jahren bisschen was los. Erzähl uns doch bitte was über die Geschichte von MC Zirkel.
Ich war von 2013-2017 als Teil des Duos „Die von Gestern“ tätig, wo ich fleißig geschrieben, gerappt und produziert habe. 2018 konnte ich etwas mehr Aufmerksamkeit auf mich als Solokünstler richten, als ich unter dem Namen „MC Zirkel“ beim Videobattleturnier von rappers.in dabei war. Das war für mich der richtige Start in die Solokarriere. Und nachdem ich mich in vielen Genres ausgetobt hatte, wollte ich dann doch zu meinen Ursprüngen zurück und Musik machen, die in die Punk Richtung geht.
Woher kommt der Name eigentlich?
„MC Zirkel“ war ursprünglich eine Parodie auf oldschool Deutschrap mit bescheuerten Punchlines. K.I.Z. haben damals auch sowas gemacht und jeder hatte einen ähnlich ulkigen Namen wie „Schreibmaschine MC“ oder „MC Bleistift“. „Zirkel“ war das erstbeste was mir eingefallen ist, aber mittlerweile finde ich den Namen auch ohne Kontext ziemlich nice.
Wieso bist du im Laufe der Jahre immer mehr den Bund mit dem Pop-Punk eingegangen.
Das mit dem Pop-Punk und mir geht schon ganz lange zurück und das ist die Musik die ich mein Leben lang gehört und gemacht habe. Bevor ich Rap für mich entdeckt hab, habe ich ausschließlich Punk und Pop-Punk Musik geschrieben und in Bands gespielt und zu dieser Musik hat es mich mit der Zeit wieder hingezogen, weil sie mir am meisten Spaß macht und viel bedeutet.
Ist das MC in deinem Namen dabei nicht vielleicht sogar ein bisschen irritierend für deine Hörerschaft oder bist Du ein geborener „Zeremonienmeister“? 😉
Es ist wirklich eine weirde Situation aus so einem „old school Rap“ Projekt ein Pop-Punk Ding zu machen, aber ich finde es cool auch einfach mal was verwirrendes zu machen oder erstmal so zu wirken, als könne man nicht einordnen, was ich mache. Meine bisherige Hörerschaft hatte aber keine Probleme mit dem Namen oder der verschiedenen Genres – sehr gute Leute! Tatsächlich wird das „MC“ bald fallengelassen, aber „Zirkel“ wird treu geblieben.
„Wenn man dann doch was geschafft hat, stellt man sich trotzdem noch in Frage und denkt sich „war das jetzt nur Glück?““
Wie ist das Feedback auf die bisher veröffentlichten Songs?
Es ist coolerweise sehr gut! Kein Rapfan hat schriftliche Beschwerde eingereicht und ich glaube viele freuen sich einfach was Unerwartetes aus der Richtung zu hören.
Hat sich Fynn Kliemann schon bei Dir gemeldet?
Er ist tatsächlich in meine DMs geschliddert, um mir zu sagen, dass er den Song über sich sehr geil findet, was mich natürlich echt gefreut hat!
Im Song „Scheiße Sein“ geht es darum auf der Stelle zu treten und nicht voran zu kommen. Welche persönlichen Einflüsse beleuchtet der Track?
Ich persönlich kenne das gut, dass ich mich in eine Ecke manövriere, wo ich das Gefühl habe, es gibt keinen positiven Ausweg. Und wenn man dann doch was geschafft hat, stellt man sich trotzdem noch in Frage und denkt sich „war das jetzt nur Glück?“
„Als Künstler ist ein zusammenhängendes Album DAS Projekt!“
Mir wurde geflüstert, dass es noch eine Weile dauern kann, bis ein vollständiges Debütalbum entsteht. Woran liegt das?
Ich bin ein großer Fan vom dauerhaften Contentfluss – immer etwas kurzweiliges neues bringen. Und ich glaube das ist auch das was die Leute auf Social Media und mittlerweile auf Spotify gewohnt sind.
Kann sich das verändern?
Definitiv! Als Künstler ist ein zusammenhängendes Album DAS Projekt. Wenn ich das Gefühl habe, dass der richtige Zeitpunkt da ist und ich mir mal eine Auszeit vom dauerhaften releasen nehmen kann, wird ein richtig schickes Album gemacht!
Gibt es Bands oder Künstler, die Dich maßgeblich in deinem musikalischen Schaffen beeinflussen?
Klaro! In meiner Jugend habe ich sehr viel Green Day gehört, das hat besonders meine Anfangszeit in der Bandmusik geprägt. Heute höre ich viel blink-182 und All Time Low und das beeinflusst ebenfalls was ich mache.
„Ich möchte ja auch nicht mit Nazis chillen.“
Gibt es aktuell Themen die für dich gleichermaßen privat, aber auch im Musikbusiness eine besondere Wichtigkeit haben?
Auch wenn ich Songs über persönliche Themen oder Memes mache finde ich es wichtig, dass Künstler:innen sich, auf welche Weise auch immer, gegen rechts positionieren, weil das die normalste Sache der Welt sein sollte – ich möchte privat ja auch nicht mit Nazis chillen.
Wo soll deine eigene Reise hingehen?
Nach der Pandemie erstmal auf die ein oder andere Bühne. Das hab ich als Zirkel noch kaum gemacht und gerade mit der Pop-Punk Musik muss das doch mal sein. Und ansonsten hoffe ich weiter die Möglichkeit zu haben Musik zu machen und ein paar Menschen zu haben, die sie hören wollen.
„Ich hätte My Chemical Romance live sehen können, mein Herz ist gebrochen.“
Ein Jahr Pandemie: Ich gehe davon aus, dass du Live-Musik und Kultur, wie jeder andere auch, sehr vermisst. Was fehlt Dir außerdem in dieser Zeit?
Ich fühle es sehr. Ich hätte My Chemical Romance live sehen können, mein Herz ist gebrochen. Neben der Kultur fehlt es mir spontan mit meinen Freunden Musik zu machen, Videos zu filmen und in der Gruppe kreativ zu sein.
Was wünschst Du Dir für die direkte Zeit nach der Pandemie und wie sieht das in Deiner Vorstellung aus?
Am besten direkt auf Tour gehen und alle Sachen umsetzen, die man jetzt seit Ewigkeiten aufschieben muss. Ich habe in den letzten Jahren so viele coole Leute kennengelernt mit denen ich ins Studio gehen möchte, um Songs zu machen – das wird sofort getan!
Das letzte Wort hast Du!
Ich bedanke mich, dass ich hier ein bisschen erzählen durfte und hoffe, Ihr bleibt alle gesund!