Neck Deep und Parting Gift in Hamburg

Neck Deep am 29. Januar 2019 live in der Markthalle in Hamburg
Foto: Felix Tilinski

Es ist 20.00 Uhr, als die Scheinwerfer auf der Bühne anfangen sich zu bewegen und erahnen lassen, dass gleich der Neck Deep Konzertabend von den Gästen Parting Gift eröffnet wird. Begleitet von leichten Gitarrenchords betreten die fünf Jungs aus Manchester die Bühne.

„Wer sich nicht bewegt, singt aus vollem Halse die Lieder mit.“

„This one is for Dream State“

Man merkt dem Publikum an, dass Parting Gift noch nicht so berühmt in Deutschland sind, denn aktiv ist in der Menge niemand. Für das erste Lied, das acht Minuten lange „Vein & Rising“, bleiben alle auf ihren Plätzen stehen und beobachten das Quintett auf der Bühne gespannt. Die im Februar 2017 gegründete Band hat es sichtlich schwer, die Fans mitzuziehen und fordert ab und an das Publikum zum Springen auf. Einzelne Personen lassen sich dann doch mitreißen.

Zac Vernon, Sänger der Band, verlässt vor „Pale“ dem vierten Lied der sieben Songs langen Setlist abrupt die Bühne und taucht erst während des Songs wieder auf. Er verkündet nach dem letzten Ton des Liedes, dass er das darauffolgende Lied „03:07 (Moonlight)“ den Musikerkollegen Dream State widmet. Eigentlich wäre die Band nach dem Set von Parting Gift der zweite Support für den Abend, musste aber kurzfristig absagen, da die Sängerin CJ sich eine Verletzung zugezogen hat. Das Publikum applaudiert laut und ist ab dem Punkt auch voll dabei und hüpft auf und ab bei dem nächsten Song.

Harte Gitarrenriffs, Ruhe und Melancholie

Der Sound der Band erinnert ein wenig an Being As An Ocean, die Lieder strahlen auch trotz härterer Gitarrenriffs eine Ruhe und Melancholie aus. Ab und an hört man den ein oder anderen Zuschauer sagen, dass sie Gänsehaut haben, was total verständlich ist. Durch die eingebauten Echos in der Stimme erinnert es, durch die dunkele Halle und die bescheidene Belichtung, an einen kalten Winter. Das letzte Lied der Briten „Asleep“ fordert dann von der nun aufgewärmten Menge in der Markthalle nochmal ganzen Körpereinsatz. Die Band bedankt sich ein weiteres Mal bei der Hauptband und der Konzerthallencrew und verlässt dann die Bühne.

Während auf der Bühne umgebaut wird und über die Lautsprecher Musik von Enter Shikari läuft, drängen immer mehr Menschen Richtung Bühne. Die Markthalle ist definitiv nicht ausverkauft, sodass auf der Erhöhung am Ende des Raumes sehr viel Platz ist und alles sich eher auf die ersten vier Reihen verteilt.

Wer springt am höchsten?

Um 21.00 Uhr ist es dann soweit: Das Licht auf der Bühne verdunkelt sich und eine Ansage, wie aus einer Nachrichtensendung, erfüllt erneut die Halle. Neck Deep kommen auf die Bühne und eröffnen den Abend mit dem Lied „Motion Sickness“. Schon beim ersten Ton bewegt sich das Publikum im Takt mit und der Moshpit ist eröffnet. Zu rot-lila Blitzlicht tanzen die Waliser auf der Bühne und Hamburg reagiert vor ihren Füßen gleichermaßen ausgelassen. Von den anfänglichen Anheizschwierigkeiten der Vorband, ist hier nichts mehr zu sehen. Wer sich nicht bewegt, singt aus vollem Halse die Lieder mit.

Ben Barlow, Sänger der Band, begrüßt die Fans und verspricht, dass Neck Deep für die nächsten eineinhalb Stunden eine Setlist aus mitsingbaren Liedern und Liedern, bei denen man auch mal nur stehen und den Arm bewegen darf, eingepackt haben. Auch das bekannte Cover „Torn“ von Natalie Imbruglia, welches extra für „Songs That Saved My Life“ aufgenommen wurde, darf auf der Liste der 17 Lieder nicht fehlen. Auf der Bühne herrscht sehr viel Energie und die 5 Jungs haben sichtlich Spaß. Man könnte meinen die Band versucht einen Wettbewerb mit ihren Fans á la „Wer springt am höchsten?“ zu machen.

Neck Deep bewegen auch nach eineinhalb Stunden noch jeden zum Hüpfen und Singen

Wenn man nicht so bewandert mit der Musik des Pop-Punk Quintetts ist, kommt man dennoch auf seine Kosten. Mit „Serpents“ und „Dont Wait“ sind auch Stücke im Set, die man trotz allem kennt. Immer wieder interagiert der Sänger mit der Menge und erkundigt sich nach deren Wohlbefinden. Auch die Gitarristen Sam Bowden und Matt West lächeln häufiger in die Gesichter der Fans, in den ersten Reihen. Die Stimmung bleibt ausgelassen, egal ob ruhige oder schnellere Lieder gespielt werden. „December“ ist eindeutig ein Fan-Liebling. Der eigentlich ruhige Song wurde für die Tour wohl ein wenig wilder gemacht und passt so noch besser in das Konzept der Band.

Immer wieder brechen Fans in Jubel aus und ein kleiner Pit wird gestartet. In der Markthalle hat man es als Zuschauer, der nicht unbedingt mitten im Geschehen vor der Bühne sein will, durch die Treppenaufbauten zu der Seite hin, entspannt, sodass jeder, der ein bisschen mehr tanzen will, seinen eigenen Bereich am Ende der Stufen hat. Das letzte Lied des regulären Sets wird angestimmt und „In Bloom“ von Band und Fans gleichermaßen gefeiert. Wieder bedankt sich Barlow für den Abend und verlässt dann kurz mit seiner Band die Bühne, um wenige Minuten später mit „Can’t Kick Up The Roof“ die erste von zwei Zugaben zu spielen.

Ein allerletztes Mal gibt die Markthalle noch richtig Gas

Ganz im Gegenteil zum Songtitel, schaffen es Neck Deep auch nach eineinhalb Stunden noch, jeden zum Hüpfen und Singen zu bewegen. Mit „Where Do We Go When We Go“ und dem dazugehörigen Intro aus einem Kinderchor, verabschiedet sich die Band und ein allerletztes Mal gibt die Markthalle noch einmal Gas. Um halb elf gehen die Lichter auf der Bühne aus und die Beleuchtung in der Halle an. Im Foyer am Merch stauen sich die alten und neuen Fans beider Bands, um das eine oder andere Erinnerungsstück an ein schönes Konzert zu erwerben. Während ein Teil der glücklichen Fans das Konzert Revue passieren lässt, verabschiedet sich ein Großteil in die kalte Hamburger Nacht.

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