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Neighborhood Brats – Confines Of Life



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Neighborhood Brats – Confines Of Life



Die Neighborhood Brats kommen aus Kalifornien und haben mit „Confines Of Life“ ihr bereits drittes Studioalbum im Gepäck. Und dieses verbindet einmal mehr Punkrock, Garagen-Punk und 80ies Hardcore zu einem sehr zeitlosen und starken Musikmix. Der Band um Sängerin Jenny Angelillo gelingt hier dennoch den nächsten Schritt und so legt das Quartett ihr bisher bestes Album der Bandgeschichte vor.

„Die Neighborhood Brats sind schon jetzt eine der positivsten Überraschungen in diesem Jahr und bringen mit schnellen abwechslungsreichen Punk-, Garagen- und Hardcoremelodien das Blut der Hörer in Wallung.“

„Confines Of Life“ ist das neue Studioalbum der LA-Punker Neighborhood Brats und das dritte in gut elf Jahren Bandgeschichte. Entgegen dem allgemeinen Trend entstand „Confines Of Life“ direkt vor dem ersten Lockdown in Los Angeles, also zu Zeiten, in denen die Welt noch halbwegs in Ordnung schien. Durch die folgenden schweren Monate verschob sich der Output um mehr als ein Jahr. Doch die Textauswahl und die Lyrics zeigen eine deutlich andere Sprache: Klar, Corona war noch in den Startlöchern, aber in Ordnung ist schon seit längerem nicht mehr viel und dies wird von den Neighborhood Brats gnadenlos angeprangert.

Wütende Texte, punkige Beats

Mit „Who Took The Rain“ geht es beinahe schon locker flockig und fast etwas fröhlich sowie recht groovig los. Doch Songzeilen wie „Nothing changes if nothing changes and we know this is the end“ zeigen, die Band ist vor allem textlich nicht gekommen, um fröhliche oder locker-flockige Themen anzusprechen. Und mit „Signs And Semantics“ kommt diese Wut und Frustration auch musikalisch zum Tragen. Der Track ist in bester 80ies Hardcore-Manier verfasst, erinnert an alte Dead Kennedys und macht auf brachiale und raue Art und Weise keine Gefangenen.

Immer weiter geht es mit wütenden Texten, aber auch vielen schönen Melodien, die als Gegensatz zu der thematischen Wut und Aggression zu verstehen sind und so noch mehr wirken. „Miss America Pageant“ beispielsweise rechnet mit den Misswahlen ab und punktet vor allem durch den großartigen Tempowechsel mitten im Song. So macht Garagen-Punk einfach Spaß. „FFBF“ ist dann wieder deutlich aggressiver gehalten, was hier aber auch am forcierten Gesang von Jenny Angelillo liegt. Mit „Transitional Housing“ gelingt dann ein echter Ohrwurmhit, dessen Thema aber wieder sehr zum Nachdenken anregt und von der schwierigen Wohnsituation in den USA handelt, aber auch auf viele andere Länder angewendet werden kann. Hier stehen Melodie sowie der treibende Beat im Mittelpunkt. Das Lied hat Hitpotenzial.

„All Nazis Must Die“ auf Tarantino-Art

Musikalische Abwechslung macht „Confines For Life“ so stark, wie dann wieder das knapp 80-sekündige und wutentbrannte Hardcore-Brett „Harvey Weinstein (Is A Symptom)“ unter Beweis stellt. Nur so, genauso kann man einen Song zu diesem Thema vortragen. Brutal Gut! Und auch „We´ll Find You“ hat alles, was diese Platte ausmacht. Melodie, raue Gitarren und eine verspielte, aggressive Rohheit, die ihres Gleichen sucht.

Und was macht man, wenn man einen Song gegen Nazis mal auf neue Art und Weise erschaffen will? Neighborhood Brats machen es uns vor und beim instrumentalen „All Nazis Must Die“ gelingt auch dies, nicht zuletzt durch seine starken Surfelemente – erinnert schon beinahe an einen Tarantino-Soundtrack. Eine ordentliche Schippe Tempo legt das Quartett dann bei „Weep For The Future“ wieder drauf. Was für ein treibender und dennoch melodischer Bastard von einem Song. „Migraines“ ist etwas grooviger ausgefallen, „Lebron James“ kann vor allem wieder mit einem außergewöhnlich melodiösem Refrain überzeugen. Das große Finale läutet dann „I Want You“ ein, wiederum ein schneller, beinahe schon etwas schriller Song, der wiederum jede Menge große Momente aufbieten kann.

Vielfalt, Abwechslung und zahllose weitere starke Momente

Ganz ehrlich: Wow! Was für ein unsagbar starkes Punkrockalbum, welches mit jedem Hördurchgang besser und noch stärker wird. War der Vorgänger „Claw Marks“ schon wirklich gut, „Confines Of Life“ gelingt es immer noch eine Schippe draufzulegen. Vor allem die musikalische Vielfalt überrascht permanent und macht dieses Werk so stark.

Langeweile sucht man vergebens und auch Ausfälle gibt es keine. Alle zwölf Songs sind mehr als gelungen und dabei ist jeder Song irgendwie anders. Zudem animiert „Confines Of Life“ zum einen zum Pogen und wilden Tanzen und prangert gleichzeitig soziale und politische Missstände auf eine Art und Weise an, wie man es selten hört. Ganz großes Kino und sicher eine der bisherigen absoluten musikalischen Überraschungen in diesem Jahr!

Video: Neighborhood Brats – Who Took The Rain

Hier erhältlich
Neighborhood Brats - Confines Of LifeNeighborhood Brats – Confines Of Life 
Release: 28. Mai 2021
Label: Taken By Surprise Records
Amazon Partnerprogramm Alben CD hier erhältlich
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Robert würde gerne über sein erstes Konzert, das er besuchte, den Mantel des Schweigens hüllen. Doch wir haben herausgefunden, dass es ein Gig der Scorpions war. Mittlerweile hat Robert im harten Bereich alle Genres durch und hört heute am liebsten alten Punk, Oi, Hardcore, Ska oder Rock´n Roll. Auch Metal darf es gerne mal sein. Seine Lieblingsbands gibt er mit Sick Of It All, Cock Sparrer, Madball, Street Dogs, The Adicts, Rude Pride oder auch Angelic Upstarts an. Wir wissen aber, da ist noch mehr. Auch sein redaktioneller Werdegang ist interessant: So war er unter anderem schon bei mainstage, burnyourears und dem in-your-face aktiv. Heute kümmert er sich am liebsten um seine Tochter oder besucht spannende Konzerte - gerne auch von neueren Bands.