Alles fing damit an, dass Fat Mike von NOFX erst Frank Turner & The Sleeping Souls kurzfristig auf ein paar Dates der “Punk in Drublic”-Tour in Europa gebucht und anschließend auf seinem Instagram Account Witze über Frank gemacht hat – erst darüber, dass er seine Tour aufgrund der Pandemie abbrechen musste; dann darüber, dass er Live-Streams von zuhause macht und zu guter Letzt auch über sein (vermeintlich nicht vorhandenes) Talent an der Akustikgitarre.
„Beide Seiten leben sich aus und bewegen sich ein wenig abseits ihrer sonst beschrittenen Wege, was erfrischend und belebend zugleich wirkt.“
Was wir alle zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten, ist, dass die vier alteingesessenen Punkrocker von NOFX gemeinsame Sache mit dem britischen Folk-Multitalent Frank Turner machen werden. Alles also nur ein kleiner Promo-Stunt für die Veröffentlichung des gemeinsamen Split-Albums “West Coast vs. Wessex” – Spaß hat es trotzdem gemacht, zuzusehen, wie die beiden sich einen kleinen Social Media Krieg geliefert haben.
Die große Ehre der Zusammenarbeit
Nun also eine klassische Split, auf der eine Band die Songs der anderen Band, bzw. des Künstlers covert. Jede Seite hat sich jeweils fünf Songs herausgepickt. Fat Mike hatte dabei, laut eigener Aussage, einen riesigen Spaß beim Durchackern der massiven Discographie von Turner, der bekannt für seine ungewöhnlichen Releases ist (wie zuletzt das Konzeptalbum über die großen Frauen der Geschichte “No Man’s Land” (Albumreview)).
Turner ging es ähnlich. So war es ihm wichtig, durch eine eher ungewöhnliche Songauswahl (“Bob” ist der einzige “bekanntere” Song, der ein Turner-Cover bekommt) zu zeigen, was für ein großer NOFX-Fan er ist. Er beschreibt es als große Ehre, dass es zu dieser Zusammenarbeit kommt.
Post-Hardcore trifft auf Broadway
Beide Seiten dieses Battles “West Coast vs. Wessex” nehmen jedoch nicht einfach einen Song der Gegenseite und verpacken ihn im jeweils eigenen Stil. Nein – die Arrangements werden auf den Kopf gestellt und so bekommen Frank Turner Songs wie “Ballad Of Me And My Friends”, “Substitute” oder “Thatcher Fucked The Kids” ein Gewand, welches ihnen sehr gut steht, während Turner Songs von NOFX wie dem angesprochenen “Bob” oder “Scavenger Type” seinen ganz eigenen Stempel aufdrückt. Die Interpretation des Songs “Eat The Meak” wandelt dabei sogar auf Post-Hardcore-Pfaden und würde sich gut in die melodischeren Parts eines Boysetsfire- oder Silverstein-Sets einfügen. Fat Mike und NOFX verwandeln dagegen Turners “Glory Hallelujah” in ein fast opernhaftes Broadway-Stück. Man merkt, wie sich beide Seiten ausleben und ein wenig abseits ihrer sonst beschrittenen Wege bewegen, was erfrischend und belebend zugleich wirkt.
Als Fun-Fact gilt es zu erwähnen, dass Frank Turner & The Sleeping Souls ihren Teil der Platte zwischen Proben und Touren aufgenommen haben, sodass Frank mehr als einmal Gesangsparts in seinem Nightliner-Bett aufnehmen musste. Es bleibt festzuhalten, dass dieses Battle keinen eindeutigen Sieger hervorbringt und wir dringend eine weitere Runde benötigen werden!