Die Nürnberger Band Melonball hat sich 2019 gegründet und ist heute, 5 Jahre später, bereits ein bekannter Name und zwar nicht (nur), wenn es um den beliebtesten Drink des Punk Rock Holiday Festivals in Slovenien geht, nach dem die Band benannt ist: Melonball sind DIE Newcomer in der deutschen D.I.Y. Skate-Punk-Szene. Was es mit dem Begriff Szene überhaupt auf sich hat, wer die Vorbilder der Nürnberger Musiker:innen sind und was es mit der aktuellen Akustik-EP eup•nea auf sich hat, hat uns Sängerin Olivia im Interview verraten.
Hallo liebe Melonballs und Glückwunsch zu eurer neuen EP! Was hat euch dazu bewogen, auf Akustik zu gehen? Basti und ich (Oli) hören immer wieder auch Akustik Punk und auch auf Festivals und Events haben sich Akustik-Shows ja etabliert. Wir hatten einfach Bock, unsere Songs auch mal in Akustikversionen zu gießen. Inspirierend war hier auch die Platte von unserem Freund Vik, der als „Dawner“ mit „Luminous“ eine, wie wir finden, fantastische Akustik-Scheibe veröffentlicht hat. Umso schöner war es, dass wir Vik auch als Produzenten für eup•nea gewinnen konnten und wir gemeinsam eine mega Zeit im Studio hatten. Den Songs eine ruhige Note zu geben, sie intimer zu gestalten, aber dennoch den kämpferischen Spirit und die politischen und gesellschaftskritischen Botschaften der Songs zu transportieren, war uns sehr wichtig und wir hoffen, wir haben das geschafft.
Wie kam es zu eurer Gründung? Aus verschiedenen Kontexten kannten sich die Gründungsmitglieder von Melonball schon vorher, aber nur recht flüchtig. Beim Punk Rock Holiday 2019 haben Basti, Jens und ich dann viel Zeit miteinander verbracht und dann war irgendwie die Idee geboren, eine Punkband zu gründen. Wir hatten keine großen Ziele oder Ambitionen, wollten einfach Mucke machen, auf die wir Bock haben. Dass wir dann schon bei unserem dritten Gig selbst beim Punk Rock Camp (Corona-Ausgabe von Punk Rock Holiday) spielen durften, hat uns absolut umgehauen.
DIE eine Punkszene!?
Ihr habt schnell viele Gigs gespielt – seid ihr in der Punkszene zuhause? Ich bin mir nicht sicher, ob es DIE eine Punkszene gibt. Natürlich hören wir seit unserer Kindheit und Jugend auch Punk/Punkrock in seinen vielen Facetten. Auch haben wir in der kurzen Zeit, die Melonball unterwegs ist, unheimlich viele neue Freunde und großartige Bands getroffen. Man hilft sich gegenseitig, beim Booking oder bietet sein Sofa zum Übernachten an und gibt sich Tipps und Hilfestellungen. Ich stelle aber immer wieder auch fest, dass auch in der Punkszene ambivalente Meinungen und Einstellungen gibt.
Laut Pressetext ist euer EP-Titel recht medizinisch und eine Anlehnung an „Breathe“, eurem Debut-Album. Wie kam es zu dieser Idee? eup•nea ist die ruhige, also eine „normale“ gesunde Atmung. Unser Debütalbum, das gespickt ist mit schnellen Skatepunk-Riffs, heißt „Breathe“. Der Titel eup•nea steht also dafür, dass wir auf der Akustik-EP fünf Songs neu interpretiert und sie teils sehr viel ruhiger und sanfter arrangiert haben.
Was liebt ihr am performen eurer Akustik-Songs, was sind die Unterschiede zu euren Full Band Shows? Wir haben jetzt zum Release der EP zwei Akustik-Konzerte gespielt – in einem Plattenladen (mono-Ton in Nürnberg) und in einer Bar in München. Natürlich ist die Stimmung ganz anders, also auf einer herkömmlichen Punk-Show. Die Leute sind still, bewegen sich kaum und hören sehr genau zu – da entstehen teils sehr schöne Momente und Energien und man fühlt sich dem Publikum auch irgendwie näher. Wir versuchen aber auch durch kurze Geschichten oder Ansagen zwischen den Songs die Stimmung etwas aufzulockern, man soll ja nicht das Gefühl haben, nicht mal atmen zu dürfen. Unser Hauptaugenmerk bleibt aber auf unseren Fullband-Shows – zu fünft macht es auch viel mehr Spaß und laut und schnell entspricht dann doch auch mehr Melonball.
Live-Auszeit im Winter
Steht auch ein neues Full Length Album an? Wir denken auf jeden Fall schon an ein neues Album. Wir sind bis Ende des Sommers aber fast jedes Wochenende unterwegs und spielen Konzerte in ganz Deutschland und Teilen Europas, dazu arbeiten wir alle und versuchen auch das Privatleben noch unter einen Hut zu bringen. Im Winter ist aber eine Live-Auszeit geplant, in der wir hoffentlich ein gutes Stück weiterkommen in Puncto neues Album.
Wer sind musikalisch eure Vorbilder? Ich denke, hier würde jedes Bandmitglied eine andere Antwort geben. Grundsätzlich ist es sehr cool zu sehen, dass die Szene auch immer diverser wird. Not On Tour sind auf jeden Fall eine große Inspiration und Sima hat ohne Frage dazu beigetragen, dass ich als Sängerin Selbstvertrauen entwickelt habe, mich in diesen „Boysclub“ zu wagen, der die Szene noch immer zu großen Teilen ist. Natürlich gibt es die „alten Helden“ wie Bad Religion und Millencolin, die die Grundsteine für unsere Musik gelegt haben. Wir sind aber immer wieder geflasht, was für geniale Bands wir immer wieder entdecken – und das vor allem abseits der Headliner-Positionen. Dead Krazukies, Heathcliff, Deadends, For I Am, Cf98, March, Dankeschatz, Captain Asshole, Drunktank, Rabies … um hier nur ein paar zu nennen.
Was ist euer Traum-Lineup auf einem Konzert oder Festivals (auf dem natürlich auch ihr spielt!) Eine sehr schwere Frage, da ich auch hier sicher bin, dass man für jede/n von uns ein ganz eigenes Festival planen müsste. Vermutlich würden wir mit den oben genannten eine große Abrissparty feiern. Dazu würde ich mir dann noch The Interrupters, F.O.D., Mute, Belvedere, Cigar und Bad Religion holen – wobei letztere vielleicht doch eher nicht, weil wir intern immer scherzen, dass wir uns auflösen können, wenn wir es jemals mit Bad Religion auf eine Bühne schaffen.