Nova – lateinisch für „Neu“ – ist das dritte Album der britischen Band Polar. Und der Name ist Programm, zumindest was das Label angeht: Es ist die erste Veröffentlichung durch das deutsche Label Arising Empire, davor hat die Band eher seltener das Label gewechselt. Auch der Sound des Albums ist weitestgehend nicht mehr der von vor zehn Jahren. Ja richtig, zehn Jahre wird die Band in diesem Jahr nämlich schon alt.
„Polar beweisen, dass man sich nicht verbiegen muss, um Erfolg zu haben“
Früher hätte man „This Polar Noise“ gesagt – aber es ist ja kein Lärm
Während auf ihrem ersten Album „Iron Lungs“ noch reine Gitarren-, Bass- und Schlagzeug zu hören waren, ist nun seit den letzten fünf Jahren der elektrische Klang unterstützend gekommen. Den Stil, den Polar seit der halben Dekade schon fahren, behalten sie also bei. Man kann aber sagen, dass das neue Album ein Kind des Debütalbums und “Shadowed By Vultures” von 2014 ist. Wer Polar schon länger verfolgt weiß, dass nicht nur Sänger Adam Woodford durch das Mikro schreit, sondern dabei auch tatkräftig von seinen Bandkollegen unterstützt wird. So kommt ein einzigartiger Sound im Gesang raus, der bis unter die Haut geht. Auffallend oft benutzt das Quintett aus Guildford auch Gang-Vocals, also einen Haufen Leute die den Text entgegen schreien oder singen, was vor allem live einen Vorteil bringt. Trotzdem ist er noch immer da: Der Sound, der die Band seit einer Dekade auf der Bildfläche und in den Ohren vieler Menschen rund um die Welt hält. Früher hätte man „This Polar Noise“ gesagt – aber es ist ja kein Lärm, es ist verdammt guter Post-Metal-Hard-Core, wie auch immer man es nennen will.
Vier der zwölf Lieder waren der Masse schon vor Veröffentlichung bekannt und geben so schon einen guten Einblick in das Album. Lieder wie „Adore“ haben schon einen Beigeschmack und erinnert an alte Zeiten. „Breath“ ist im Vergleich zu den anderen Lieder eher ruhiger. Aber wer dachte, ruhiger geht es nicht, wird überrascht sein: Ein Lied mit dem Namen „Sonder“ lädt zum Versinken und Träumen ein. 2:00 Minuten ist das gute Stück „kurz“ und entschleunigt das Tempo des doch sonst eher lauten und schnellen Albums. Kein Wunder, dass genau dieses Lied die Halbzeit von „Nova“ einläutet. Es erinnert an ein Lied, das aus den Federn von Being As an Ocean stammen könnte – minus Joels Stimme. Eine Stimme fehlt das komplette Lied über – es gibt keinen Gesang, kein Geschrei. Nur Instrumente.
Die Sterne versprechen Gutes für die Band – und das Album ist erst der Anfang
In „Amber“ ist ab und an die Singstimme einer Frau „aus dem Radio“ zu hören und Sänger Adam Woodfort legt sich bei dem Song mächtig ins Zeug. Es fühlt sich an, als wolle die Band mit dem Song eine ganz besondere Nachricht an die Hörer bringen. Adams Stimme klingt auf dem Lied anders als sonst, muss man erstmal zweimal hinhören, wer da gerade singt. Die Lieder sind und bleiben stark. Auch die Stimme einer alten Bekannten hört man wieder: Ellie Price, Sängerin bei Signals, darf 1:18 Minuten ein Lied mit ihrem Klavier singen. Es trägt den Namen „Dusk“ und hat wie „Sonder“ eine entschleuningende Wirkung, bevor Polar dann wieder ihr gewohntes Tempo vorlegen.
Das letzte Lied der Platte, das auf den Namen „Brother“ getauft wurde, beweist nochmal, dass Polar nicht unbedingt ihrem Stil treu bleiben müssen und ganz eindeutig auch nicht wollen. Der größte Teil des Liedes ist clean gesungen und erinnert hier Wiederrum sehr an Being as An Ocean. Wer das Lied singt, bleibt eine Überraschung! Soviel Spannung muss sein. Es fällt dennoch auf, dass die Band etwas Neues wagt und sich dabei wohl fühlt.
„Nova“ heißt nicht nur „neu“, sondern beschreibt auch einen sehr hell leuchtenden Stern. Mit ihrem neuen Album wollen Polar scheinbar richtig nach den Sternen greifen und weiter kommen als bisher. Das Zeug dazu hat es und mit Sicherheit findet sich der ein oder andere Hobbyastronaut und hilft der Band unter die Arme. Die Sterne versprechen also Gutes für die Band und das Album ist erst der Anfang. Polar beweisen, dass man sich nicht verbiegen muss, um Erfolg zu haben.