Polar und Tripsitter in Hannover

Die britische Band Polar tourt zur Zeit durch die Lande und machte damit am gestrigen Sonntag Abend auch im Lux in Hannover Halt. Mit im Gepäck haben sie ihr aktuelles Album „Nova“ (Albumreview), das auch als Namensgeber für diese Tour diente. Als Support sind Tripsitter aus Österreich mit von der Partie, die ebenfalls kürzlich ein neues Album veröffentlicht haben, in diesem Falle sogar das erste.
Einlass-Beginn ist heute um 19.00 Uhr, doch sieht man um diese Uhrzeit noch recht wenige Gesichter im Lux. Dennoch ist die Stimmung gut, es wird sich das Bierchen des Abends zu Gemüt geführt, begleitet von lockeren Gesprächen und neugierigen Blicken Richtung Bühne.

„We love you!“

Ohne große Worte

Dort ist in dem schummrigen Licht nämlich der Bühnenaufbau von Tripsitter zu erkennen: zwei Glühbirnen hängen links und rechts von den Amps, kleine Lichter links und rechts vom Schlagzeug, auf der rechten Seite stehen zwei weitere Leuchten und im Hintergrund eine Lichtbox. Alles scheint nur spärlich beleuchtet zu werden, das einzige Licht spendet um 20.00 Uhr die kleine Schirmlampe, die vorne auf der Bühne steht. Der Rest des Raumes hat sich weiter verdunkelt und im fahlen Schein der Lampe betreten Tripsitter die Bühne. Ohne große Worte geht es los mit „The Illusion“, dem Opener ihres Debütalbums „The Other Side Of Sadness“.

Ein Licht in der Dunkelheit

Die ersten Töne ziehen auch die Besucher vor die Bühne, wo sie von der Band freundlich weiter heran gewunken werden. Alle Blicke sind nach vorne gerichtet, vor allem interessiert, vielleicht auch ein wenig irritiert – denn Tripsitter verzichten bei ihrer Show komplett auf konventionelle Beleuchtung. Stattdessen erleuchtet der eingangs erwähnte Aufbau allein den kleinen Teil des Raums, wirklich hell wird es nur zu bestimmten Stellen in Songs, zu denen dann die große Anlage im Hintergrund ihren Schein spendet. Dieses Konzept passt zur Setlist, die bis auf „Metamorphose“ von der gleichnamigen EP, aus Songs vom aktuellen Album stammen. Das behandelt nämlich eben die Themen, die wir normalerweise gern verborgen und im sprichwörtlichen Dunkeln halten: Verzweiflung, Depression, Einsamkeit und Isolation beispielsweise, doch werden die stets begleitet von einem Funken Hoffnung, der ein kleines Licht in der Dunkelheit spendet. All das vorgetragen in Form von emotionalen Screams und angenehmen Melodien, die einem mal wuchtiger, mal subtiler entgegenschlagen.

Tripsitter lassen ihre Musik für sich sprechen. „Mourning Sea“, „Bury Me“ und „The Dreamer“ werden ohne wirkliche Pause hintereinander gespielt und lassen dem Publikum allein in den kurzen ruhigen Parts Zeit zum Applaudieren, was von der Band mit einem leisen „Dankeschön, vielen Dank!“ entgegen genommen wird.
Letztlich begibt man sich zu dem siebenminütigen „Of Flowers“ in die Menge. Zuerst wird die Lampe auf den Boden gestellt, dann eine Trommel darüber platziert. Dazu noch einen Mikrofonständer für den Sänger, der nun inmitten der Leute steht. Auch der Boden wird als „Instrument“ genutzt, an dem die Drumsticks beinahe zerschellen. Schließlich werden an beiden Enden des Raumes Drums gespielt, die vor den Zuschauern eine Art Dialog führen.
Nach diesem Schauspiel verabschiedet sich die Band mit einem schlichten „Vielen Dank, wir sind Tripsitter.“ von ihrem Publikum. Die geforderte Zugabe ist heute leider aus Zeitgründen nicht möglich und so ist es nach einer halben Stunde auch schon wieder vorbei, um für Polar umzubauen.

Bildergalerie: Tripsitter

Foto: Jenny Bank
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„I wanna see a circle pit!“

Zeit also, sich noch einmal etwas zu trinken zu holen und den Flüssigkeitshaushalt aufzufüllen, denn der wird zwanzig Minuten später ordentlich auf die Probe gestellt. Nun sind nämlich Polar an der Reihe und die verlangen ihren Besuchern von Anfang an alles ab. Kurz werden die Leute noch einladend näher rangewunken, dann eröffnen Polar ihr Set. Bereits ab der ersten Sekunde wird vor der Bühne gemosht und gepogt was das Zeug hält, angefeuert von Frontmann Adam Woodford wird gleich noch eine Schippe draufgelegt und so bildet sich auch bereits beim ersten Song ein Pit. „Breathe“ lässt zu Beginn gerade genug Zeit für eine kurze Begrüßung, die mit Applaus kommentiert wird. Das Publikum wird zum klatschen aufgefordert, was ebenso wie die Forderung „I wanna see a circle pit!“ augenblicklich erfüllt wird.

Mittlerweile ist es wirklich voll im Lux und kaum sieht man noch jemanden, der stillsteht. Nachdem bei Tripsitter bereits alle Köpfe am Nicken waren wird nun auch kräftig das Tanzbein geschwungen. Nur in den letzten Reihen sieht man noch Leute stehen, doch auch die gehen auf ihre Weise sichtlich mit der Musik mit. Der Refrain von „Mountain Throne“ wird einstimmig mitgesungen, wozu das Mikrofon auch in Richtung Publikum wandert.
Woodford hat seine Zuschauer fest im Griff und so schafft er mit den Worten „Hannover! I wanna see this whole fucking floor moving! Everyone moves!“ einen direkten Umschwung zwischen Chor und Pit, der nunmehr nahezu die gesamte Tanzfläche einnimmt.
Wenig später sind bei „Tidal Waves And Hurricanes“ dann Handherzen in der Luft zu sehen, die auch auf der Bühne wiedergespiegelt werden. Hier und da wird ein Handschlag ausgetauscht, dann ist die Ruhe auch schon wieder vorbei. „Hannover! Everybodoy move now!“ lässt der Frontmann verlauten und bedankt sich anschließend auf deutsch für die rege Beteiligung.

Widmungen und Handherzen

Mit „Adore“ folgt die neuste Single-Auskopplung des aktuellen Albums „Nova“ und wird eingeleitet mit den Worten „Hannover! Welcome to the new generation; the next chapter: Welcome to Nova!“. Darauf folgen „Devil“ und „Cradle“, die ebenfalls von diesem Werk stammen. Immer wieder sieht man nun Handherzen in der Luft, während die Songs aus vollem Herzen mitgesungen werden. Anlass dazu bietet auch der nächste Titel „Blood For Blood“. „For this next song we’re gonna take all the negative shit we’re going through and that you’re going through and turn it into something positive. So take all your anger and put it into these words!“ lautet die Ankündigung. Auch jetzt lässt sich das hannoversche Publikum nicht zweimal bitten und so schafft der Song eine Einheit, wie man sie nur auf Konzerten finden kann.
Dazu macht der Frontmann kurzerhand einen Satz in die Menge und dreht singend eine Runde als Crowdsurfer. Kurz darauf ist die Fläche schon wieder ein einziger Pit.

„Black Days“ wird der Tourfotografin gewidmet, die mittlerweile zu einer guten Freundin geworden ist, wie der Sänger erklärt. „This next song is about friendship and that is what we have with her.“ lässt er verlauten. Zu guter Letzt geht die Widmung für „Drive“ an die Fans, die den ganzen Abend alles gegeben haben. „We love you!“ verkündet Woodford ein letztes Mal, bevor mit diesem Song der Abend zu Ende geht. Ein gebührender Abschluss für ein großartiges Konzert, wie die zufriedenen Gesichter des Publikums bestätigen.

Bildergalerie: Polar

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Sarah and Jenny

Nachdem mit Power und Symphonic Metal alles anfing, entdeckte Sarah auch ihre Liebe zu Metalcore und Post-Hardcore. Mittlerweile hört sie sich quer durch alle Genre (außer Schlager) - je nachdem, wie gerade die Stimmung ist. Bands wie Parkway Drive, The Amity Affliction, Hollywood Undead und Being As An Ocean, aber auch In Flames und Avantasia bleiben dabei ewige Favoriten. Wenn sie nicht gerade mit ihrer Kamera auf Konzerten unterwegs ist, findet man sie irgendwo inmitten von Pflanzen bei dem Versuch, doch noch einen grünen Daumen zu bekommen.

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Sarah and Jenny

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