Nach erfolgreichen Supports für Peaches, Milliarden und MIA. sind Prada Meinhoff nun endlich selber auf Headliner-Tour. Mit ihrem im April erschienenen Debütalbum und der neuen „Stress“-EP im Gepäck, macht das Duo im Keller des Béi Chéz Heinz in Hannover halt. Unterstützt werden sie auf ihrer Koma-Tour von den ebenfalls aus Berlin stammenden Garage-Rockern Snøffeltøffs.
Garage trifft Swinging Sixties
Eine junge Band mit waschechtem Retro-Sound? Das sind die Berliner Snøffeltøffs! Gut gelaunt und unbeschwert eröffnet das Trio diesen Abend. Ihr cooler Garage-Rock mit Elementen der Sechziger klingt wie das uneheliche Kind von Mando Diao und den Babyshambles. „Es ist beeindruckend, wie zahlreich Ihr auf einen Sonntag erschienen seid. Das schaffen nicht mal Berliner! In Berlin wäre der Laden leer“, verkündet Sänger und Gitarrist Julian dem lachenden Publikum. Auch wenn man nicht immer mit abschließender Sicherheit zu sagen vermag, um welche Sprache es sich bei den Songtexten handelt, reißt die Spielfreude der Band alle mit.
Drummerin Meghan strahlt bis über beide Ohren und die männliche Verstärkung tanzt sogar über die Heinz-Bühne. Julian verkündet: „Nach heute Abend fahren wir wieder nach Hause, damit wir morgen im Büro sitzen können. Wir sind arme Musiker!“ Auf der Bühne und davor steigt die Stimmung trotz des bevorstehenden Montags stetig. Vor dem Gig könnte wohl das ein oder andere Bier den Weg in den Backstage gefunden haben, denn die Ansagen werden zunehmend unterhaltender: „Der nächste Song ist nicht von uns geschrieben. Es ist auch kein Coversong. Das Rätsel lösen wir nicht auf!“ Was folgt, ist der „Elbe-Delta Blues“. Mit dem letzten Stück „Park Boys“ hinterlassen die Berliner beim Hannoveraner Publikum einen bleibenden Eindruck. Verspielt, wild, tanzbar, retro, melodisch und rau – all das sind die Snøffeltøffs!
Die neue Neue Deutsche Welle
Prada Meinhoff machen Krawall – und das im besten Sinne. Chrissie Nichols singt, René Riewer spielt Bass, die Synthies kommen aus dem Kasten. Inspiriert von den Riot Girls der neunziger Jahre haben die Berliner zwischen Elektro-Punk mit viel Bass und Pop-Rock ein eigenes Genre geschaffen. Man könnte sagen, es handelt sich dabei um eine Weiterentwicklung der Neuen Deutschen Welle. Prada Meinhoff eröffnen die Show mit ihrer neuen Single „Stress“ und das Publikum tanzt von der ersten Sekunde an. „Hannover, schön, wieder hier zu sein“, begrüßt Chrissie das Béi Chéz Heinz, bevor es mit der Cover-Version von Kraftwerks „Das Model“ weitergeht.
Von Happy Birthday bis Striptease
Die kurze Verschnaufpause danach nutzt das Publikum, um ein Geburtstagsständchen für Schauspielerin und Musikerin Chrissie zu singen. Dank unauffälligem Hinweis auf Instagram, wussten die Fans natürlich Bescheid. „Express“ – der Song, der dem Berliner Duo zum verdienten Durchbruch verholfen hat – versetzt kurz darauf den gesamten Heinz-Keller in Euphorie. Der anschließende Applaus will kaum enden und viele Zuhörer jubeln.
Nach einem weiteren NDW-Cover („Eisbär“), folgt die kritische Hymne „Krieg“. Mit einem schlichten „Danke, wir sind Prada Meinhoff“ verabschiedet sich das Duo auch schon vom Publikum. Doch nach einigen Zugabe-Rufen stürmen die Beiden erneut auf die Heinz-Bühne. Und für einen letzten Song werden alle zu „Komplizen“. Die Hannoveraner tanzen, schwitzen und manch‘ einer zieht sich sogar aus. Das passiert eben nur bei Prada Meinhoff.