PUP – eine Band, die erst vor fünf Jahren gegründet wurde und mittlerweile schon gar nicht mehr aus der Punk-Landschaft wegzudenken ist – kann man getrost als eine Ausnahmeerscheinung bezeichnen. PUP sind eine Band auf die sich scheinbar alle einigen können und das obwohl sie es niemandem recht machen wollen. Aber allein ihre wunderbaren Musikvideos mit Stranger Things-Star Finn Wolfhard sorgten überall für Begeisterungsstürme. Nach zwei hervorragenden Platten folgt nun mit “Morbid Stuff” der vielzitierte “dritte Streich” der Band aus Toronto/Kanada.
“PUP beweisen auf “Morbid Stuff” einmal mehr, dass sie in ihrer eigenen Liga spielen und sich nicht an irgendwelche Regeln halten, sondern ihr eigenes Ding machen”
“I guess it doesn’t matter anyway – Coz I don’t care about nothing”
So schneidet sich der Refrain der ersten Single “Kids” bereits fest in den Gehörgang. Was ist wichtig, wenn wir sowieso alle sterben? Eine gute Frage für ein Album mit dem Titel “Morbid Stuff”, auf dem sich vieles um den Tod dreht. Sind PUP also erwachsen geworden und widmen sich nun den “großen Themen”? Ja und nein. Wenn man “erwachsen” so definiert, dass man seinen Weg gefunden hat und diesen konsequent geht, dann auf jeden Fall.
Die Band um Sänger Stefan Babcock weiß, was sie ausmacht und hat Wert darauf gelegt, an ihren Stärken zu arbeiten, anstatt zu versuchen, ihre Schwächen auszubessern. Hilfe bekommt sie dabei von Dave Schiffman, der schon Bands wie Weezer und Biffy Clyro aufgenommen und produziert hat. Schiffman schafft es, dass PUP auf “Morbid Stuff” noch mehr wie PUP klingen und das schon fast karikaturistisch überzeichnet.
Songs, bei denen einem das Lachen im Halse stecken bleibt
Schon die Namen der elf Songs zeigen, was sich hinter diesem Album verbirgt: “See You At Your Funeral” oder “Bloody Mary Kate And Ashley” (eine Anspielung auf die Olsen-Twins) sind verstörend und sarkastisch zugleich. Und dieser Trend zieht sich durch die komplette Platte. PUP greifen – metaphorisch gesagt – lachend in die Kreissäge.
Auch musikalisch legt sich hier und da ein düsterer Vorhang über die nihilistischen Texte von Babcock, nur um dann hier und da wieder von einem fröhlichen Gitarrenriff oder einem hoffnungsvollem Chorgesang durchschnitten zu werden. Hin und wieder erwischt man sich beim Lachen, während man die Songs hört, nur damit einem eben jenes in der nächsten Zeile wieder im Halse stecken bleibt. Oder es ist genau andersherum – wie die Zeile “I hope the world explodes, I hope that we all die – We can watch the highlights in hell, I hope they’re televised” (“See You At Your Funeral”) beweist. Dazwischen immer wieder frickelnde Gitarren und die PUP-typischen Gangshouts und mit “Full Blown Meltdown” sogar einen der härtesten und wütendsten Songs, den die Band je veröffentlicht hat. Dem gegenüber steht “City”, eine Ballade, die in einem Grande Finale mündet.
Man muss sie einfach lieben
PUP beweisen auf “Morbid Stuff” einmal mehr, dass sie in ihrer eigenen Liga spielen, sich nicht an irgendwelche Regeln halten, sondern ihr eigenes Ding machen – textlich, musikalisch, live und audiovisuell (bester Beweis ihr unfassbar einfallsreiches Video zu “Free At Last”). Man muss sie einfach lieben!