Das neue PUP Album „The Dream Is Over“ ist ein Werk, das wohl so ziemlich jedem Menschen in den Mittzwanzigern aus dem Herzen spricht, denn um das, was viele in dem Alter beschäftigt, geht es auf dem neuen Werk der kanadischen Punkrocker: Um die unsanfte Realität, dass sich das Leben wahrscheinlich nicht so abspielt, wie man es sich eigentlich einst vorgestellt hat.
Auch PUP sind in dieser Realitiät angekommen. „Es gibt nichts auf der Welt was ich mehr liebe als zu touren und Musik zu machen“, so Frontmann Stefan Babcock. „Aber ich merke auch, dass die romantisierte Version dieses Lebensstils, die ich mir vor 10 Jahren vorgestellt hatte, wenig mit der Realität zu tun hat. Ich habe von diesem Scheiß geträumt, als ich ein Kind war. Aber ich habe nie von den schlechten Zeiten geträumt, wenn man auf einem Supermarkt-Parkplatz in einem Van voller Typen aufwacht und sich denkt: „Fuck, ich bin 27, pleite und einsam. Was tue ich hier?“ (…) Es gibt immer zwei Arten von Tagen auf Tour“, sagt Babcock. „Acht oder neun von zehn sind die besten Tage meines Lebens, und einer oder zwei sind wortwörtlich das schlimmste, was ich mir vorstellen kann.“ Und genau das wird gleich im Opener „If This Tour Doesn´t Kill You, I Will“ thematisiert.
So bitter diese Tatsache auch sein mag – dieser Erkenntnis ist ein starkes Album entsprungen, voller Melancholie, aber auch mit einem Funken Hoffnung. Schließlich hat es auch viele Sonnenseiten, gemeinsam mit seinen Freunden durch die Welt zu reisen und hunderte verschwitze Kids Abend für Abend zum Strahlen zu bringen.
Ihrer Liebe zu schrägen Rhythmen – wie auf dem selbstbetitelten Vorgänger – sind PUP treu geblieben. Dabei zeigt sich das Tempo deutlich rasanter, die Songs hymnenhafter. Gemeinsam lässt sich die ganze Misere des Erwachsenwerdens eben leichter ertragen. Songs wie „Old Wounds“ zeigen sich passend zum Titel besonders rotzig und auf Krawall gebürstet, in den anderen neun Vertretern geht es wesentlich gesitteter, aber nicht weniger mitreißend zu.
Besonderen Stellenwert hat der Albumtitel für die Band: Sänger Stefan Babcock wurde von einem Arzt mitgeteilt, dass er aus gesundheitlichen Gründen vielleicht nie wieder singen könne – aus und vorbei der Traum. Aber PUP ließen sich nicht unterkriegen und den Traum vom Banddasein nicht vermiesen, harte Zeiten hin oder her. So soll der Titel ein ganz klares „Fick dich“ an alles und jeden sein, der diesem Traum zu nahe kommen will.
Am Ende haben PUP scheinbar nicht nur musikalisch sondern auch persönlich ihre Mitte gefunden: Die Songs wirken ausgereift und mitreißend und lassen großartige Liveerlebnisse erwarten. Persönlich hat die Band gelernt, gute und schlechte Tage zu akzeptieren – denn an den Guten fühlen sie sich wie die glücklichsten Typen der Welt. „I Hope You Know Why You Are Doing This“, singt Barbock im letzten Song „Pine Point“, scheinbar als Erinnerung daran, warum es sich auch an schlechten Tagen lohnt, den Kopf hochzuhalten und weiterzumachen. Und angesichts der Tatsache, dass das Leben nunmal kein Ponyhof ist, ist das auch das Einzige, was einem am Ende des Tages übrig bleibt: Krone richten und weitermachen.
von Hanna