Surprise! Da hauen NORTHLANE doch einfach so „mir nichts dir nichts“ ihren neuen Longplayer „Mesmer“ heraus ohne mal Bescheid zu sagen. Das hat auf jeden Fall ordentlich für Wirbel gesorgt und die PR-Maschinerie angeworfen. Doch kann das neue Album diesem Wirbel auch standhalten oder wird es durch diesen einfach zerfetzt?
Den Anfang macht der Song „Citizen“, der nach kurzem Gitarrenintro erstmal ordentlich losrockt. Die Strophe und vor allem der schon hymnenhafte Refrain kommen eher getragen daher und man fragt sich, ob es sich hier tatsächlich noch um eine Metalcore-Kapelle handelt. Aber inmitten des Songs beweist der Fünfer, dass er zur richtigen Zeit die Keule schwingen kann und damit alles niederreißt.
Auch beim zweiten Song „Colourwave“ wird dieses Wechselspiel zwischen „Keule“ und „Hymne“ fortgeführt. Aber wer jetzt denkt, dass hier alles nach einer Schablone geschrieben und vertont wurde, irrt sich gewaltig. Sicherlich ist der Refrain bei so gut wie jedem Song immer sehr melodiös und vor allem vom (nicht mehr ganz so) neuen Sänger Marcus extrem stark vorgetragen, aber auch genauso oft brechen NORTHLANE aus diesem Käfig aus. Hört Euch einfach mal in die Songs „Intuition“ oder „Paragon“. In diesen Songs alleine passiert so viel, das man mit Sicherheit mehrere Durchläufe brauch, um alles mitzukriegen.
„Mesmer“ schafft eine sehr dichte Atmosphäre und greift das Hauptthema des Albums „Ist der Mensch zum Teil Maschine oder ist die Maschine zum Teil Mensch“ in allen Belangen sehr gut auf. Das ganze Album wäre perfekt für einen Cyberpunk-Streifen à la Blade Runner. Sowohl textlich als auch musikalisch haben die Jungs hier noch einmal ordentlich zugelegt.
Jedoch gibt es auch einen kleinen Kritikpunkt: Man hat das Gefühl, dass sich die Jungs auf ein Tempo beim Schreiben des Albums eingeschossen hätten. So entsteht doch ab und zu das Gefühl, dass man schon wieder den gleichen Beat um die Ohren gepfeffert bekommt. Wenn das aber so gut gemacht ist, wie in diesem Fall, kann man das verschmerzen.
Auch wenn „Mesmer“ für alle völlig überraschend kam, so dürfte es keinen wundern, dass das Album – wie auch schon seine Vorgänger – auf ganz hohem Niveau ist. Es scheint, als wären die Jungs seit „Node“ noch enger als Einheit zusammengewachsen. Mit „Mesmer“ präsentieren sie ein sehr gelungenes Album, was den Wirbel hierum mehr als standhält.