Western Settings touren aktuell mit ihrer EP „Agnus“ im Gepäck durch Europa. Im Zuge dessen nahm sich Sänger Ricky Schmidt Zeit für ein Interview mit uns. Er verrät Euch, warum er manchmal im Prozess des Songwritings den Eindruck erweckt, geisteskrank zu sein, wie die aktuelle Tour läuft, was ihm aus schweren Zeiten hilft und warum es einige Zeit dauerte, bis das kommende Album „Another Year“ im Kasten war.
„Das Leben passiert und wird dabei nicht langsamer. Es geht einfach weiter!“
Hey Ricky, danke, dass Du dir die Zeit für unser Interview nimmst. Ihr bereist gerade Europa. Ich hoffe, dass alles gut läuft und Ihr eine gute Zeit habt. Was ist das Besondere am Tourneen für Dich?
Danke Maria, bisher läuft alles gut. Es ist immer sehr cool und ein großes Privileg herumzureisen und den Leuten die Musik, die du geschaffen hast, zu präsentieren. Ich denke, ich mag es, wenn ich mich mit verschiedenen Leuten aus aller Welt treffen und unterhalten kann. Ich genieße die vielfältigen Perspektiven, Geschichten und Freundschaften, die unterwegs entstehen. Nichts ist so gut, als solche Erfahrungen zu machen.
Und nach der langen Zeit unterwegs, wie ist es, wieder nach Hause zu kommen?
Nach Hause zu kommen ist schön. Da bedarf mental und physisch immer ein paar Anpassungen, aber nach einer Weile, fühlen sich die Dinge wieder normal an.
An welche besonderen Momente der letzten Wochen erinnerst Du Dich und warum?
Da gibt es viele Augenblicke: Zum Beispiel das gemeinsame abhängen nach der Show bei Monster Records in Hannover. Wir gingen mit einem Haufen Leute, einschließlich Dir los und hingen einfach auf der Straße rum. Es gab einen Kiosk, der Bier und andere Sachen verkaufte. Wir saßen alle auf einer Treppe und sprachen über alles und jeden. Es war für mich spannend, da wir nicht die Einzigen waren, die das machten. Es schien, als würde die ganze Straße das Gleiche tun, wie wir.
Haren Ems ragt auch ein wenig heraus. Wir spielten an einem Ort namens Kulturschiff, der im Besitz eines Paares, Yogi und Rieke, ist. Es war direkt auf dem Wasser, mitten im Nirgendwo. Tatsächlich tauchten ein paar Leute auf und alle waren super nett. Wir hatten eine wunderbare Zeit. Nach der Show gingen wir zurück zu Rieke und Yogi. Wir mussten um 05.30 Uhr aufstehen, weil wir am nächsten Tag eine neunstündige Fahrt nach Bristol hatten, was uns aber nicht davon abhielt, bis 03.30 Uhr am Küchentisch zu sitzen. Wir redeten ein wenig und tranken ein paar Drinks. Ich mag diese Leute, es sind sehr solide Menschen und sie haben sich so gut um uns gekümmert.
„Es ist schwer, nicht zu kritisch mit seinen eigenen Sachen zu sein.“
Ihr habt gerade die EP „Agnus“ veröffentlicht. Welches Feedback habt Ihr bekommen und seid Ihr damit zufrieden?
Ja, das haben wir. Wir bekommen eine Menge „es ist anders“ von den Leuten zu hören. Damit bin ich völlig zufrieden. Ich hoffe, dass Western Settings weiter wächst und sich gut in der Zukunft entwickelt. Was meine persönliche Zufriedenheit mit der EP betrifft, so denke ich, dass sie okay ist. Es ist schwer, nicht zu kritisch mit seinen eigenen Sachen zu sein.
Hast Du bestimmte Rituale beim Songwriting?
Nicht wirklich, ich habe ein paar Methoden. Ich schreibe alles in ein Tagebuch und sammle die Themen zusammen, um schließlich Teile für den Text herauszulösen. Ich schreibe über den Tag verteilt viele Gedanken und Ideen auf meinem Handy auf. Das Lustigste, was ich tue, ist, dass ich, wenn mir eine Melodie oder Zeile in den Sinn kommt, bei der ich denke, dass es sich lohnt, sie zu testen, mein Handy herausziehe und in das Sprachmemo singe, so dass ich sie nicht vergessen kann. Meistens passiert das mitten in der Nacht oder an einem öffentlichen Ort – also wecke ich entweder irgendjemanden auf oder ich sehe aus wie ein Geisteskranker, der in sein Telefon singt.
Hast Du manchmal das Gefühl, dass Du die Hoffnung verlierst? Welche Strategien verwendest Du in dunklen Zeiten?
Hmm, ja. Ich denke, jeder beschäftigt sich auf irgendeine Weise oder in irgendeiner Form mit diesem Gefühl, vielleicht sogar einige mehr, als andere. Ich würde sagen, ich habe einen recht gemäßigten Anfall von diesem Blues. Ich gehöre zu der Sorte Mensch, die sich einfach in ihre Arbeit stürzt, sobald sie durch eine seltsame Verfassung gehen. In der Regel kann ich durch die Beschäftigung und Produktivität durchhalten und mich dann auch wieder aus der Situation rausholen.
Gibt es etwas, das Dich innerhalb von Sekunden in gute Laune versetzen kann?
Meine Freundin, Jax.
„Ja! Das neue Album wird tatsächlich veröffentlicht.“
Ich habe gehört, dass Ihr im Herbst dieses Jahres euer neues Album „Another Year“ veröffentlichen werdet. Magst Du uns etwas darüber erzählen?
Ja! Das neue Album wird tatsächlich veröffentlicht. Es ist verrückt, es hat so lange gedauert, bis wir es fertig hatten und wir sind wirklich glücklich, die neue Platte mit allen teilen zu können. Hör es dir an, wenn es rauskommt.
Wie lange habt Ihr an „Another Year“ gearbeitet und warum dauerte es deiner Meinung nach so lange, bis Ihr das Album fertig hattet?
Ein paar der Songs auf diesem Album waren fast unmittelbar nach der Veröffentlichung von „Old Pain“ in Arbeit. Also haben wir so ziemlich zu dieser Zeit angefangen, daran zu schreiben. Wir waren danach viel unterwegs, so dass wir nicht viel Zeit zusammen in unserem Proberaum hatten. Wir kamen nach Hause und gingen unsere eigenen Wege, arbeiteten und bereiteten uns darauf vor, wieder auf Tour zu gehen. Das an sich hatte wahrscheinlich viel damit zu tun, wie lange wir damit beschäftigt waren, dieses Album herauszubringen. Wir haben versucht, an der Musik im Van zu arbeiten und es hat nicht funktioniert. Haha, tatsächlich erinnere ich mich lebhaft daran, dass ich versucht habe mit Dylan auf einer Fahrt nach SLC, an dem zu arbeiten, was jetzt „Back to 52“ ist und es endete mit einem Streit.
Wir hatten außerdem ein äußerst schwer verfügbares Team, als es um die Aufnahme ging. Es war ein wirklich wirklich wirklich wirklich unglaublich gutes Team. Wir nahmen mit diesem Kerl namens Ian MacGregor auf, der der beste Tontechniker ist, den ich persönlich kennengelernt und mit dem ich gearbeitet habe. Er ist ein absoluter Schatz, aber auch einer der fleißigsten Menschen, die ich kenne. Unser Freund, Tyson, produzierte das Album und auch er hatte Millionen von Sachen zu erledigen. Die Sonne und der Mond mussten sich verdunkeln, um ihre Zeitpläne mit unseren Zeitplänen zu mischen, dann und nur dann konnten wir Fortschritte machen.
Der Titel klingt etwas frustriert oder stagnierend, als ginge es darum, keine weiteren Veränderungen oder Verbesserungen mehr zu sehen. Was bedeutet „Another Year“ für Dich und warum habt Ihr diesen Titel für das Album gewählt?
Der Titel geht auf den gleichnamigen Song zurück. Es ist eine Art Tornado, der nicht so schönen Seiten des Lebens, die ich und auch andere, die mir nahestehen (und alle Menschen, die in dieser Welt, die keine Roboter sind) erlebt haben und weiterhin erleben werden. Ich denke, die Einstellung, die das Lied anstrebt, ist „Jepp, neuer Tag!“. Das Leben passiert und wird dabei nicht langsamer. Es geht einfach weiter.
„Diese Platte ist die Beste, die wir bisher als Band gemacht haben.
Wie zufrieden seid Ihr mit dem neuen Album? Wie sind die Ideen und Inspirationen für die Songs entstanden?
Ich denke, diese Platte ist die Beste, die wir bisher als Band gemacht haben. Insofern bin ich damit zufrieden. Die Inspiration für die Songs kam durch alles, was mich zu der Zeit des Schreibens umgab. Ob es nun irgendetwas war, das mich störte, etwas, das ich gerade durchmachte, oder etwas, das ich dachte oder fühlte. Manchmal springen die Themen ein wenig von Song zu Song.
Wenn Du an den Anfang und das Ergebnis der neuen Platte denkst – ist das Album so, wie Ihr es Euch am Anfang vorgestellt habt, oder ist es im Laufe des Prozesses gewachsen?
Vieles davon hat sich so entwickelt, wie ich es mir vorgestellt habe. Es gibt immer einige Dinge, die sich im Verlauf des Prozesses zum Guten oder Schlechten entwickeln.
Gefühlt wird Euer Songwriting, die Art und Weise, wie Ihr Songs arrangiert und Eure allgemeine musikalische Entwicklung von Release zu Release immer energischer und authentischer. Was waren die wichtigsten Meilensteine für Western Settings und wie würdest Du eure musikalische Entwicklung beschreiben?
Danke, ich betrachte das als Kompliment. Wir spielen schon eine Weile zusammen und ich hoffe, dass wir das, was wir tun, immer noch besser machen können. Ich versuchte einen Haufen neuer Sachen auf dieser Platte hinzubekommen, die sich von dem unterschieden, was wir bisher gemacht hatten. Ich hoffe, dass dieses Album ein frisches Gefühl vermittelt und dennoch als das zu erkennen ist, was uns ausmacht. Ich denke, die Entwicklung des Songwritings von Western Settings wird immer fokussierter. Wir versuchen immer bessere Songs zu schreiben. „Yes It Is“ und „Old Pain“ waren große Meilensteine für uns. Ich hoffe, „Another Year“ wird es auch sein.
„Bei so einem Festival, wie dem Booze Cruise, gibt es immer ein großes Wiedersehen.“
Ihr habt bereits das Booze Cruise Festival in Bristol gespielt. Worauf freust Du dich am meisten, wenn Du an Hamburg denkst?
Ich freue mich auf alle bekannten Gesichter. Bei so einem großen Festival gibt es immer ein großes Wiedersehen. Ich habe gehört, dass Hamburg da keine Ausnahme ist.
Wenn Du etwas in dieser Welt verändern könntest, was wäre es und wie würdest Du es machen?
Oh je, das ist eine gewaltige Frage. Ich bin mir nicht sicher wie, aber ich würde vieles ändern wollen. Das Problem dabei ist, dass es nur nach meinem Geschmack wäre. Meine Neuerungen würden zu Problemen anderer Menschen werden.
Das letzte Wort hast Du!
Das Leben scheint oft leer und bedeutungslos. Füllt es also mit allem, was ihr für sinnvoll haltet.