„Light up the torches and wake up the King. The smoke you’ve ignored is a flame you can’t contain. We circle the walls and claw at the dirt. We growl from our guts and howl until it hurts!“ , startet der Opener „Wolves“ des gleichnamigen Rise Against Albums. Schnell stellt sich die Frage: Wie viel Salz kann diese elende soziale und politische Brühe eigentlich noch vertragen? Die US-Rock Band ist jedenfalls mehr als angepisst und bereitet sich auf einen neue Revolution vor, um den humanistischen Grundgedanken dieser Welt vielleicht doch noch zu retten.
Eine versalzene Politsuppe, die nach und nach tödlich wirkt
Ja, die Diskussion ist keine neue und irgendwie wird man auch keine richtige oder falsche Antwort dazu finden. In achtzehn Jahren Bandgeschichte hat sich einiges verändert. Musikalisch haben sich die US-Amerikaner seit „The Unraveling“ hörbar verändert. Ihre Themen bleiben die gleichen, verändern aber immer mehr die Intensivität der Bedeutung. Bringt man den Blick also zurück auf die versalzene Politsuppe, kann man sagen, dass sie auf „The Unraveling“ nicht besonders schmackhaft war, während sie aktuell offensichtlich nach und nach tödlich wirkt. Rise Against haben die Nase ziemlich voll: „Unsere Ideen haben Zähne. Unsere Vision hat Klauen. Unser Hunger nach Veränderung ist unersättlich. Unsere Beute ist in der Unterzahl, und wir kreisen sie ein.“
Unersättlich auf allen Ebenen: So unterschiedlich wie die Probleme dieser Welt sind auch die Einschläge des aktuellen Albums. Neben dem großen Anteil an sozial und gesellschaftspolitischen Themen („Welcome To The Breakdown“), beschäftigt sich die neue Scheibe auch mit klimapolitischen („Parts Per Million“) und persönlichen („Mourning In Amerika“) Themen. „Wolves“ greift an, beruhigt, nimmt die Fackel in die Hand, stürmt zur Revolution, motiviert und gibt Halt.
Rise Against lassen sich den Mund nicht verbieten
„Ich habe erkannt, dass ich nicht nur sichere Räume schaffen will, ich will auch gefährliche, wo aber beispielsweise Frauenhass und Ausländerfeindlichkeit nicht existieren können. Ich will Räume schaffen, wo solche Meinungen keine Luft zum Überleben haben, wo diese Art von Ideen erstickt wird. Bei ‚Wolves‘ geht es nicht darum, sichere Orte zu erschaffen, es geht darum, einen Raum zu erschaffen, wo es für Ungerechtigkeit gefährlich wird“ , erklärt Frontmann Tim Mcllrath.
Gemeinsam mit dem Produzenten Nick Raskulinecz (Foo Fighters, Rush, Deftones) arbeiten Rise Against über die ganze Präsidentschaftswahl Amerikas an „Wolves“ . Somit unterstreicht das neue Werk einen der bedeutendsten Faktoren, der sich bei der Band aus Chicago nie verändern wird. Soziale und politische Missstände werden ohne geschlossene Augen anprangert. Dabei lassen sie sich nie den Mund verbieten.
So stellt das aktuelle Werk eine bissige Reaktion auf die aktuelle politische Geschichte, ruft aber auch dazu auf, dem ganzen Wahnsinn geschlossen Seite an Seite die Stirn zu bieten. „Während wir also ohne uns dafür entschuldigen zu müssen weiter ins Jahr 2017 marschieren, nehmen wir zusammen mit unserer Fanbase diese neuen Identitäten an und tragen sie wie eine Rüstung in den Kampf: We are the WOLVES!“
Willkommen in dieser Revolution
„Wolves“ braucht möglicherweise den einen oder anderen Anlauf gut ins Ohr zu gehen. Setzt man sich vermehrt mit den Lyrics, dem Background und der Intention des Albums auseinander, dauert es nicht lange, bis man mitgerissen wird. Selbst wenn man schon sein ganzes Leben diesen Kampf gegen die Ungerechtigkeiten führt, schaffen es Rise Against, die Flamme erneut zu entfachen. Willkommen in dieser Revolution – es braucht nur ein bisschen mehr Mut: „Sie mögen auf ihrem Thron sitzen, doch wir sind die Wölfe an den Toren!“
Die Essenz des Ganzen gleicht einer Laudatio der Konfrontationen. Die vermehrt genutzten Ohooho-Chöre verstärken und stützen das Bild der selbstbewussten, in sich sicheren und erbosten Front. Wie ein Fels in der Brandung auf der guten Seite. Wenn die Basis der humanistische Grundwert ist, kann sich das unausstehliche Gegenüber warm anziehen. Rise Against haben mit „Wolves“ mitten ins Schwarze getroffen. Ob das eine positive Aussage für den Zustand unserer Welt ist, bleibt fraglich.