Erst im Januar hat Jerome Reuter mit seinem Projekt Rome mit „Le Ceneri Di Heliodoro“ ein hoch gelobtes Album veröffentlicht. Nun ist er mit Unterstützung seiner Band auf einer ausgedehnten Album-Tour durch Deutschland, Polen und Österreich. Bei ihrem Auftritt im Mephisto des Kulturzentrums Faust holen sich die Luxemburger Unterstützung von der Solo-Künstlerin Blurred Twin aus Hamburg.
Eine großartige Band, die ihr Handwerk beherrscht!
Nicht von dieser Welt
Das Motto von Kristin Drechsler, die mit Künstlernamen Blurred Twin heißt, lautet „media vita in morte sumus“. Übersetzt bedeutet das so viel wie „Mitten im Leben sind wir vom Tod umfangen“. Und nicht nur mit dieser düsteren Vision, sondern auch mit ihrer ungewöhnlichen Musik, passt die Hamburgerin perfekt zu Rome. Im dämmrigen Licht, nur umgeben von ein paar Kerzen, sitzt sie vor ihrem Instrument auf der Bühne. Mit dem Harmonium und ihrer eindringlichen Stimme erzeugt sie so hoffnungsvolle wie düstere Klänge. Das Konzert hat eher den Charakter eines Rituals, denn die gleichförmigen Bewegungen des Harmoniums versetzen das Publikum in eine andächtige Stimmung. Vor ihrem letzten Stück „Silence“ bedankt Kristin Drechsler sich bei den Hannoveranern und auch bei Rome, die sie auf einigen Terminen ihrer Tour begleiten darf.
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Düster-melancholische Hymnen
Drei in Schwarz gekleidete Männer betreten die Bühne und eine gespannte Stille legt sich über den Raum. Dann erklingen die ersten Akkorde und die tiefe, sanfte Stimme beginnt zu singen. Rome ist das Musikprojekt des Luxemburger Songwriters Jerome Reuter. Mit „Le Ceneri Di Heliodoro“ veröffentlicht er bereits sein 13. Album und kehrt darauf zu seinen musikalischen Wurzeln – dem düsteren und facettenreichen Neo-Folk – zurück. Nach „Celine In Jerusalem“, einem älteren Stück, begrüßt Reuter das Hannoveraner Publikum: „Vielen Dank und guten Abend!“
Als musikalisches Multitalent erweist sich der Namensgeber des Projekts bei „Like Lovers“, als er kurzerhand die Konzertgitarre gegen Percussions eintauscht. Nach „Spanish Drummer“ klingen die ersten Akkorde von „Uropia O Morte“ aus dem neuen Album an und das Publikum ist endgültig verzaubert. Im Takt der Musik wiegen sich die Fans mit geschlossenen Augen und singen den Refrain „You said we didn`t bleed enough. Are we bleeding enough for you now?“ mit. Reuter stellt nun auch den Rest des 2005 gegründeten Projekts Rome vor: Erik spielt gleichzeitig Gitarre und Bass über Fußpedale, Patrick steht an den Drums.
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Chanson Noir als eigenes Genre
Ohne viele Worte geht es von einem großartigen Song zum nächsten. Und bei der Mischung beweisen Rome ein geschicktes Händchen, denn Altes und Neues wechselt sich stetig ab. Bei der Ankündigung zu „West Knows Best“ gibt es einen regelrechten Gefühlsausbruch – aus dem Publikum ertönen mehrere Jubelrufe. Thematisch passend geht es mit „Who Only Europe Know“.
Bei „Our Holy Rue“ wird Gitarrist und Fuss-Bassist Erik kurzerhand zum zweiten Drummer. Es ist insgesamt ein düsteres Bild, das Rome in seinen melancholischen Folksongs – die sie Chanson Noir nennen – zeichnet. Danach verlässt die Band kurzzeitig die beschauliche Bühne, aber natürlich nicht für lange: Unter Jubelrufen und Applaus kehrt das Trio an seine Instrumente zurück. „Vielen Dank, Hannover“, wirft Reuter mitten im Song „Swords To Rust“ ein und reißt damit die Anwesenden aus ihrer Trance. Nach diesem nahezu ohne Unterbrechungen vorgetragenen, 19 Songs starkem Set verbeugen sich die drei Musiker gemeinsam. Als Fazit bleibt: Rome ist eine großartige Band, die ihr Handwerk beherrscht und dank dem Einfallsreichtum ihrer drei Mitglieder auch live dazu in der Lage ist, eine erstaunliche musikalische Bandbreite abzubilden.