Stick To Your Guns – True View

Man kann Stick To Your Guns definitiv nicht vorwerfen, dass sie faul wären. In vierzehn Jahren fünf Alben und drei EP‘s zu veröffentlichen zeugt schon fast von Arbeitswahn. Hinzu kommt auch noch, dass Frontmann Jesse Barnett mit seinem Nebenprojekt Trade Wind ein Album veröffentlicht hat (Review). Wie da noch Zeit blieb, das neue dreizehn Song starke Album „True View“ neben dem ganzen Tour-Plan und Nebenprojekten zu schreiben und aufzunehmen, bleibt wohl ewig ein Geheimnis des Quintetts aus Kalifornien. Soll aber auch egal sein, solange die Qualität nicht darunter zu leiden hat.

Brutal ehrlich und authentisch

Nach dem Ausflug in sozialkritische Themen auf dem Vorgänger „Disobedient“ merkt man direkt beim Opener „3 Feet From Peace“, dass nun wieder die Gefühlswelt Thema auf „True View“ ist. Es geht um Selbstreflexion, Selbstkritik und auch Demut. Sänger Jesse geht dabei textlich hart mit sich ins Gericht und schleudert uns beim ersten richtigen Song „The Sun, The Moon, The Truth: The Penance of Self“ brutal ehrlich die Zeile „Break me down, the only way I’ll learn“ entgegen.

Vor allem, weil Jesse seine eigenen Erfahrungen auf dem neuen Album verarbeitet, klingt alles unglaublich authentisch. Man hat nie das Gefühl, dass irgendetwas aufgesetzt wirkt. Genau das ist gerade bei solch einem Album-Thema extrem wichtig.

Verpackt wird dies natürlich in dem gewohnt sehr guten Songwriting der Kalifornier. Brachiale Strophen bilden den Kontrast zu melodischen und nahezu hymnenhaften Refrains. Vor allem manche Strophen des Albums gehen in puncto Härte wieder mehr in Richtung Debüt-Album „For What It’s Worth“. Das dürfte vor allem Fans der ersten Stunde sehr freuen.

Stick To Your Guns können auch anders

Songs wie „Married To The Noise“ oder „Owed Nothing“ laden energiegeladen zu einer zünftigen Moshpit-Partie ein und reißen alles nieder. Aber Stick To Your Guns können auch anders und betreten auf ihrem neuen Album gleichzeitig auch neue Gewässer.

Hier stechen vor allem Songs wie „56“ – welcher als astreine Posthardcore-Nummer daherkommt und „The Better Days Before Me“ – welches vielleicht sogar als eine Hommage an die Melodic-Hardcore-Giganten The Ghost Inside zu sehen ist – hervor. Allen voran überrascht auch der überragende End-Track des Albums „The Reach For Me: Forgivness Of Self“. Gerade dieser Song klingt zwar rein musikalisch kein Stück nach Stick To Your Guns, aber das schon fast pop-punk-artige Songwriting und Jesses traurig anmutende Gesangslinien bilden einen krönenden Abschluss eines überragenden Albums. Sowohl thematisch als auch musikalisch.

„Egal, wie man die Platte findet, sie war für uns notwendig. Dieses Album musste geschrieben werden, und ich bin froh, dass es passiert ist“, so Jesse und dem kann man sich bedingungslos anschließen. Wir können dankbar sein, dass „True View“ geschrieben wurde.