The Baboon Show und Spiders in Hannover

Foto: Maria Graul

Energiegeladener Punkrock aus Schweden ist untrennbar mit einer Band verknüpft – The Baboon Show. Ebenjene sind Ende September erneut auf den Brettern des Kulturzentrums Faust zu Gast – mittlerweile fast ein Heimspiel. Dass die Show an diesem Mittwochabend restlos ausverkauft ist und das sogar als erste der gesamten „God Bless You All“-Tour, ist kein Zufall. Auf das Hannoveraner Publikum ist eben Verlass. Wenn Cecilia Boström sich ankündigt, wird nicht lange gefackelt, sondern beim Ticket-Dealer der Wahl möglichst schnell auf Kaufen geklickt. Begleitet wird das Quartett von den ebenfalls aus Schweden stammenden Spiders.

Ich liebe sie. Kann ich sie mit nach Hause nehmen?<span class="su-quote-cite">Frida Ståhl</span>

Zwischen wilden Siebzigern und Krach

Kurz nach 20.00 Uhr betritt die Band um Ann-Sofie Hoyles die Bühne. In ihrem hautengen, getigerten Catsuit und mit der rostroten Mähne ist die Frontfrau bereits optisch eine Erscheinung. Als die ersten Töne erklingen, ist das Publikum sogleich in ihren Bann gezogen. Akustik, Optik und Performance muten ungezügelt, wild – und irgendwie vintage an. Nicht verwunderlich, denn die Schweden geben den Hard Rock der 1970er und früher 1980er Jahre, mit Bands wie Dead Moon, Girlschool und Motörhead, als ihren größten musikalischen Einfluss an. Zu „Shake Electric“ geht das Publikum bereits gut mit, vereinzelt wird getanzt.

Die Geschichte der Spiders, die seit 2010 gemeinsam Musik machen, klingt ein wenig wie ein modernes Rock-Märchen. Der ehemalige Witchcraft- und Troubled-Horse-Gitarrist John Hoyles hatte sich mit Graveyard-Schlagzeuger Axel Sjöberg zusammengetan, später stieß Hoyles Ehefrau Ann-Sofie als Sängerin hinzu. Komplettiert wurde die Band durch Bassist Matteo Gambacorta, der 2013 durch Olle Griphammar ersetzt werden sollte. Nach der Veröffentlichung einer EP und einigen Auftritten folgte im Oktober 2012 das Debütalbum Flash Point. Seitdem hat sich das Quartett bereits mit Graveyard, Kvelertak, Blood Ceremony oder Uncle Acid & The Deadbeats eine Bühne geteilt.

Neben den klassischen Rock-Instrumenten kommt bei ihrem Auftritt auch eine Mundharmonika zum Einsatz. Frontfrau Ann-Sofie steckt voller Energie, wirbelt von einer Seite der Bühne auf die andere, klettert auf die Monitor-Boxen und singt dabei ungerührt weiter – echter Rock’n’Roll eben. Das melodische „Burning for you“ bringt den Saal schließlich auf die richtige Temperatur. Ohne eine Verschnaufpause geht es mit „Hard Times“ weiter. Der Sound ist hierbei deutlich gitarrenlastiger, rauer und mutet trotz des vergleichsweise langsamen Tempos wild an. Die Menge in der inzwischen sehr gut gefüllten 60er-Jahre-Halle geht gut mit. „Hannover, ihr wisst, wie man rockt“ lautet dann auch Ann-Sofies abschließendes Urteil, bevor sich die Band verabschiedet.

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Neuer Gitarrist, altes Feuer

Orchestrale, fast sakral anmutende Klänge füllen das Kulturzentrum, dann erklingen die ersten Töne von „Made up my Mind“, das auch der Opener des im Januar erschienenen Albums „God Bless You All“ ist. Das vor der Bühne gespannte Banner fällt und gibt den Blick auf die Hauptattraktion des Abends frei. Von der ersten Sekunde an strahlen die Baboon Show-Musiker Energie, Wildheit und Freude aus – ein Garant für einen unvergesslichen Abend. Frontfrau Cecilia Boström wirbelt in einem Cut-Out-Body und engen Hosen über die Bühne – und ihre Energie überträgt sich sofort auf die rund 650 Besucherinnen und Besucher. Schon beim zweiten Song „Shame“ steht sie auf der Absperrung vor der Bühne, um auch physischen Kontakt zu den Hannoveranern aufzunehmen.

Doch eine Veränderung fällt an diesem Abend gleich ins Auge: Nachdem sich Gitarrist Hakan im Mai dazu entschlossen hatte, die Band zu verlassen und sich ausschließlich auf seine musikalische Karriere als Mitglied von Mando Diao zu konzentrieren, hat Simon Dahlberg seinen Platz eingenommen. Der Qualität der Live-Show tut das jedoch keinen Abbruch. Das Quartett strotzt an diesem Abend nur so vor Kraft und spielt sich durch eine abwechslungsreiche Setlist. Auf das namensgebende „God Bless You All“ folgt „Me, Myself and I“.

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Eine Punkrock-Predigt

„Es ist großartig, euch nach so langer Zeit wiederzusehen“, verkündet Cecilia, bevor sie „Straight From The Heart“ anstimmt und anmutig ins Publikum springt, wo die Fans sie nur zu gerne auffangen. Cecilia crowdsurft zur Theke, auf der sie weiter performt und singt – was für eine Leistung, was für eine Power-Frau. Zurück auf der Bühne geht es mit Stücken wie „The History“, „Gold“ und „It`s A Sin“ weiter und sogar Spiders-Sängerin Ann-Sofie kehrt noch einmal für ein Duett zurück. Kaum wegzudenken ist auch die Hymne „Class War“, die überzeugt, wütend und mit nach oben gereckten Fäusten vom Publikum mitgesungen wird.

Mit „Same Old Story“, „You Got a Problem Without Knowing It“ und „No Afterglow“ wird das vorläufige Ende des Abends eingeläutet. Nacheinander verlassen die Musiker die Bühne, doch natürlich dauert es nicht lange, bis die Band noch einmal für einige Zugaben zurückkommt. Cecilia hat die kurze Pause genutzt, um sich umzuziehen und so geht es mit neuer Energie und „Tonight“ in die Verlängerung. Die Hannoveraner nutzen ihre Chance, singen und springen ausgelassen mit, tanzen Pogo und duschen einander – mal mehr, mal weniger freiwillig – mit Bier. Bassistin Frida ist sichtlich ergriffen von der Stimmung und sagt zu Cecilia: „Ich liebe sie. Kann ich sie mit nach Hause nehmen?“. Mit „Radio Rebelde“ und einem glücklichen Publikum geht die Show nach etwa 90 Minuten zu Ende und The Baboon Show verabschieden sich zu Bonnie Tylers „The Best“ von den Hannoveranern. Was für eine Show, was für ein grandioser Abriss – auf The Baboon Show ist eben Verlass.

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