The Rumjacks, Booze & Glory und Jesse Ahern in Hannover

Foto: Maria Graul

Wenn die neuen Schwergewichte in Sachen Folk-Punk The Rumjacks und die Streetpunks Booze & Glory zusammen eine Doppelheadlinershow geben, dann ist das ein Pflichttermin. Am Dienstag, dem 14. November, ist es soweit. Beide Bands spielen groß im Béi Chéz Heinz in Hannover auf. Support kommt von Jesse Ahern. Und gut 250 Besucher sind mit dabei. Da wäre sicher noch mehr drin gewesen, aber vor allem das Parallelkonzert von Mad Caddies in der Faust dürfte hier ein paar Zuschauer gekostet haben. Ein großartiger Abend wird es dennoch.

Zeit für eine Punkrock-Party

Jesse Ahern hat die undankbare Aufgabe, während des Einlasses starten zu müssen. Um 20 Uhr, als noch viele Leute gar nicht vor Ort sind, ist der Singer/Songwriter aus Boston mit seinem Akustik-Punk und seinen Folk-Rebel-Songs leider schon durch. Gegen 20.20 Uhr sind dann bereits Booze & Glory an der Reihe. Neuerdings sind die Punkrocker zu fünft unterwegs, da sich Sänger Mark aufgrund seiner Krebserkrankung, die er zwar zum zweiten Mal besiegt hat, vorerst nur noch auf das Singen fokussiert. Der neue Mann an der Gitarre macht seine Sache aber auch sehr gut und so entwickelt sich über 65 Minuten ein richtig gutes Konzert, mit Best-Of-Charakter und wenigen Ansagen. Los geht es nach einem 80er Jahre Intro vom Band von James Horner mit „London Skinhead Crew“, gefolgt von „“Leave The Kids Alone“ und „C´est La Vie“ von der aktuellen EP „Raising The Roof“. Erst dann wendet sich Mark mit „Wie geht es euch Hannover. Zeit für eine Party, seid Ihr bereit?“, erstmalig an das Publikum. Und die Anwesenden nehmen diese Aufforderung nur zu gerne an. Vor der Bühne wächst die Zahl der Tanzenden und Feiernden stetig. Weiter geht es mit „Days, Months & Years“, „Betrayed“ und „Ticking Bombs“.

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Hits, Hits, Hits.

Booze & Glory nutzen Ihre Zeit für Musik und spielen Hits, Hits und Hits. Zwischendurch geht Mark noch auf das Jahr 2019 ein, als man das letzte Mal in Hannover war und es leider ziemlichen Ärger im Publikum gab. „Passt auf euch auf und so ein Ärger muss wirklich nicht sein“, lautet seine Botschaft. „Raising The Roof” entstand übrigens während der Corona-Krise und der Titelsong handelt davon, dass man nur von Partys träumen konnte. Die vielen Sing-A-Long-Parts werden dankend mitgegrölt. „Bei „Carry On“ ist ein Circle Pit um die Mittelsäule des Chez Heinz erwünscht und wird natürlich geliefert. Einem Orgelintro folgen „Simple“, „Swinging Hammer“ und „Live It Up”. Im kommenden Jahr wird übrigens “As Bold As Brass”, das vielleicht beste Album der Band, zehn Jahre alt. Daher kündigt Mark eine Jubiläumstour für 2024 an und unterstreicht diese Aussage direkt mit „I Hope You Still Remember“ bevor er „Blood From A Stone“ allen Arbeiter*innen widmet. Mit dem West Ham United Song „Three Points“ und „The Streets I Call My Own”, welches Mark dem Publikum in Hannover widmet, wird das Finale eingeläutet. Und dieses zelebrieren Booze & Glory zusammen mit dem lauthals grölenden Publikum schließlich mit „Only Fools Get Caught“. Dann ist Schluss. Super Konzert, aber auch extrem warm. Zu Outroklängen von Robert Tepper, wieder im 80er-Stil, sucht man daher kurz das Freie auf, ums sich etwas abzukühlen.

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Prost an alle fröhlichen und schönen Menschen

Nach dem kurzen Luft schnappen und mit einem neuen Kaltgetränk in der Hand geht es dann auch direkt weiter. The Rumjacks sind an der Reihe. Es ist doch ein klein bisschen leerer geworden. Zu Beginn hat das ursprünglich aus Australien stammende Sextett ein wenig mit dem kleinen musikalischen Bruch zu kämpfen. Denn nach melodischem Streetpunk mit Oi-Kante folgt nun Folk Punk. Doch die Band, die sich sprichwörtlich den Hintern auf Tourneen wund spielt, kann das schnell kompensieren. Erst zu Beginn des Jahres war man als Support für die Dropkick Murphys in Hannover. Doch dieser Abend beweist schon früh, The Rumjacks gehören eher auf die kleinen und familiären Bühnen. Los geht es mit „Kirkintilloch“ und „Fistful Of Roses“. Der aus Boston kommende Sänger Mike Rivkees brilliert an der Thin Whistle, ist aber immer noch in Jacke aktiv und das bei den Temperaturen. Respekt!

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Rude Girls und Boys

Die Spielfreude auf der Bühne ist von Beginn an greifbar und so springt auch bald der Funke über. „Bloodsoaked And Chorus“ und „Saints Preserve Us“, gewidmet den Rude Girls und Boys, tun ihr Übriges und treiben die Stimmung weiter an. Und dann haben die Rumjacks mit „Smash Them Bottles“ eine kleine Überraschung im Gepäck. Der Songs ist der erste Vorbote auf das neue Album, welches bald folgen wird. Ein vielversprechender Song, etwas skalastig, der aber durch seinen hymnenhaften Refrain prädestiniert für einen Hit ist. Man darf gespannt sein. Es folgen „One For The Road“, „Bullhead“ und „Through These The Iron Sights”. Bassist Johnny McKelves will am liebsten mit allen anstoßen. Die Stimmung ist super, aber bei diesem Best-Of-Set, quer durch alle Schaffenswerke, mit leichtem Gewicht auf die beiden letzten Outputs „Hestia“ und „Brass For Gold“ auch kein Wunder. „Sainted Millions“, „Across The Water“ und die Ballade „Rhythm Of Her Name” sind als Nächstes an der Reihe. Hier schnappt sich Mike das erste Mal eine Gitarre. “My Time Again“ treibt die gute Laune weiter an und so findet es Johnny super „all diese schönen und fröhlichen Gesichter zu sehen.“ Der Höhepunkt ist wahrscheinlich bei „Light In My Shadow“ erreicht, alle Reserven werden hier mobilisiert und auch Jesse Ahern kommt auf die Bühne, um zu unterstützen. The Rumjacks begeistern immer weiter und legen direkt mit „Hestia“ noch einen darauf. Die Krönung sind dann „The Pot & The Kettle“ und „An Irish Pub Song“. Dann ist Schluss, aber die Band kommt zu dem Traditional „I´ll Tell Me Ma“ noch einmal zurück.

Klasse Abend, zufriedene Gesichter

Was ein Abend. Booze & Glory und The Rumjacks liefern komplett ab und zaubern viele Glücksmomente in die Gesichter der Anwesenden. Beide Bands zeigen, dass Sie zu größerem bestimmt sind und einfach nur Spaß machen. Bitte mehr davon. Das hier und heute war einfach nur Klasse!

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