Thy Art Is Murder, Whitechapel, Fit For An Autopsy und Spite live in Antwerpen

Thy Art Is Murder live in Antwerpen
Foto: Sebastian Wittag

Es gab viel Wind um die Australier in Thy Art Is Murder in letzter Zeit, seit der inzwischen ehemalige Frontmann und Sänger CJ McMahon kurzweg von der Band entlassen wurde, da er sich auffällig unter einem Video auf Instagram geäußert hat. Seitdem gab es viel Diskussion und Seiten beziehen unter der Fans und der Szene insgesamt. Zeitgleich zu seinem Rauswurf kam außerdem das neue Album der Death Metal Schwergewichte am 22. September mit dem Titel “Godlike” über das hauseigene Label Human Warfare raus.

So war es eine spannende Angelegenheit zu sehen, was auf der aktuellen Europa-Tour passieren würde. Wie reagieren die Fans auf den neuen Sänger, wie ist die Stimmung und wie geben sich die Supportbands? Also sind wir nach Antwerpen in Belgien gefahren und haben uns die Show im Kavka angesehen.

Es bleibt spannend zu beobachten, wie es mit Thy Art Is Murder weiter geht.Sebastian

Voller musikalischer und körperlicher Einsatz

Es ging los mit Spite aus Kalifornien, die in den letzten für immer mehr Aufmerksamkeit sorgen konnten. Das Kavka ist an sich schon eine recht kleine Venue mit zwei verschiedenen Bühnen, die man je nach Kapazität und Verkauf der Show nutzen kann. Anders als bei anderen Shows wurde also für alle Bands der gleiche Platz genutzt und das Drumset immer neu ab- und aufgebaut. Spite gaben auf jeden Fall einen guten Start in den Abend und zeigten vollen Einsatz – musikalisch und körperlich. Quasi sämtlichen Platz genutzt, der da war.

Belgien gilt generell als schwieriges Publikum und das hat sich leider auch wieder bewahrheitet. Von Anfang an gab es ein Brett nach dem anderen auf die Ohren und dennoch blieb der Großteil der Menge still, was schon ein bisschen absurd anzusehen war. Zum Glück konnte sich ein erster harter Kern im Pit-Bereich dazu animieren lassen, etwas loszutreten. Spätestens zu Spite´s erfolgreichstem Song “Kill Or Be Killed” ging es dann richtig los. Nach weniger als 30 Minuten war dann auch schon wieder Schluss.

Bildergalerie: Spite

Volle Wucht!

Eine kurze Umbaupause später – begleitet von trashigen Pop-Songs der 90er, also genau das richtige auf einer Metal-Show – ging es weiter mit Fit For An Autopsy. Die Band hatte erst im April dieses Jahres die “The Aggressive Sessions” EP zusammen mit Thy Art und Malevolence veröffentlicht und ist ohnehin eng mit den Headlinern des Abends. Sobald sie auf der Bühne waren, merkte man ihnen die Erfahrung der letzten Jahre an. Eine einwandfreie Show von Anfang bis Ende. Technisch fehlerfrei und mit viel Wucht vorgetragen. Inzwischen war die Halle auch sehr gut gefüllt, auch wenn das von ganz vorne nicht zu hundert Prozent einzusehen war. Es schien jedoch fast auch so, als würde das Konzert überverkauft, so eng wie es teilweise zuging. Das Sechstett aus Jersey gab natürlich neben ihren aktuellen Neuerscheinungen wie “Far From Heaven” auch ältere Hits ihres Katalogs zum Besten wie beispielsweise “The Tragic Sea of Beasts” oder “Hellions”. Solide Show, die auch gerne etwas länger hätte gehen können.

Bildergalerie: Fit For An Autopsy

Alte Hasen

Als nächstes waren Whitechapel um Sänger Phil Bozeman an der Reihe. Man hatte ein bisschen das Gefühl, dass aktuell um diese Band am wenigsten Hype ist, jedoch weiterhin natürlich eine solide Bank auf der Bühne und auf Platte ist. Während man die Band ursprünglich für guten Death Metal und schnelle Riffs kennt, ist sie mit ihrer 2019er Platte “The Valley” in die ruhigen mysteriösen Töne eingestiegen und lässt dies nun auch in ihren Live Shows einfließen. So war das Intro in der Art von “Hickory Creek”: Ein ruhigeres Gitarrenintro, das auch gut in Horrorfilme passen würde. Später stand dann eben dieser Song selbst auf der Setlist und Bozeman konnte seine Clean Vocal Skills unter Beweis stellen. Und die können sich sehen lassen!

Ansonsten gab es natürlich das gewohnte Brett der Band aus Knoxville, Tennessee. Als krönenden Abschluss lieferten sie uns noch “The Saw Is The Law” ab, bevor sie sich wieder verabschiedeten. Leider schien die ganze Show ein bisschen wie eine weitere Routine ohne große Interaktion mit dem Publikum oder herausragende Motivation. Aber wer soll es ihnen nach so vielen Jahren und Shows auf der ganzen Welt übel nehmen, wenn nicht jede Show 110% ist.

Bildergalerie: Whitechapel

“And don´t whine about it like a bunch of fucking losers.”

Und dann war es soweit – die Bühne wurde freigeräumt, das Schlagzeug ausgetauscht und der neue Signature Mikroständer vom neuen Sänger Tyler Miller (ehemals Aversions Crown) wurde aufgestellt. Alle waren gespannt, was der neue Frontmann mit Thy Art Is Murder macht und wie sie nun live sein würden. Und eins vorweg: es war definitiv anders und komisch, nicht CJ mit seiner schwarzen North Face Jacke vorne zu sehen. Aber nun gut. Wie man es von TAIM kennt, haben sie eine abgestimmte Show, die Licht & Sound aufeinander abgestimmt hat und zu den Akzenten die passenden Lichtimpulse setzt. Davon gibt es ja schließlich einige. Über die Show an sich und die Fähigkeiten der Band an sich muss man also gar nicht groß sprechen, Thy Art ist weiterhin eine der tightesten Live-Bands im Bereich Death Metal aktuell.

Und auch die neue Stimme führte zu keinen großen Veränderungen. Zumal man wissen muss, dass die neue Platte bereits mit Miller aufgenommen wurde und dies erst ein paar Tage nach VÖ kommuniziert wurde. Man war also in der Annahme, dass weiterhin CJ zu hören sei und es ist niemandem aufgefallen, dass es bereits der neue Sänger ist.

Bildergalerie: Thy Art Is Murder

Aber natürlich musste es während der Show dazu kommen, dass nicht wenig Leute “CJ! CJ! CJ!” riefen und ihren Unmut über den Besetzungswechsel und die Art und Weise, wie das alles passiert ist, breit zu machen. Leider war die Reaktion von Miller nicht gerade glimpflich als er sagte “And don´t whine about it like a bunch of fucking losers.” Naja. Auch der Rest der Band schmunzelte es nur weg und ließ sich gar nicht erst darauf ein. Kann sich ja nun jeder selbst ein Bild davon machen, was man davon halten soll.

Während der Show sind auch schon einige Leute eher gegangen, obwohl die Show, wie gesagt, ziemlich gut war. Es bleibt also spannend zu beobachten, wie es mit der Band weiter geht. Die ersten Festivalbookings für 2024 bestätigen schonmal, dass sich nichts zu ändern scheint.