Tommy and June – s/t

So begab es sich zu der Zeit, als das Fat Wreck Chords Mastermind Fat Mike diese beiden Singer/Songwriter aufsammelte, die zwar eine ganze Menge drauf hatten, aber in ihren Soloprojekten zu wenig Erfolg verzeichneten konnten. Wenn man der Überlieferung Glauben schenkt, brachte er die beiden „allein“ durch eine E-Mail zusammen, machte über das hauseigene Label ein bisschen geheimnisumwogene Promo und zack, waren Tommy und June in aller Munde.

„Jetzt mal unter uns, kann es einen besseren Soundtrack für einen Sonntagmorgen in einem viel zu großen Shirt, mit dem besten Kaffee der Stadt in der Hand, auf dem eigenen Balkon, im Licht der noch jungen Sonne des beginnenden Tages geben?“

Wie die Men in Black versprechen Tommy, seines Zeichens Frontmann einer israelischen Punkband aus Haifa und June, der kolumbianische Araber, schon über das Plattencover einen mehr als motivierten Aufbruch. Die Songs werden sich im Kopf festsetzen. Immer mal wieder erwischt man sich dabei, Songs wie „Jetlag Blues“, „Better Life Story“ oder „Mary Unfaithful“ in besonders entspannten Situationen vor sich hinzusummen.

Geheimnis hin oder her

Jetzt mal Butter bei die Fische: Yotam Ben Horins Stimme ist so eindrücklich, dass schon beim ersten gesungenen Wort des Openers „Lonely Train“ klar ist, wer sich hinter Tommy versteckt. Dieser ist fürs Songwriting zuständig und übernimmt gleichermaßen den Leadgesang aller Tracks. Außerdem ist spätestens bei „Adulthood“ der „Spaß vorbei“ und man kann eins und eins zusammenzählen. Ich musste ein bisschen über den Facebookpost „…they did a great cover of my song “Adulthood”!“ schmunzeln, denn dann haben Tommy and June wohl auch „Young Man Bones“ von Yotams Album „California Sounds“ gecovert.

June schreibt sich die Arrangements auf die Fahne und unterstützt bei allen zehn Songs die Harmonien. Und auch, wenn Fat Mikes Geheimnis zumindest bei Tommy leicht zu lüften scheint, muss man ihm sein Gespür für großartige Musiker hoch anrechnen. Beide Vollblutmusiker passen genauso gut in die Fat Wreck Familie, wie sie mit ihrem neuen Projekt, musikalisch, nicht weiter weg sein könnten. Wer jetzt mäkeln möchte, dass hier zwischen all den folkigen New Wave Elementen nicht von Punk gesprochen werden darf, wird für den Rest seiner Zeit nicht mehr ernst genommen. Zwanzig Minuten, die kurzweiliger nicht sein können, wechseln zwischen herzzerreißenden Balladen wie „Young Man Bones“ und Vollgasnummern wie „Black Maze“ oder „Ghost Of Paris „, die ganz klar die musikalische Herkunft der beiden bestätigen.

Kann es einen besseren Soundtrack für einen Sonntagmorgen geben?

Dass die Lieder, die hier geschrieben und neu eingespielt wurden, vielleicht nicht autobiografisch sind, aber mitten aus dem Leben kommen, verdeutlicht dieser unfassbar gelungene Mix aus fesselnder Schwere und höchst eingängiger Leichtigkeit in Sound und Harmonien. Jetzt mal unter uns: Kann es einen besseren Soundtrack für einen Sonntagmorgen in einem viel zu großen Shirt, mit dem besten Kaffee der Stadt in der Hand, auf dem eigenen Balkon, im Licht der noch jungen Sonne des beginnenden Tages geben? Ich glaube ja nicht! Und wenn man sich dann ein bisschen wegträumt und sich vorstellt, nie erwachsen werden zu müssen, schleichen sich die teils fast gehauchten Kompositionen der Musiker tief ins Ohr und man beginnt ganz automatisch an den so vermissten Tony Sly zu denken.

Video: Tommy and June – Lonely Train

Hier erhältlich
Tommy and June – s/t
Release: 21. Juni 2019
Label: Fat Wreck Chords
Maria

Bei Maria reichen sich Punk und Politik nicht einfach nur die Hand, sie liegen sich quasi eng umschlungen im Arm und trinken Schnäpschen auf die alten Zeiten. Wenn sie nicht gerade davon träumt durch die Welt zu reisen, ihrem Ärger auf Demos Luft macht oder ihrem Weltschmerz nachhängt, testet sie die neuesten Eiskreationen der Stadt, träumt vom Sommer und von Festivals oder sortiert ihre Platten zwischen der Terrorgruppe, Wizo, Propagandhi und No Use For A Name.

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Maria

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