Die Toy Dolls gelten als die Vorreiter des britischen Funpunks und die Band um Sänger und Gitarrist Olga ist bereits seit mehr als 40 Jahren aktiv und unterwegs. Zeit also, die „40 Anniversary Tour“ zu starten und zelebrieren. Drei Konzerte finden dazu im September in Deutschland statt. Am Donnerstag, den 08. September, ist das Trio in Hannover im Kulturzentrum Faust zu Gast. Support kommt von So What!
Bottroper Bier
Gegen 20:00 Uhr, die 60er Jahre Halle ist noch recht spärlich gefüllt, starten So What! ihr Set. Das Quartett legt dabei gut los und kann mit einer Mischung aus schnellem, schnörkellosen Punk und etwas Rock ‚N‘ Roll durchaus punkten und nach jedem Song mehr Zuspruch gewinnen. Die gut 35 Minuten sind dadurch ziemlich kurzweilig und vergehen, wie im Fluge. Nach jedem Song lüftet Sänger und Gitarrist Markus seinen Hut vor dem Publikum. In der Setlist stehen Songs wie „Turn Away“, Lieder die davon handeln, dass Frösche keine Kröten sind oder dass es 21 Gründe gibt, eine Waffe zu tragen. Nicht fehlen darf auch eine Coverversion von Johnny Cash. „Give My Love To Rose“ habe man ausgewählt, so Markus, da das Lied zu schön war, um es nicht zu spielen. Und die Version kommt an und weiß zu gefallen. Als Lokalpatrioten wird dann noch ein wenig Bottroper Bier verteilt und das gleichnamige Lied angestimmt. Hierfür hat man „Griechischer Wein“ von Udo Jürgens neu vertont. Klingt gut, wie das ganze Set. So What! legen eine gute Show hin und werden mit mehr als nur Höflichkeitsapplaus verabschiedet. Da haben vier Musiker definitiv neue Freunde gefunden.
Bildergalerie: So What!
Bunte Sonnenbrillen und viel TamTam
Nach fünfundzwanzig Minuten Umbaupause geht es gegen 21:00 Uhr dann endlich los mit den Toy Dolls. Mittlerweile hat sich die Faust gut gefüllt. Ausverkauft, wie noch vor einigen Jahren, ist die Show aber nicht. Schätzungsweise 350 Zuschauer haben den Weg an diesem Donnerstagabend in die Location gefunden und sollen es nicht bereuen. Zu den Introklängen von „Happy Birthday“ und danach etwas Polka, kommen Olga, Bassist Tom Goober und Drummer Duncan Redmonds, der auch von Snuff bekannt ist, auf die Bühne. Man trägt natürlich rote Jacketts und bunte Sonnenbrillen. Olgas Haar ist heute grün. Los geht es direkt mit „Fiery Jack“, gefolgt von „Cloughy Is A Bootboy“. Das Publikum nimmt diesen tollen Start dankend an und es bildet sich in großer Moshpit. Hannover hat Bock, die Band hat richtig Lust und sprüht vor Spielfreude. So kann die Party starten.
Tom und Olga sind ständig in Bewegung. Oft wird sich synchron auf der Bühne bewegt. Nach den Songs kennt der Jubel kaum Grenzen. Es mag zwar nicht ausverkauft sein, die Stimmung spiegelt dies allerdings nicht wieder und steigert sich mit jeder weiteren Konzertminute. Dann wird es zu warm, die Jacketts weichen und Tom schießt mit seiner Krawatte. Musikalisch geht es weiter mit Funpunk und einem wahren Best-Of-Set. So folgen unter anderem „Bitten By A Bed Bug“, „Dougy Giro“, „The Death Of Barry The Roofer By Vertigo” oder “Benny The Boxer”. Ansagen gibt es kaum und so folgt einem kurzen “Danke“ von Olga wenig später auch nur noch der Wunsch, dass es allen gut geht.
Highlights, Hits, Bälle: beste Stimmung
Die gute Laune bei allen Beteiligten steigt immer weiter an. Es folgen weitere Hits wie „She Goes To Finos“, das instrumentale Cover „El Cumbanchero“ oder „Spiders In The Dressing Room“. Olga zieht oben blank (Anm.d.Red. manche Musiker-Phänomene sind hartnäckiger, als Rotweinflecken) und amüsiert sich darüber, dass man sich nach 43 Jahren immer noch verspielt. Das ändert aber nichts an diesem tollen Abend, im Gegenteil. Bei „The Lambrusco Kid“ ist Olga offensichtlich durstig und bekommt immer größere aufgeblasene Sektflaschen auf die Bühne, die dann Konfetti verschießen. Hannover singt bei fast jedem Song lauthals mit, natürlich auch bei dem wohl bekanntesten Song der Band aus Sunderland: „Nellie The Elephant“. Ein wahres Highlight unter zahllosen Highlights.
Es werden auch mal die Instrumente gewechselt. Olga kommt mit Bauchladen auf die Bühne und verteilt Sonnenbrillen im Publikum. Wieder regnet es Konfetti . Nach „Alec´s Gone“, einem Drum- und Basssolo sowie „Harry Cross (A Tribute to Edna)“ und dem Surfaris Cover „Wipe Out“ ist nach gut 60 Minuten erstmal Schluss. Aber no worries, natürlich gibt es noch Zugaben. Dabei fehlen dann die Sonnenbrillen bei den Bandmitgliedern. Dafür spielt Olga nun mit einer Mehrhalsgitarre. Immer wieder lässt sich das Trio also weitere kleine Jokes einfallen, die sehr gut ankommen und für Lacher sorgen. Mit dem Gospelcover „When the Saints Go Marching In“ und „Glenda And The Test Tube Baby” steuert man dann aufs große Finale zu. Hannover gibt noch einmal alles und beim letzten Song „Idle Gossip“ fallen dann große Bälle zum herumschießen von der Decke. So geht ein großartiger, witziger, schweißtreibender und nie langweiliger Abend zu Ende. Funpunk at it´s Best – das gilt auch 43 Jahre nach Bandgründung noch für die Toy Dolls, die sicher auch zu den besseren Livebands zählen. Klasse Band, tolles Konzert! Mehr davon!