Venerea und Causes in Hannover

Venerea live im Kulturzentrum Faust in Hannover
Foto: Maria Graul

Die schwedische Punk Band Venerea steht auch 2018, nach beachtlichen 25 Jahren Bandgeschichte, für wuchtigen Melodic Hardcore, halsbrecherische Riffs, Hochgeschwindigkeitsschlagzeug und einen energischen Backgroundgesang. Am 3. Mai gastierte der Vierer, mit einem Set durch die ganze Diskografie, im Mephisto des Kulturzentrum Faust in Hannover. Unterstützung gab es durch die regionale Band Causes. Gemeinsam zündeten die beiden Bands ein ordentliches Punk-Gewitter.

Nachdem man die Hannoveraner Punk Band Causes vor der Show entspannt in der abendlichen Frühlingswärme vor dem Mephisto des Kulturzentrum Faust beobachten konnte, betritt der Fünfer recht pünktlich die Bühne. Franz, Flitze, Huette, Julian und Rocko positionieren sich über ihre Musik in bester Punktradition klar gegen die verschiedensten Missstände. So beschäftigt man sich mit Themen wie Faschismus und Rassismus und beleuchtet das ganze Übel aus den verschiedensten Perspektiven. Aktuell befinden sich die Musiker im Studio und freuen darüber, für den Support der großartigen Venerea, eine Pause einzulegen und das „Rattenloch“ zu verlassen.

„Ihr könnt noch ein bisschen näher kommen, wir stinken noch nicht.“

Lokale Supermarkt oder Fast-Food-Ketten würden das was die Punkszene aktuell erleben darf wohl „schwedische Wochen“ nennen. Nachdem die großartigen Satanic Surfers (Konzertbericht) in der vergangenen Woche das Lux beehrten und auch No Fun At All (Interview) bald Deutschland unsicher machen werden, bespielen die schwedischen Punks Venerea das Mephisto am Ufer der Ihme. Die Band, deren Gründungsname Venereal Disease, was übersetzt nicht weniger als „Geschlechtskrankheit“ heißt, lautete, startet 1991 ihre Karriere als Coverband im Malmö. Mittlerweile und nach einigen Besetzungs- und Labelwechseln, gehören die schwedischen Punks zur Crème de la Crème in den Kategorien Skatepunk und Melodic Hardcore. Auch die einstigen Coversongs wurden von starken Stücken aus der eigenen Feder des Vierers abgelöst.

„Hi Hannover, wir werden für Euch heute alte und neue Songs spielen. Wie geht es Euch denn an einem Donnerstag? Schön, dass Ihr hier seid“, begrüßt der Vierer seine Fans. Schnell zeigt sich, dass die Musiker grundsympathisch sind und eine Menge Humor im Gepäck haben: „Es ist der erste Tag unserer Tour. Ihr könnt also noch ein bisschen näher kommen, wir stinken noch nicht.“

Die Crème de la Crème in Sachen Skatepunk und Melodic Hardcore

In bester skandinavischer Tradition gibt es schnellen, melodischen Punkrock auf die Ohren, der die Besucher schnell fesselt. Die wenigsten können noch ganz ruhig an ihrem Platz stehen. Auch wenn das in Hannover, wie so oft, ausschließlich Bein- und Kopfwippen bedeutet. Macht aber auch nichts, denn das wirklich Elementare steckt je bekanntlich im Detail. Es dauert nicht lang, bis sich eine liebevolle Symbiose zwischen Band und Publikum entwickelt. Kleine Patzer, wie im Song „Ten Years“, werden bejubelt und mehr als schnell verziehen.

Schnell erklärt sich der plötzliche Abbruch des Songs wie von selbst. Hinter dem Schlagzeug hat sich urplötzlich das Kick Pedal verabschiedet, was Bassist und Sänger Mike ordentlich Platz einräumt ein bisschen mit den Gästen zu Plaudern. „Können wir den Song nochmal spielen?“, fragt er das Publikum und dieses reagiert geschlossen und motiviert mit einem einstimmigen „Yeah“. Mikael ‚Mike‘ Persson setzt mit „Wollt Ihr wirklich alles von uns hören?“ nach und erntet ein weiteres, noch euphorischeres „Yeah“. Während sich die wenigsten an diesem Abend aktiv zum Tanzen und Pogen motivieren lassen, erlebt man das Publikum zumindest in der Interaktion mit Venerea locker und entspannt. Auch Beifall wird immer wieder großzügig gespendet. Ein Lächeln schießt den Umherstehenden ins Gesicht, als einer der Besucher etwas selbstironisch in der Raum ruft: „Immerhin, zwei der hier Anwesenden sind textsicher.“

Man habe ein bisschen bei Leonard Cohen geklaut und das mit Elementen von Bad Religion gemischt

Das Konzept auf der Bühne wirkt unkompliziert: Spaß, Liebe zur handgemachten Musik und ein paar lockere Sprüche. Dabei stellt Persson fest: „Habt Ihr Wünsche? Manches spielen wir und manches halt einfach nicht“. Logisch. Andreas Flygare schiebt schnell hinterher, dass es mit „Mark Of Cain“ nun einen brandneuen Song gäbe, aber dass dieses „ganz neu“ nun auch schon wieder zwei Jahre alt sei. Und Persson amüsiert sich köstlich darüber, dass aus dem Titel vom 2016er Album „Last Call For Adderall“ oft die verrücktesten Namen, wie „My Cocain“ oder „Michael Caine“ gemacht werden.

Auch der Titel „Asleep At The Wheel“, von der ersten full-length Platte „Both Sides Burning“, bekommt eine ordentliche Portion Aufmerksamkeit. Man habe ein bisschen bei Leonard Cohen geklaut und das mit Elementen von Bad Religion (News) gemischt. Der Song sei auch so bescheuert, dass ihn einfach kein anderer, als Venerea hätte schreiben können. Jetzt sei man alt, sagt Persson und man müsste „Asleep At The Wheel“ immer noch spielen. Langsam wird das Publikum locker und die ersten trauen sich zum Stagedive auf die Bühne. Dabei geht es auch schnell dem Mikro des Gitarristen Daniel Johansson an den Kragen.

Das Hannover, trotz eines mehr als faszinierenden Punkrock Gewitters in den letzten und kommenden Wochen, nicht müde wird, zeigt sich deutlich an diesem Donnerstagabend. Ein Hoch auf die Szene, ein Hoch auf Schweden und ein Hoch auf überragende Konzerte in einem Genre, was Menschen verbindet und von Show zu Show immer wieder deutlich macht, dass genau das die richtige Sache ist.

 

Venerea

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Causes

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