Ein Sonntagabend in Hamburg. Schon seit 17.00 Uhr stehen Menschen vor den Toren der Markthalle und warten auf den Einlass zum heutigen While She Sleeps Konzert, die gemeinsam mit Stray From The Path, Trash Boat und Landmvrks zu Gast sind. Die Show gilt als ‚ausverkauft‘, aber noch ist davon nichts zu sehen. Als um 18.00 Uhr der Einlass beginnt, steigt die Aufregung. Man legt schnell die Jacken ab und begibt sich in die Halle.
Eine einzige große Party mit While She Sleeps, Stray From The Path, Trash Boat und Landmvrks
Vom Opener zum „persönlichen Headliner“
Es ist 18.30 Uhr als die erste Band des Abends – Landmvrks – die Bühne betritt. Da der eigentliche Beginn erst um 18.45 Uhr sein soll, steht vor der Bühne auch nur eine Handvoll Menschen. Die Bühne ist in rot-weißes Licht getaucht, als das französische Quartett diese betritt. Sie starten direkt mit ihrem ersten Lied „Hollow“ vom gleichnamigen Album in den Abend. Wer jetzt vermutet hat, die Anzahl an Fans vor der Bühne würde der Band die Stimmung vermiesen, hat sich geirrt. Gitarrist Nicolas Esposito und Bassspieler Rudy Purkart geben jetzt schon Alles, um Hamburg für heute auf die kommenden Bands einzustimmen.
Die Band um Sänger Florent Salfati ist nicht unbekannt, sodass sich jeder der jetzt circa 50 Menschen vor der Bühne bewegt. Die Stimmung ist ausgelassen und verspricht eine gute Zeit. Florent begrüßt die Menge und es wird das dritte Lied des Abends „Winter“ angekündigt. Eigentlich ist dieses Lied ein featuring mit Mattéo Gelsomino von Novelists. Da der aber natürlich nicht mit auf der Tour ist, übernimmt Florent beide Parts und meistert dies mit Bravour. Das bekommt er auch direkt vom Publikum bestätigt. Bei den darauf folgenden Liedern füllt sich die Halle mehr und mehr und als sich die Band von der Bühne verabschiedet und die nächste Band angekündigt wird, hört man viele enttäuschte Fans, die sauer sind, sie verpasst zu haben. Nachgefragt bei den Besuchern der Markthalle, sagten viele, dass sie nur für Landmvrks gekommen sind und diese durch den vorgeschobenen Beginn nun verpasst haben. Dafür haben sie aber tatsächlich auch einige Fans gewinnen können und am Merchandise-Stand hört man viele sagen, sie wären an dem Abend der persönliche Headliner gewesen.
Bildergalerie: Landmvrks
„We are the heaviest band on the rider“
Um 19.15 betreten die Briten von Trash Boat in Begleitung einer Bandansage die Bühne.
Wer jetzt draußen an der Theke steht gibt klar das Zeichen, diese Band nicht sehen zu wollen und dennoch sind genug Menschen in der Halle, um das Quintett aus St. Albans zu unterstützen. Während Sänge Tobi Duncan auf der Bühne versucht durch Ansagen wie „Get your hands up“ die Menge zum Mitmachen zu bewegen, geht es auf der Bühne schon hoch her. Zum Lied „Tring Quarry“ bewegen sich Tobi, die Gitarristen Dann Bostock und Ryan Hyslop und Bassist Grayson springend und tanzend im Takt mit.
Die fünf Jungs wissen, das sie es heute am schwierigsten haben, die Menge zu überzeugen und aufzuwärmen. Man macht eine Ansage zum kommenden Album „Crown Shyness“ und verspricht, ein bisschen härter zu werden. „We are the heaviest band on the rider“, witzelt Tobi. Allerdings wird danach das Lied „Old Soul“ angestimmt, welches relativ ruhig startet. Die Menschen in der Markthalle kennen Trash Boat schon und viele mögen die Band auch. Das wird deutlich, als der Refrain des Liedes sehr laut mitgesungen wird.
„Shout out to all the bands on this insane line up“ wird kurz vor dem zweitletzten Lied “Shade“ in die Halle geschrien, um noch einmal die Menge zum Jubeln zu bringen. Die Anzahl an Fans in der Halle schwankt bis zum letzten Song immer noch, aber zum letzten Lied „Strangers“ sind wieder genug Menschen in der Halle. Es wird noch einmal zusammen gefeiert und dann verabschiedet sich die Band auch schon und macht Platz für den nächsten Support.
Bildergalerie: Trash Boat
„It’s not a left thing, it’s not a right thing. It’s a Stray From The Path thing“
Es ist 20.00 Uhr, als Stray From The Path die Bühne stürmen. Die Energie von Frontman Drew Di Jorio ist direkt zu spüren. Man kennt die Band und ihre einnehmende Bühnenpräsenz. Selbst Drummer Craig Reynolds kommt zur Geltung, nicht alleine durch sein Spielen. Schon bei Lied Nummer eins „Goodnight Alt-Right“ wird klar: Die Band weiß, was sie tut und die Menge liebt es. Niemand steht still und jeder schreit den vier New Yorkern die Worte entgegen. Wer die Geschichte von Stray From The Path verfolgt hat und deren Messages in den Liedern kennt, weiß, dass sie sich gerne politisch äußern. Vor allem im zweiten Lied „Badge & A Bullet Pt. 2“ – das durch die harten Gitarrenklänge durch Thomas Williams eingeleitet wird – ist dies zu hören. Dennoch ist das Lied ein Publikumsliebling und die Crowd fängt an, ein paar Surfer loszuschicken. Es ist halt keine Stray From The Path-Show wenn nicht mindestens ein Securitymann überfordert ist.
Das Licht auf der Bühne ist nicht Epileptiker geeignet. Da es im Klang zu Bass und Gitarre leuchtet, ändert es sich relativ schnell, sowohl farblich als auch von der Position. Aber auch ohne Beleuchtung wäre das komplette Set der Amerikaner stark. Mittlerweile hat sich der große Saal auch gefüllt und mehr als 1000 Leute sind heute Abend versammelt, um eine schöne Zeit zu haben. Das Foyer ist nun komplett leer, bis auf den ein oder anderen Fan, der aus dem Moshpit nach draußen geht, um kurz zu verschnaufen. Es fällt deutlich schwer still zu stehen. Wer sich nicht bewegen will, muss entweder weiter hinten stehen, riskieren nichts zu sehen oder wird durch das Gerümpel gezwungen, mitzumachen. Wer weiter hinten steht sieht von der Bühne wenn überhaupt nur die pinken Haare des Sängers und auch nur, wenn er mal hochspringt.
So kommt es, dass man sehr stark hinhören muss, als Di Jorio Lied Nummer sechs von zehn „The House Always Wins“ ankündigt. „Tonight, im not standing infront of you as an american. It’s not my president and i didnt want him, but the house always wins.“ Egal wo man hinreist, wenn Trump ein Thema wird wird gebuht. Dies passiert auch hier, bevor wieder einmal die Standhaftigkeit des Publikums getestet wird. So geht das noch weitere zwölf Minuten bis zum Ende des Sets, welches mit „First World Problem Child“ abgeschlossen wird. Auch hier beweist sich wieder, wie gerne gehört das Lied ist. Denn sowohl die Passagen des Sängers, als auch des eigentlichem Gastsängers, Sam Carter von den Architects, wird vom Publikum übernommen. Sichtlich verschwitzt und ausgepowert verabschiedet sich Drew mit seiner Band von der Bühne, um dann zum Merch zu gehen und dort seine Fans zu treffen.
Bildergalerie: Stray From The Path
„Get The fuck over the barrier“
Es ist 21.15 Uhr, als es in der Halle ruhiger und dunkler wird. Nebelschwaden erfüllen die Bühne, die wenig später von den Headlinern While She Sleeps erklommen wird. Sichtlich erfreut über die ausverkaufte Markthalle starten sie in ihr Set. Bereits vor der Show hatten wir Sänger Lawrence „Loz“ Taylor im Interview und er verließ nur Gutes über Hamburg und eine große Vorfreude auf den Abend verlauten. Das erste Lied ist auch das erste Lied auf ihrem kommenden Album „So What?“, dessen Veröffentlichung am 01. März der Grund für die Tour ist. „Anti-Social“ wurde schon bei der Veröffentlichung gut aufgenommen und neben ein paar Handys sieht man auch einige Köpfe, die sich im Takt bewegen. Sichtlich erschöpft von der Vorband bewegt man sich erst noch sehr verhalten. Für „You Are We“ fordert Taylor den Saal auf: „Get The fuck over the barrier“. Nachdem das Lied angestimmt wird und die Menge sehr laut den Songtitel in die Gesichter der Band geschrien hat, kommt der ein oder andere der Aufforderung auch nach. Wieder einmal ist die Security gefordert.
Neben Crowdsurfing, Moshpit und dem ein oder anderen Kopfgenicke kommt nun auch endlich die erste Wall of Death des Abends.
„Hamburg is beautiful“, lässt der sichtlich amüsierte Loz verlauten und es geht weiter mit „Brainwashed“. Hierfür lässt er es sich nicht nehmen, mit der Menge auf Tuchfühlung zu gehen und steht nun auf der Barriere zwischen Bühne und Publikum. Auch ältere Lieder wie „Seven Hills“ und „Four Walls“ werden in die Setlist eingebaut und kommen genauso gut an wie die neueren Lieder. Der erste Dank an die Vorbands geht raus.
Bildergalerie: While She Sleeps
Atemberaubend gute Stimmung
Bei „Empire of Silence“, dem Lied, das gleichzeitig auch die Halbzeit einläutet, kommen Gitarrensolo-Liebhaber auf ihre Kosten. Lead-Gitarrist Sean Long gibt alles und wird von der Menge gefeiert. Auffällig wenig Menschen verlassen den Raum zum Getränken holen und auch die Theken im Saal bleiben weitestgehend leer. Für „Haunt Me“ holen sich Taylor und Gitarrist und Hintergrundsänger Matt Welsh starke Unterstützung von Stray From The Path-Sänger Di Jorio. Auch dieses Lied ist eins der drei Lieder vom kommenden Album. Unveröffentlichte Songs werden nicht gespielt, aber dennoch bleibt die Stimmung atemberaubend und gut.
Auch „Guilty Party“ wird gespielt und nun gibt es kein Halten mehr. Das Konzert ist eine einzige große Party und niemand steht still. Das älteste Lied der Setlist ist wohl „Our Courage, Our Cancer“ vom Album „This Is The Six“. Die älteren Fans in der Menge freuen sich und es bricht eine große Euphorie aus. Dass das Lied mit Absicht nicht auf vorhandenen Setlists steht und einfach als Überraschung eingebaut wird ist wohl volle Absicht der Band, denn Taylor erwähnt, wie wichtig die alten Fans sind und verlangt auch hier für ebenjene Applaus von der Menge. Außer dem erwähnten Oldie spielt die Band noch zwei weitere Zugaben und beendet das Set so mit „Hurricane“. Gegen 22.30 Uhr ist das Licht auf der Bühne erloschen und die Band verabschiedet sich. Gitarrist Sean Long ist nach dem Set noch in der Lobby anzutreffen, allerdings richtig angeschlagen: Er hat sich seine Rippe geprellt. Das hält ihn aber nicht davon ab, seine Fans mit dem ein oder anderen Foto und ein paar Autogrammen in den Abend zu entlassen.