Die Berliner Band ZSK präsentiert aktuell ihr Album „Hallo Hoffnung“ (KreuzverHör) auf gleichnamiger Tour. Nachdem die Wahlberliner ihre Co-Headliner-Tour mit Slime beendeten, bespielten sie am vergangenen Samstag das Kulturzentrum Faust in Hannover. KMPFSPRT aus Köln eröffnen den ausverkauften Abend. Beide Bands geben alles und die Energie überträgt sich sofort auf das Publikum.
„Und an der Stelle, wo es am allerschönsten ist, da müsste die Platte springen und du hörst immer nur diesen einen Moment.““
Die Menge tobt und schwitzt
Es ist Samstagabend und bis auf wenige Rückläufer, die es an der Abendkasse zu erwerben gibt, ist das heutige Konzert schon seit Wochen ausverkauft. Allmählich füllt sich die Location und dafür, dass auch die heutige Show eine Frühshow ist, ist die 60er-Jahre-Halle bereits gegen 19.00 Uhr angenehm gefüllt. Als KMPFSPRT 19.15 Uhr starten, sieht es zwar noch nicht nach einem ausverkauften Venue aus, die Faust wird heute allerdings auch nicht, wie bei einigen anderen Shows, bis zum letzten Zentimeter voll sein. “Wir freuen uns sehr, dass wir heute vor ZSK spielen dürfen. Habt ihr bisschen Bock?”, begrüßt Sänger Richard Meyer das Publikum. Das dem so ist, zeigt sich spätestens bei „Aufwärmstufe 2“, des kurz zuvor angekündigten Aufwärmprogramms, welches KMPFSPRT heute durchführen werden: promt pogen die Ersten und auch die ersten Bierduschen lassen nicht lange auf sich warten. Der Skatepunk-Beat des Songs aus Aufwärmstufe 2 zieht also. Spätestens bei „Ich hör’ die Single nicht“ ist der Erfolg des Programms sichtbar. Die Menge tobt und schwitzt, Mission erfüllt.
Bildergalerie: KAMPFSPRT
„Alerta, Alerta Antifascista“
ZSK fahren groß auf. Zumindest ist es ein seltener Anblick für ein Konzert im Kulturzentrum Faust, dass ein großer Vorhang den Blick auf die Bühne versperrt. Während die „Alerta, Alerta Antifascista“-Rufe aus dem Publikum lauter werden, kündigt das Intro vom Band den Opener der Band aus Berlin an: „Weißt du, was ich manchmal denke? Es müsste immer Musik da sein. Bei allem was du machst. Und wenn’s so richtig scheiße ist, dann ist wenigstens noch die Musik da. Und an der Stelle wo, wo es am allerschönsten ist, da müsste die Platte springen und du hörst immer nur diesen einen Moment.“, eröffnet den heutigen Headliner und erinnert, als meistzitierter Auszug, an den Film „Absolute Giganten“ und den verstorbenen Schauspieler Frank Giering.
Hannover fühlt sich nach Berlin für ZSK wie die zweite Heimat an
Als 20.30 Uhr der Vorhang fällt und der gleichnamige Opener „Es müsste immer Musik da sein“ erklingt, ist die Stimmung sofort am Kochen. Sänger Joshi hält das Mikro in die Menge und diese singt bereitwillig und textsicher mit. Auch sonst erweist sich Joshi als großartiger Anheizer des Publikums. Das Hannoveraner Publikum macht gleichermaßen alles äußerst bereitwillig mit. Es wird gepogt, getanzt, gecrowdsurft. Vielleicht führt genau das dazu zu, dass sich Hannover nach Berlin für ZSK wie die zweite Heimat anfühlt, viel wahrscheinlicher ist es aber, dass ZSK schon immer einen engen Bezug zu der Stadt an der Leine hatten. So erzählt Joshi von einer Show in Hannover, bei der es vor der Tür ordentlich mit Schlagstock und Fäusten zur Sache ging, er erinnert an Abende im Béi Chéz Heinz und das Hannover natürlich auch nicht besonders weit von Göttingen, der Heimat der Band entfernt ist.
Beim Song „Hallo Hoffnung“ geht es im Publikum richtig rund. Ein Konzertbesucher ist besonders euphorisch bei der Sache und klettert ein wenig umständlich auf die Traverse, um sich dann von dort bei „Herz für die Sache“ auf die ausgestreckten Arme der Menge fallen zu lassen. Das Publikum am heutigen Abend ist bunt gemischt. Während die älteren ZSK Fans sich eher im Hintergrund halten, mischt die jüngere ZSK-Fangemeinde vorn mit.
Es ist schon erstaunlich mit anzusehen, dass es eine Band, die schon so lang im Geschäft ist, immer wieder schafft, eine neue Generation an Land zu ziehen. Diese feiert die Berliner ordentlich, gerade in Situationen wie diesen: Joshi lässt sich von der Menge Richtung Bar transportieren, ext dort ein Bier, spendet ganz selbstverständlich seinen Becher an die Organisation Viva Con Aqua und lässt sich wieder zurücktragen. Als dann der Song „Die Besten Lieder“ angestimmt wird, ist die Menge kaum noch zu Halten. Auch über den Köpfen der Besucher herrscht ordentlich Crowdsurf-Verkehr.
Hey Ho! Let’s Go!
Nachdem es sich die Band nicht nehmen lässt, Mercherin Anja zum Geburtstag zu gratulieren und sie mit einer Torte zu beschenken, sollte bereits 21.45 Uhr die Show bereits zu Ende sein. Das Publikum stimmt sich wieder auf die nahezu traditionellen „Alerta“-Rufe ein, aber die Zugabe lässt nicht lange auf sich warten. Mit der Akustikgitarre bewaffnet begibt sich Joshi von der Bühne um inmitten des Publikums den Song „Jede Sekunde“ zu spielen. Zusammen mit den Leuten von KMPFSPRT geben sie dann noch den Ramones Klassiker „Blitzkrieg Bop“ zum Besten, bevor dann das Publikum erlöst wird und der schon längst geforderte Song „Antifascista“ als letzter Song des Abends gespielt wird. Auf der Rückwand von Joshis Gitarre prangern die Zahlen 161 und radieren den gegebenenfalls letzten Zweifel über die Antifaschistische Positionierung der Band aus. ZSK bescheren Hannover gemeinsam mit KMPFSPRT und einer ausverkauften 60er-Jahre-Halle ein authentisches Punk Rock Feuerwerk zwischen alten und neuen Freund.