Hatebreed und Untold Fury live in Hannover, Faust 60er-Jahre-Halle

Foto: Robert Höwelkröger

Juni 2025: Konzertwochen in Hannover, besonders wenn man auf härtere Musik steht. Nach Slipknot, Rise Against, Walls Of Jericho oder Battery sind am Sonntag, den 22.06.2025, nun auch die Metalcore-Veteranen Hatebreed zu Gast in Hannover und das am bisher heißesten Tag des Jahres. Die 60er-Jahre-Halle der Faust verwandelt sich in eine Saunalandschaft, dafür sorgen neben den Amis auch Untold Fury, die als Support mit von der Partie sind. Es folgt eine Hardcoreparty, die kaum zu toppen ist.

Brachial und mit Aussage

Sauna mit Aufguss ist eine gute Umschreibung für diesen Abend. Schon beim Opener Untold Fury aus Hannover wird es warm, sehr warm. Dabei macht das Quintett eine starke Figur und gewinnt eine Menge neuer Freunde hinzu. Musikalisch spielen die Hannoveraner eine Mischung aus metallischen Hardcore, Beatdown und etwas Metal. Sängerin Luisa hat dabei alles im Griff und überzeugt mit ihrer markanten Stimme. Nach dem Intro „Bang, Bang – My Baby Shot Me Down” von Nancy Sinatra, bekannt aus den Kill-Bill-Filmen, geht es druckvoll los. Zu den Songs an diesem Abend zählen u.a. „Disgust“, „Ignorance“ oder „Control“ vom aktuellen Album „Collapse Of Conformity“. Das Publikum geht gut mit und so freut sich Luisa, dass die Band in ihrer Stadt als Support dabei sein darf. Und der Gitarrist ruft dazu auf, vermehrt auf kleinere Shows zu gehen und lokale Bands zu supporten, so wie heute Abend und dankt Hatebreed für die Chance. „Hope Into Hurt“ handelt dann davon, dass viele Leute sagen, da kann man nichts machen, aber wenn man zusammensteht, kann man doch viel erreichen. Und das starke „Piece oF Shit“ wird Arschlöchern gewidmet, die die Welt ins Chaos stürzen, in dem Sie Kriege führen und sich dabei vor allem selbst bereichern. Wer hier gemeint ist, erklärt sich von selbst. Nach 35 Minuten ist das Set dann vorbei, ein starker Auftakt, der sehr viel Applaus erntet.

Stimmenverlust als Deal

Dann heißt es kurz Luftschnappen, wobei es draußen nicht viel kälter ist als drinnen, bevor es um 20:45 Uhr auch schon mit Hatebreed weitergeht. Die zweite Vorband, Conservative Military Image, entfällt kurzfristig ohne wirkliche Begründung. Doch Hatebreed lassen das schnell vergessen, denn von Beginn an brennt die Hütte, bei wirklich mehr als ordentlichen Sound. Schon mit dem Opener „I Will Be Heard“ haben Hatebreed im Grund gewonnen. Es folgen direkt „Empty Promises“ und „Hollow Ground“. Überhaupt macht die Band aus Conneticut eine starke Figur. Frontmann Jamey Jasta erweist sich als unglaublich agil und gut gelaunt, der Rest der Band ist spielfreudig ohne Ende, und das Publikum feiert von Beginn eine große Party. So ist alles für einen grandiosen Sonntagabend bereitet. Das die Show überhaupt stattfindet, ist nach dem Ausfall von Gitarrist Wayne Lozinak, der nach einem Gehirntumor-Befund während der Tour bereits ins die Heimat gereist ist, keine Selbstverständlichkeit. Doch kurzerhand wechselte Übergangsbassist Matt Bachand von Shadows Fall an die Gitarre und Carl Schwartz von First Blood übernahm den Bass.

Musikalisch geht es an diesem Abend u.a. weiter mit „This Is Now“, „In Ashes“, „As Die As Hard“, „Live For This“ oder „Smash Your Enemies“. Jamey zeigt sich begeistert von der Stimmung in Hannover und macht einen Deal: „Morgen hat keiner mehr Stimme, okay?“. Das gehen die knapp 450 Anwesenden gerne ein und singen jeden Song lauthals mit. Und so werden alle Anwesenden fix Teil der Hatebreed- Crew, bzw. Mitglied der Hatebreed-Family.

Bester Sonntag – seit sehr langer Zeit

Die pure und rohe Energie, die von der Bühne kommt, schlägt sich bis zum Ende auf die 60er-Jahre-Halle und jeden Anwesenden nieder. Und so ist auch kein Wunder, dass sich Jamey weiter begeistert zeigt und Hannover überragend findet. Für ihn ist es „der beste Sonntag seit langer Zeit. Und Ihr könnt das sogar noch toppen.“ Und das Publikum legt tatsächlich bei „Honor Never Dies“ und „Perserverance“ noch einen drauf. Viele haben nach Nachfrage Hatebreed bereits einmal gesehen, viele sehen die Band aber auch zum ersten Mal. Und so schlägt Jamey den nächsten Deal vor: Alle gehen morgen zur Arbeit, ohne Stimme und ohne Dusche. Gerade das mit der Stimme trifft sicher auf jede Menge Besucher zu, denn „Proven“, „Last Breath“ oder „Before Dishonor“ laden einfach zum mitgröhlen ein. Dann kündigt der Frontmann noch ein neues Album an, verspricht im kommenden Jahr wiederzukommen und stellt die Band inklusive der beiden Aushilfen vor. Dann folgt mit „Destroy Everything“ der finale Höhepunkt. Nach 65 Minuten purer Energie, bei diesen Temperaturen und völligem Abriss, stolpert man schließlich ins Freie und freut sich auf den aufkommenden Regen.