Alex Gräbeldinger – Verloren im Weltall, verwahrlost auf Erden

»Sollte es mir nicht gelingen, Antriebslosigkeit und Weltschmerz zu überwinden, fallen mir zum Zeitvertreib auf diesem Planeten bloß noch zwei Möglichkeiten ein. Entweder: Ich ziehe mir Badesalz durch die Nase und verwandle mich in einen Zombie. Oder: Ich schiebe mir einen mit Wodka getränkten Tampon in den Anus. Und dabei könnte eine Reise durchs All doch so viel schöner sein.« – Alex Gräbeldinger

Mit „Verloren im Weltall, verwahrlost auf Erden“ veröffentlicht ALEX GRÄBELDINGER seinen dritten in Buchform gebundenen literarischen Erguss. Wer sich mit „Ein bekotztes Feinrippunterhemd ist der Dresscode zu meinem Lebensgefühl“ und „Bald ist Weltuntergang, bitte weitersagen!“ schon um Kopf und Kragen gelesen hat, sollte hier unbedingt erneut zugreifen. Auch ARNE KULF (AKU!) schwingt abermals den Stift für GRÄBELDINGERS drittes Werk. Seine Illustrationen passen sich mehr als authentisch den dazugehörigen Inhalten an und unterstützen die eigene Vorstellungskraft immens.

Wir Menschen sind Storyvoyeuristen – immer und überall. Je mehr wir versuchen uns nicht zu interessieren, desto schlimmer wird es. Wenn sich dann der glückliche Zufall ergibt, dass uns Kollege GRÄBELDINGER einen Einblick in sein Gehirn gewährt, tanzen die Synapsen Samba mit uns. Über 37 Kapitel nimmt uns der Autor -inklusive seiner Gastautoren JÖRKK MECHENBIER, CHRISTOPH PARKINSON, H.C. ROTH und PHILIP NUßBAUM- mit auf die Reise durch den Alltag und seine ganz normale und oft sehr besondere Gedankenwelt.

Wenn GRÄBELDINGER dem Leser Stories offenbart, wie sein ehr unkonvetioneller Versuch des Rauchens, einer selbsttherapeutischen Exposition mit Gummipuppe für ein besseres Grundgefühl oder seiner scheinbar harmlosen Reise nach St. Petersburg, trift man immer wieder auf deutlich mehr als weniger bekannte Situationen. Alkohol, der Kampf gegen die Versumpfung in übermäßiger Langerweile, ein Hauch zu viel Kreativität und ein ordentliches Quäntchen jugendlich bewartem Leichtsinn später erkennt man – ob man will oder nicht – mehr als genug der im eigenen Keller sorgfältig verstaute Leichen wieder. Im voll ausgeprägten, selbstironischen Wahnsinn sollte man sich dem Lesevergnüngen hingeben und „Verloren im Weltall, verwahrlost auf Erden“ in einem Happen verspeisen. Wer danach noch das verlangen auf ein unbeschwertes Dessert verspürt, kann sich das gesprochene Werk „Die Hölle ist hoffentlich ein warmes Plätzchen, um sich zu erholen: Oliver Korittke liest Kurzgeschichten von Alex Gräbeldinger“ zu Leibe führen.

                                                                                                           von Maria