Die Backyard Babies kommen im Rahmen ihrer Europa-Tournee für zehn Shows zurück nach Deutschland. Mit dabei haben sie hochkarätige Begleitung: The Bones und Audrey Horne sollen das Publikum schon einmal ordentlich in Stimmung bringen. Auch im Capitol in Hannover hat das Dreiergespann halt gemacht.
Ein Abend mit Partyhütchen und fliegenden Mikrofonständern
Audrey Horne – Stark, aber früh dran
Da die Punk- und Rotzkrock Urgesteine aus Schweden heute zwei Supportbands am Start haben, beginnt der Abend schon um 19.15 Uhr. Dabei ist das Capitol noch ungewohnt leer. Der Oberrang ist am heutigen Abend auch komplett geschlossen. Dennoch legen Audrey Horne gleich mit Vollgas los. Die Band, deren Name aus der amerikanischen Fernsehserie Twin Peaks stammt, schafft es von Beginn an unter anderem mit „This Is War“ das noch nicht so zahlreiche Publikum zu animieren und einzubinden. Bassist Espen Lien übt mit eben diesem die vier Zeilen des Refrains von “Waiting For the Night” ein, welches die Besucher dann lautstark mitsingen.
Die Hardrocker aus Norwegen scheinen auf jeden Fall sehr für Nähe zum Publikum zu sein. Sowohl Sänger Torkjell Rød, als auch die beiden Gitarristen Arve Isdal und Thomas Tofthagen begeben sich nacheinander von der Bühne, um entweder zu singen oder – umrundet vom Publikum – ein Gitarrensolo im Duett zum Besten zu geben.
Bildergalerie: Audrey Horne
The Bones – Viele Fans in Hannover
Nach einer kurzen Umbaupause geht es auch schon mit The Bones weiter. Nicht nur an der schwedischen Band selbst, sondern auch am Kleidungsstil des Publikums, welches sich mittlerweile vor der Bühne versammelt hat, erkennt man die Musikrichtung der Band. Wenn man den Blick schweifen lässt, erkennt man Polkadots, Leopardenmuster und Rockabilly-Haarbänder soweit das Auge reicht. Auch bei den Herren ist der Collegejacken-Anteil recht hoch.
Die Punk ‘n’ Roller haben eine recht große Fangemeinde hier in Hannover, waren sie in der Vergangenheit doch häufig zu Gast. Viele im Publikum sind textsicher und singen Songs wie „Denial“, „Not Another Lovesong“, „Blued Screwed And Tatooed“ oder „Hate“ lautstark mit. Doch gegen 21.00 Uhr muss auch die zweite Supportband des heutigen Abends ihren Auftritt beenden. Das Publikum interveniert mit Zugabe rufen, die auch prompt unter anderem mit „Memphis 77“ belohnt werden.
Bildergalerie: The Bones
Dregen und Nicke – Gut wie in alten Tagen
Dann geht es endlich los und die Backyard Babies stürmen die Bühne. Sie legen direkt mit „Good Morning Midnight“ vom brandneuen Album „Silver and Gold“ und „Dysfunctional Professional“ los. Die Stimmung ist bereits ziemlich ausgelassen. Einigen merkt man schon an, dass seit Einlass um 18.30 Uhr genug Zeit war, um ordentlich Bier zu tanken. Diejenigen, die das nicht getan haben, konzentrieren sich dann eher darauf, die Band zu feiern, die das letzte Mal 2017 im Land war. Auch auf der Bühne geht es wild zu: Es dauert nicht lange, da fliegt der erste Mikroständer um. Sänger Nicke Borg weiß, was er tun muss, um das Publikum zum Mitmachen zu bewegen. So wird auf der Bühne umhergesprungen, die Arme in die Höhe gerissen und in die Hände geklatscht. Beim Song “44 Undead” wird das Publikum gefragt, ob sie mal Gitarrist Dregen singen hören wollen. Dieser singt sonst nur im Hintergrund, beweist bei diesem Song aber – ähnlich wie bei seinem Soloprojekt – Leadsängerqualitäten.
Für “Song For The Outcast” zückt Nicke eine Akustikgitarre und verleiht dem Song dadurch einen besonderen Charme. Witzige Story am Rande: Die Gitarre musste sich Nicke Borg in München von einem Freund leihen – er hat seine in Schweden vergessen. Sachen gibt es! “Ein Riesenhit” hört man als Resümee aus dem Publikum. Bei “Th1rt3en Or Nothing” ist die Stimmung dann richtig gut und das Publikum lässt sich zum Springen und etwas Pogen hinreißen. Auch bei „Brand New Hate“ und „Minus Celcius“ setzt sich die ausgelassene Stimmung im Publikum fort.
Bildergalerie: Backyard Babies
Geburtstagsparty mit Partyhut und Gummipenis
Um 22.45 Uhr richten Dregen, der in richtig guter Form zu sein scheint, die Frage “You guys wanna go home or do you want some more?” an das Publikum. Was für eine Frage! Natürlich mehr! Zugabe ist dann unter anderem die Ballade “Abandon”. Witzigerweise nutzt gerade jemand bei diesem Song die Gelegenheit, der erste und einzige Crowdsurfer des Abends zu sein. Bassist Johan hat am heutigen Tag Geburtstag. Da lassen es sich Band und Crew natürlich nicht nehmen, ein gemeinsames “Happy Birthday To You” anzustimmen.
Eine weitere Zugabe wird dann mit Partyhütchen auf dem Kopf gespielt. Das Geburtstagskind bekommt zusätzlich einen roten Gummipenis auf den Bass gedrückt und darf den letzten Song des Abends mit eben diesem zu Ende spielen. Das Publikum möchte immer noch mehr, doch irgendwann muss ja auch einmal Schluss sein. So verabschiedet sich die Band, natürlich nicht ohne das obligatorische Plektren und Drumsticks in die Menge zu werfen.