Booze Cruise Festival 2019 – Der Montag

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Foto: Sarah Fass

Es ist Tag vier: Diesen Satz wird man heute mehrmals hören. Während die einen Bier und Longdrinks, gegen Wasser und andere Softdrinks tauschen, kommen die Anderen extra für die Cruise mit Chris Cresswell frisch und motiviert in Hamburg an. Über das ganze Wochenende gab es in den Gesichtern der Festivalbesucher keine offensichtlichere Diskrepanz zu sehen, als heute. Und auch, wenn die letzten drei oder vier Tage ihre Spuren hinterlassen haben, kommt man zusammen und freut sich über diesen letzten gemeinsamen Tag in Hamburg.

„Wir durften ein Festival erleben, das Dank all dieser Menschen hinter, auf, vor und neben den Bühnen einen ganz besonderen Zauber über uns und St. Pauli legte.“

Ein gelungener Start in den letzten Tag

Eine Besonderheit des Booze Cruise Festivals ist, dass man nie so wirklich allein ist. So gesellt man sich bei bestem Sommerwetter in den Hinterhof des Molotow und kommt ins Plaudern oder genießt die Sonne. Der Tag wurde hier mit Jason Guy Smileys und Tony Weinbenders Boozy Bingo begonnen, bevor die Arterials gegen 14.30 Uhr die Bühne am Nobistor eröffnen. Die Hamburger Punkband legt ordentlich vor und spielt gekonnt und druckvoll gegen die Müdigkeit der Besucher an.

Weiter geht es mit Offmountains, die auch aus Hamburg stammen. Die Band legt gut vor uns ist zum Scherzen aufgelegt, da sie laut eigener Aussage mit deutlich weniger Publikum gerechnet haben. Man könnte fast meinen, dass es eine besondere Kunst ist, dieses geschundene Publikum bei Laune zu halten. Mit treffenden Sprüchen, einer unbezwingbaren Energie und einer angenehmen Selbstironie, leisten Offmountains Unglaubliches und verdienen eine extra Portion Applaus, die das Publikum auch bereitwillig spendet.

Bildergalerie: Offmountains

lockere Sprüche, sympathische Anekdoten und eine unverwechselbare Stimme

Chris Cresswell, der Frontmann der Flatliners, ist aktuell mit Hot Water Music auf Tour und freut sich sehr in Hamburg zu sein. Dies bekundet er mehrmals und bedankt sich immer wieder bei Stefan Jonas, dem Veranstalter des Booze Cruise Festivals. Auch den Bands, ohne die diese Veranstaltung nicht stattfinden könnte, spricht er seinen Dank aus. Die besondere Schwere des Montags wird sich im Zuge der späteren Bootsfahrt auf der MS Hedi zeigen, denn obwohl die Cruise schnell ausverkauft war, mussten augenscheinlich einige kapitulieren, ihre Tickets verkaufen oder gar nicht erst antreten. Bei der Show im Molotow konnte man nun jedoch eine Stecknadel fallen hören und Chris bewegte sein Publikum mit lockeren Sprüche, sympathischen Anekdoten und seiner unverwechselbare Stimme. Blickte man durch den Zuschauerraum, sah man ausschließlich lächelnde und träumende Gesichter. Besser hätte man den Montag nicht buchen können und auch die Bootsfahrt soll kurze Zeit später ein voller Erfolg zwischen alten und neuen Flatliners, Chris Cresswell und Hot Water Music Fans werden.

Bildergalerie: Chris Cresswell

„Irgendwo zwischen Melancholie und Aufbruch“

Auch Western Settings (Interview) vereinen in ihren Songs genau die richtige Stimmung. Irgendwo zwischen Melancholie und Aufbruch wird mitgesungen und im Takt gewippt. Die Band aus San Diego, Kalifornien überzeugte bereits am Sonntag (Festivalbericht) und konnte auch heute ein gut gefülltes Molotow verzeichnen. Nach rund vier Wochen in Europa, stehen die US-Amerikaner kurz vor dem Ende ihrer Tour. Motiviert wie am ersten Tag bildet der Vierer eine musikalische Symbiose und liefert auf ganzer Linie ab. Das Publikum bleibt dabei verhalten, aber sichtlich konzentriert, denn mit ihrer aktuellen EP „Agnus“ im Gepäck und einer Handvoll neuer Songs des im Frühherbst erscheinenden Albums „Another Year“, fesselt die Band aus San Diego die Herzen und Ohren ihrer Zuhörerschaft im Nu und treibt die sommerlichen Temperaturen mehr und mehr in die Höhe.

Bildergalerie: Western Settings

Blues Cruise

Bei Hot Snakes, die auch aus San Diego stammen, verabschieden wir uns. Während die Band, die durchaus zu den musikalischen Größen des Wochenendes gezählt werden kann, ordentlich abfeuert und das Publikum die letzten ungeahnten Reserven aus dem Ärmel holt, hallt für uns das Wochenende mehr und mehr nach und die Realität stellt sich langsam ein. Bereits auf dem Weg zur Bahn wird deutlich, was sich über die nächsten Tage manifestieren wird und es wird am Ende den Namen Blues Cruise tragen. Vier und teilweise sogar fünf Tage der schönsten Klassenfahrt des Jahres liegen hinter uns. Wie so viele vor uns, müssen auch wir uns für ein großartiges Festival von und mit vielen, vielen Herzensmenschen bedanken. Wir durften ein Festival erleben, das Dank all dieser Menschen hinter, auf, vor und neben den Bühnen einen ganz besonderen Zauber über uns und St. Pauli legte. Während The Run Up und Bong Mountain das Licht im Überquell löschten, zog bei vielen schon diese Stille ein, die am Ende des Tages so laut werden sollte, dass man gleichermaßen in privaten Nachrichten, als auch in unzähligen öffentlichen Posts lesen sollte, dass man trotz der Rückkehr in den Alltag und dem Wissen um fast ein ganzes Jahr bis zur nächsten Sommer Cruise, auch in seinem Booze Cruise Blues nie alleine war!

Bildergalerie: Hot Snakes