Dass sich eine Band über die Jahre weiterentwickelt und auch ihren Sound verändert, liegt irgendwie in der Natur der Sache. Das war bei Brand New, bei Anberlin oder auch jüngst bei Hundredth zu beobachten. Dass das natürlich Fans der ersten Stunde sauer aufstößt, ist auch irgendwie verständlich, Das macht es für die Band nicht leichter, diesen Weg weiterzugehen. Auch Citizen aus Ohio/Michigan haben solch eine Veränderung durchgemacht.
Während auf ihrem Debüt noch Emo mit Pop-Punk-Attitüde zu finden war, ging es auf den Nachfolger „Everybody Is Going To Heaven“ eher in die Alternative-Rock-Schiene. Das schmeckte vielen Fans natürlich überhaupt nicht. Die Jungs zogen Ihr Ding jedoch weiterhin durch. Dabei herausgekommen ist nun ihr drittes Album namens „As You Please“. Darauf spiegelt sich thematisch die Unsicherheit und Unzufriedenheit der Heimatstadt Toledo von Sänger Mat Kereke wider.
Eingängiger, aber nicht minder experimentell
Eines fällt beim Hören der neuen Scheibe des Quintetts sofort auf: Es ist alles nicht mehr so sperrig, wie noch beim Vorgänger „Everybody Is Going To Heaven“. Tatsächlich ist sogar die Ohrwurmdichte trotz der weiterhin bestehenden düsteren Grundstimmung auf „As You Please“ verdammt hoch. Sei es der druckvolle Refrain in „Jet“, die catchy Hooks in „Fever Days“ oder „As You Please“ oder der schon hymnenhaft anmutende Refrain in „In The Middle Of It All“. Gerade Letzterer nistet sich hartnäckig in die Gehörgänge ein und man ertappt sich immer wieder dabei, wie man diesen vor sich hinsummt oder sogar unbewusst singt.
Trotz dessen, dass alle Songs deutlich eingängiger sind, haben Citizen nicht mit Experimenten gegeizt. Da wäre beispielsweise das sehr ruhig und reduziert beginnende und sich dann immer weiter aufbauende „Flowerchild“, die verhallte Stimme im Titeltrack des Albums „As YouPlease“ oder die simulierten Laser-Aussetzer beim Spielen der CD im Song „In The Middle Of It All“ (bei dem man tatsächlich kurz Panik bekommt, dass irgendwas kaputt sein könnte). Die Band traut sich auch weiterhin, ihre Grenzen auszuloten. Ohne, dass es dabei überzogen wirkt. Allein das bereits erwähnte „In The Middle Of It All“ strotzt nur so vor unglaublich guten Ideen und macht dies wahrscheinlich zum besten Song, den Citizen bis dato veröffentlicht haben.
Großes Gefühlskino in allen Belangen
Man kann einfach nur dankbar sein, dass sich die Jungs von den Kritikern nicht einschüchtern ließen. Dass sie den musikalisch eingeschlagenen Weg konsequent weiterverfolgt haben. Sonst hätte das unglaublich gute „As You Please“ höchstwahrscheinlich nie das Licht der Welt erblickt. Und die Hörer somit nicht mit seinen wundervollen und zugleich tristen Klängen in den Bann gezogen. Großes Gefühlskino in allen Belangen.