Über die Ramones müssen heute keinerlei erklärende Worte mehr verloren werden. In Zeiten, in denen sogar jeder nicht Punk-Interessierte Shirts der Band in Klamotten-Discountern kaufen kann, ist dies nicht mehr nötig. Und musikalisch werden Songs wie „Blitzkrieg Bop“, „Sheena Is A Punkrocker“ oder „Pet Sematary“ einem immer im Ohr bleiben. Auch Jahre nach dem Tod von Sänger Joey (2001), von Dee Dee (2002) und Johnny (2004), touren noch Musiker, die im Laufe der Zeit Teil der Band waren, unter dem Nachnamen „Ramone“ durch die Lande. Einer von Ihnen ist CJ Ramone, von 1889 bis 1996 Bassist der Band. CJ ist seit seiner Zeit bei der legendären Band als Solo-Musiker mit eigener Combo unterwegs und bringt nun mit „The Holy Spell“ sein neues Album auf den Markt. Es ist das dritte Album in Folge bei Fat Wreck.
„CJ Ramone macht auf „The Holy Spell“ richtig Spaß, die Songs gehen ins Ohr und man möchte bei einigen Liedern am liebsten sofort los tanzen, egal wo man sich gerade befindet.“
Überraschend facettenreich
Wer frühere Werke von CJ Ramone hört, der fühlt sich ziemlich oft an alte Ramones-Scheiben erinnert. Doch „The Holy Spell“ ist deutlich mehr – und so überraschend facettenreich. Statt Songs, die nicht länger als 1.30 Minuten dauern und mit „1,2,3,4“ starten, erwartet den Hörer hier ein Punk-Album voller unterschiedlicher Einflüsse, voller Abwechslung, Überraschungen und starker Momente. Neben dem Bass ist CJ Ramone oder Christopher John Ward, wie er bürgerlich heißt, auch am Gesang zu hören.
Ein stimmiges Gesamtpaket
Los geht es mit dem Song „One High One Low“, welches direkt durch einen groovigen Pop-Punk-Beat besticht und unverkennbar auch Rock ’n‘ Roll-Elemente beinhaltet. Der Opener macht direkt Bock auf mehr. Es folgt mit „This Town“ eine Nummer, die vor allem durch seine Melodie und den sehr eingängigen Refrain überzeugt. Ganz stark ist dann mit „Waitin‘ On The Sun“ das erste richtige Highlight, eine klassische Pop-Punk-Nummer, erneut mit starker Melodie. Ein Lied, das zum Tanzen anregt. Ein Sommerhit, gewissermaßen! Dazu kann aber auch die Mid-tempo-Nummer „I’m Disappointed“ voll überzeugen. Mit „Hands Of Mine“ findet sich dann die erste echte Überraschung auf „The Holy Spell“. Die Ballade zeigt die großen Gefühle und macht deutlich, dass der 53-Jährige Musiker auch im Bereich Singer/Songwriter eine gute Figur abgeben würde.
Direkt danach folgt mit „There Stands The Glass“ das genaue Gegenteil. Der Song ist gefühlt die schnellste Nummer auf dem neuen Werk. Klasse Lied! „Movin‘ On“ ist dann das erste Lied, das einen unverkennbaren Country/Bluegrass-Touch aufweist. Dennoch ist hier der Punk deutlich zu hören. In eine ähnliche Kerbe schlägt Ramone auch mit „Rock On“, ein mehr als würdiger Abschluss für dieses tolle Punk-Album. Zuvor gibt es dann noch mehr Grund zur Freude. Denn mit „Stand Up“ und „Blue Skies“ gibt es noch die ersten beiden Songs zu hören, die im Vorfeld bereits veröffentlicht wurden. Bei beiden Songs steigt die Freude dann noch einmal ins Unermessliche an, denn die groovigen Punk-Nummern sind echte Highlights und werden sicher auch live für Furore sorgen.
Mehr als 25 Jahre Punkrock-Zirkus
CJ Ramone ist nun schon mehr als 25 Jahre im Punkrock-Zirkus aktiv. Diese Erfahrung, diese Abgeklärtheit ist auf „The Holy Spell“ auch deutlich zu hören. Denn das neue Album erinnert nicht nur an die Ramones, sondern lässt durch seinen Reichtum an Abwechslung und starken Songs auch Vergleiche zu Bands wie Teen Idols, The Queers oder sogar Social Distortion zu. Dies liegt vor allem an den oft nicht deutlich erkennbaren Einflüssen aus den Musikstilen Country und Blues. Und obwohl der gebürtige New Yorker sich an diesen Genres bedient, bleibt der Punkrock doch immer dominant.
Im Vergleich zu den Vorgängeralben „American Beauty“ aus dem Jahr 2017 und „Last Chance To Dance“ ist hier eine deutliche Entwicklung zu hören. CJ Ramone macht auf „The Holy Spell“ richtig Spaß, die Songs gehen ins Ohr und man möchte bei einigen Liedern am liebsten sofort los tanzen, egal wo man sich gerade befindet. So ist „The Holy Spell“ ein ganz starkes Album und ein echtes Highlight für 2019 geworden. Für Ramones-Fans – aber nicht nur. Top! Tour im Juli durch Deutschland folgt im Übrigen (News)!