Am letzten Sonntag, dem 31.07.2022 finden sich einige Besucher:innen Mephisto des Kulturzentrum Faust ein. Die Band Cold Years aus Schottland sind gerade auf Sommertour in Deutschland unterwegs, teilweise als Support für Laura Jane Grace, teilweise als Headliner. Als Support werden die vier Musiker an diesem Abend von Punch Drunk Poets aus Nordrhein Westfalen unterstützt.
Liebeskummer mit Schützenfest-Charakter
Pünktlich um 20:00 Uhr starten Punch Drunk Poets am heutigen Sonntag als Support Band in den Abend. Das Mephisto des Kulturzentrum Faust ist bereits sehr gut gefüllt. Richtig stellen die Nordrhein Westfalener fest, dass die obligatorische Ansage “Kommt alle mal ein Stück näher zur Bühne” nicht nötig ist. Die vier Musiker führen locker durch die ersten 40 Minuten und ernten den einen oder anderen Lacher. Direkt der dritte Song wird als Lied über Liebeskummer angekündigt, den die Band noch nie live gespielt hat. Das Publikum könne ja später Feedback am Merchstand geben, auch wenn sie keinen Merch dabei hätten. Hier und da musste das Publikum zum klatschen animiert werden. Für einen Song kommt die Schwester des Bassisten auf die Bühne, die mit ihrem Gesang die Band unterstützt. Laut Sänger Paddy hat sie ihre Stimme schon öfter für ein Feature geliehen. An der einen oder anderen Stelle hat die Musik eher Schützenfest-Charakter für mich, ansonsten liefern Punch Drunk Poets eine Mischung aus Indie, Rock und Pop.
Bildergalerie: Punch Drunk Poets
Starke Songauswahl
Während es draußen leicht nieselt, steigen Temperatur und Luftfeuchtigkeit im Mephisto. Sobald Cold Years die Bühne betreten, fällt spürbar die Anspannung und Aufregung im durchmischten Publikum ab. Das spürt auch die Band und begrüßt uns mit den Worten “Germany is so supportive and great.” Das letzte Mal haben die vier Musiker in Hannover wohl vor zehn Leuten gespielt und sind sehr positiv überrascht, über die ca. 80 Leute des heutigen Abends. Gespielt werden einige Songs des im April veröffentlichten Albums “Goodbye To Misery”, wie zum Beispiel “Britain Is Dead” und “Kicking And Screaming”. Auch der Song “Home” wird gespielt und eingeleitet mit den Worten “Home is not a place, it’s an idea. And that’s what we feel right now.” Das Publikum liegt der Band zu Füßen und singt den Song lautstark mit. Es folgt die Ballade “Hunter” vom Album “Paradise”, welches 2020 erschien und noch weitere unglaublich gute Klassiker wie “Northern Blues”, “Night Like This”, “Breathe”, “Life With A View” und “Too Far Gone” liefert.
Vielleicht eins der besten Konzerte in diesem Jahr
Die Stimmung ist unglaublich angenehm, voller Energie und Freude. Das merkt man auch den vier Musikern aus Schottland an. Ich habe wirklich selten so eine authentische Freude bei einer Show gespürt. Schlagzeuger Jimmy bekommen wir leider nur schlecht zu sehen, dafür ist die Interaktion von Ross, Finlay und Louis umso intensiver. Die drei harmonieren unglaublich gut miteinander, tauschen untereinander und mit dem Publikum sehr viele Blicke aus und strahlen um die Wette. Man merkt, dass sie richtig Bock haben. Deshalb gibt es auch keine Spielchen vor der Zugabe. “We’re supposed to go off stage now. But you know what – cut the bullshit!” ruft Sänger Ross und springt von der Bühne ins Publikum während er den Song “32” als Abschluss einläutet. Im Pit werden noch schnell Selfies gemacht und der Applaus am Ende scheint endlos. Am Merchstand werden sich T-Shirts, Platten, Autogramme und Fotos mit den Musikern abgeholt und so entlässt uns die Band in den regnerischen Sonntagabend. Das war vielleicht eines der besten Konzerte in diesem Jahr!