Angeblich ist heute der heißeste Tag des Jahres. Da könnte man meinen, es gäbe Besseres, als seinen Abend in einem warmen Kellerclub zu verbringen. Doch nicht alle sind dieser Meinung, schließlich spielen Death By Stereo im Bei Chéz Héinz in Hannover und da ist gutes Wetter zweitrangig. Support kommt von Heart A Tact und Lasershark. Es wird kuschlig, doch es lohnt sich, soviel schon einmal vorweg.
„Wut paart sich hier mit Widerstand und viel Humor.“
Sauna und Spielfreude pur bei Heart A Tact
Den Auftakt machen Heart A Tact aus Zwickau. Die Band um Sängerin Annalena macht eine mehr als gute Figur, auch wenn die Bühne fast ein bisschen zu groß erscheint. Aber eben nur fast, denn die agilen Musiker machen dies von Beginn an wett. Noch haben sich nicht ganz so viele Besucher vom warmen und sonnigen Hof in den Keller verirrt, was aber für die Band kein Problem darstellt. Im Gegenteil: Heart A Tact geben richtig Gas und sind mit viel Freude und Spielwitz dabei. Musikalisch ist das Quintett am ehesten im Bereich Melodycore oder Hardcore-Punk mit viel Melodie, irgendwo zwischen Not On Tour und Tsunami Bomb zu ihren besten Zeiten, einzuordnen. Songs gibt es in den knapp 35 Minuten Spielzeit vor allem von der aktuellen 12-inch „Connect the Disconnected“, wie beispielsweise „Impermanence“, „At First Sight“, „Stranger“ oder „Break Me, Try it“.
Annalena, die vor allem durch ihre großartige Stimme auffällt, agiert den Abend Barfuß und reagiert so auf die zunehmende saunaartige Atmosphäre im Bei Chez Heinz. Zwischendurch beschäftigt sie sich mit der Frage, warum bei Konzerten immer der Raum zwischen Bühne und Publikum so leer bleibt. Darauf weiß Hannover zwar keine passende Antwort, dafür reagiert das Publikum zunehmend positiv auf die Band, die sich nach einem Song von Kid Dynamite benannt hat. Wenn man im Übrigen ein Mitglied aus der Band noch herausheben möchte, dann ist Bassist Franz als echter Aktivposten zu nennen. Starke Show und eine echte Empfehlung.
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Piratenlieder von Lasershark mit klarer Positionierung
Dann folgen nach kurzer Umbaupause Lasershark aus Münster. Als erstes fällt auf: Auch Sänger Benjamin, der auch bei Swan Songs aktiv ist, hat sich seiner Schuhe entledigt. Zudem er hat ziemlich früh schon eine starke Message an die AFD und deren Anhänger: AFD Wähler dürfen sich verpissen und damit habe er keinerlei Probleme, so der Frontmann. Gerne dürften sie es ihm nach der Show aber auch persönlich sagen, dass sie AFD wählen und er dann genauso kein Problem damit habe, ihnen ins Gesicht zu spucken. Klare Worte, klare Kante. Die gibt es auch musikalisch, denn Lasershark sind irgendwo in der Schnittmenge zwischen Punk, Screamo und Hardcore zu finden, abgerundet durch einen Schuss Thrash-Metal.
Textlich nehme man sich aber nicht immer so Ernst, wie Gitarrist Kai vor der Show zu berichten weiß. Sympathischer Auftritt der Band in Hannover, die eine gute halbe Stunde Vollgas gibt. Lasershark sind seit gut zwei Jahren aktiv. In der Zeit wurden bereits ein Demo und eine EP aufgenommen. Von der selbstbetitelten EP spielen die Münsteraner dann auch mit „No Pizza, No Devastation“, „Dystopian Rhapsody“ oder „At Least 85% of us…“ gleich einige Songs. Im Übrigen soll noch dieses Jahr nach Möglichkeit ein Debüt-Album folgen.
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Sing-A-Longs, Hits, Wut und eine Runde Mexikaner
Gegen 21.35 Uhr erscheint dann Bassist Robert mit seinem Instrument auf dem Hof, man sei nun so weit. Das Publikum, dass sich zur Frischluftaufnahme nach Lasershark noch einmal nach draußen begeben hat, macht sich also in den Keller auf, wo Death By Stereo mit „The Plague“ loslegen, wie die sprichwörtliche Feuerwehr. Sänger Efrem ist richtig gut drauf und genau wie der Rest der Band, äußerst agil. Leider haben sich aufgrund des Wetters und des Sonntags nur etwas mehr als 80 Besucher ins Heinz begeben. Diese Band hat deutlich mehr verdient. Denn in den kommenden 75 Minuten gibt es richtig was auf die Ohren und das im Death By Stereo-typischen Mix aus Hardcore, Metal und Punk.
Ein neues Album ist derzeit nicht im Gepäck, dafür gibt es ein Best-Off Set, ohne Kompromisse. Hits, Hits, Hits! Dazu sind ohne Frage auch die Songs „Beyond the Blinders“, „Neverending“ oder „Growing Numb“ zu zählen. Death By Stereo, bei denen Gitarrist Dan Palmer aufgrund von Touraktivitäten mit Zebrahead nicht dabei ist und die auch einen neuen Drummer präsentieren, werden von Beginn an abgefeiert. So dauert es nicht lange, bis zum ersten kleinen, aber feinen Circle-Pit. Die Band nimmt das auch dankend an, ist in absoluter Hochform und permanent in Bewegung. Ausflüge ins Publikum sind dabei ausdrücklich erlaubt. Dabei reißt Bassist Robert der Gürtel. Schneller Ersatz muss her, notfalls hilft erst einmal Absperrband. Für die erste Runde Mexikaner auf der Bühne wird sowieso kein Gürtel benötigt.
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Best Mexican Dancer und politische Statements
Auch Sänger Efrem versprüht andauernd gute Laune und absolute Spielfreude. Dies ist vor allem bei Songs wie „Entombed We Collide“, „No Shirt, No Shoes, No Salvation“, „I Sing for You“, „Desperation Train“ oder „Let Down and Alone“ zu merken, Songs mit Sing-A-Long- und Ohrwurmcharakter. „Middle Fingers“ widmet Efrem später auch Donald Trump, dem wohl schlimmsten Präsidenten, den die USA je gehabt haben. Ein Präsident und Riesen-Arschloch, der unter anderem Kinder in Käfige sperrt und Familien auseinanderreißt. Dafür gibt es zu Recht ein lautes „Fuck You“ und Hannover stimmt mit ein. Überhaupt paart sich hier Wut mit Widerstand, aber auch viel Humor.
Später dürfen auch die obligatorischen Michael Jackson-Flachwitze nicht fehlen. Und Bassist Robert versucht sich im Mexican Dancing, was nach der Darbietung wohl Tanzen ohne zu Tanzen bedeutet. Er macht dabei dennoch eine super Figur. Und Efrem lernt mit „Geil“ ein neues Wort auf Deutsch. Mit „Wasted Words“ biegen die Kalifornier dann langsam auf die Zielgerade ein. Das Publikum ruft noch einmal Höchstleistungen ab, dann folgen zwei Zugaben. Beim letzten Song „Turn the Page“ liefert sich Efrem am Schlagzeug noch ein kleines Drumbattle. Dann ist Feierabend, die frische Nachtluft wartet.
Auch wenn Death By Stereo mehr Zuspruch verdient hätten, war der Abend wirklich Klasse. Hannover und Death By Stereo verbindet schon einiges, seitdem die Band 2000 als Vorband von Boysetsfire erstmalig zu Gast war. Legendär ist auch das Konzert 2011 als ein Stromausfall die ganze Stadt ins Dunkele tauchte, Band und Publikum aber A capella weitersangen und so für unvergessliche Momente sorgten. Auch wenn das Konzert am Sonntag nicht ganz so außergewöhnlich verläuft, ist es dennoch wieder eine klasse Show. Im Übrigen: Death By Stereo kommen im Herbst als Support der Bouncing Souls wieder nach Deutschland und dann tatsächlich auch mit einem neuem Album im Gepäck. Zeit für neue legendäre Momente auf und vor der Bühne: Man darf gespannt sein!