Delain aus den Niederlanden gehören schon seit längerem zur europäischen Speerspitze des Symphonic-Metal. Dies hat die Band in diesem Jahr unter anderem durch ihren vielbeachteten Auftritt auf der 70.000 Tons Of Metal bewiesen. Nun, mit einigen neuen Songs im Gepäck und der Aussicht auf ein neues Album, ist die Band um die charismatische Frontfrau Charlotte Wessels auf Europa-Tour. Mit von der Partie sind die russischen Pagan-Folk-Metaller von Arkona, die auch den Abend im MusikZentrum in Hannover eröffnen.
„Das Publikum in Hannover ist fasziniert und tobt.“
Eine Reise in die russischen Weiten
Gegen 20.00 Uhr betreten Arkona, eingehüllt in spezielle Gewänder, die Bühne und legen direkt und ohne große Umschweife los. Den Mikroständer von Sängerin Masha ziert ein großer Stier-Totenkopf. Daneben hängt eine große Handtrommel, die die Sängerin auch schon bald nutzt. Zu den üblichen Instrumenten kommen auch sehr oft eine Flöte und ein Dudelsack zum Einsatz. Musikalisch mischen Arkona traditionelle russische Folklore mit Pagan- und Death-Metal-Elementen. Dabei singt Masha mal clean, mal wechselt sie in eine Art gutturalen Gesang. Und auch instrumental sind die Songs sehr gemischt, denn Folk-Metal-Parts werden in der Regel von härten Passagen abgelöst, die bis zum Death-Metal reichen. Das Ganze klingt dabei unglaublich atmosphärisch dicht.
Arkona setzen auch mal auf ruhigere Momente, drücken dann aber gerne umgehend auch wieder das Gaspedal durch. Der wilde russische Ritt durch die Metal-Stile und der Folk-Einfluss kommen in Hannover gut an und so geht das Publikum von Beginn an gut mit und spendet mehr als nur Höflichkeitsapplaus. Was allerdings auch an Sängerin Masha liegt, die trotz offensichtlicher Sprachbarriere die Zuschauer animiert und mitreißt. Gut 60 Minuten dauert der Auftritt, der viele Anwesende begeistert und viel Lust auf mehr macht.
Bildergalerie: Arkona
Die Party kann starten
Mittlerweile hat sich das MusikZentrum gut gefüllt. Schätzungsweise knapp 300 Leute sind anwesend und warten gespannt auf den Hauptact, der dann um 21.20 Uhr beginnt. Als Hintergrund dient ein weißes Mondsichelgesicht auf schwarzem Grund. Die Bühne ist in blaues und lila Licht getaucht, als das Quintett die Bühne unter tosendem Applaus betritt und direkt mit „Invidia“ startet. Im Song begrüßt Sängerin Charlotte Wessels, heute ganz in schwarz gekleidet, das Publikum in Hannover. Dieses dankt mit lautstarkem Applaus, was wiederum vor allem die charismatische Sängerin offensichtlich berührt. Charlotte wirkt von Beginn an fast schon überwältigt von den Reaktionen, die das Publikum in Hannover heute Delain entgegenbringt. Und so will die Sängerin mit den Hannoveranern direkt eine wilde Party starten.
Weiter geht es mit mit „April Rain“ und „The Glory And The Scum“. Schon jetzt fällt die unglaubliche Ausstrahlung und Präsenz auf, die Charlotte Wessels besitzt. Sie demonstriert zwischen den Songs ein paar Deutschkenntnisse und bezieht in den Liedern das gesamte Publikum ein, auch die Besucher auf der Empore. Dabei wirkt sie sehr sympathisch, manchmal sogar fast ein wenig schüchtern. Dennoch hat sie Hannover im Griff, macht einige Witze zwischen den Songs und hat offensichtlich richtig Spaß an der ganzen Sache.
Neues Album in den Startlöchern
Noch haben Delain nur ein paar neue Songs im Gepäck, kündigen aber auch in Hannover bereits ihr neues Studioalbum „Apocalypse & Chill“ an, das am 7. Februar 2020 über Napalm Records erscheinen soll. Davon gibt es dann auch mit „Burning Bridges“, „One Second“ und dem Track „Let’s Dance“, bei dem die Anwesenden im Musikzentrum ihre Sing-A-Long-Qualitäten unter Beweis stellen, zu hören. Auch „Masters Of Destiny“ wird gespielt, der Track ist bereits seit knapp 10 Monaten als Video veröffentlicht und wird auch auf dem neuen Werk verewigt sein. Zwischendurch spielen Delain zudem mit „Suckerpunch“ noch ein echtes Highlight. Auch das Bühnenmotiv wechselt mittlerweile zu einem Vogel mit Gasmaske, umgeben von Flammen.
Mit einem Battle zwischen Gitarre und Drums, inklusive einiger Soli, läuten Delain dann langsam die finale Phase des Abends ein. Es folgen noch u.a. „Not Enough“, „Hands Of Gold“, „The Gathering“, „Fire With Fire“ und „Pristine“. Zwischendurch feiert die Band noch den Geburtstag von Drummer Joey, stößt auf der Bühne mit Sekt an und Hannover stimmt in ein Geburtstagsständchen mit ein. Bei „Don’t Let Go“ fliegen große rote und schwarze Bälle ins Publikum. Sängerin Charlotte zeigt sich erneut dankbar und beeindruckt und erzählt, dass man auf Tour oft vergisst, in welcher Stadt man gerade ist. Doch in Hannover wäre das nicht so, denn dafür hinterließe das Publikum auch einen zu großartigen Eindruck. Und dann ist nach gut 90 Minuten und „We Are The Others“ leider schon Feierabend. Traditionell wird auf eine Zugabe verzichtet. Das Publikum in Hannover ist fasziniert und tobt. Klasse Abend, tolle Band. Das hat wirklich Spaß gemacht. Delain dürfen sehr bald wiederkommen.