Frank Lee von Press Club im Interview

Press Club
Foto: Ian Laidlaw

Das dritte Album “Endless Motion” der australischen Band Press Club steht in den Startlöchern. Drummer Frank Lee hat sich die Zeit genommen, um mit uns über die Veränderungen der letzten 2 Jahre zu sprechen, welchen Einfluss die Pandemie auf deren Musik hatte und wo er am liebsten tourt.

Wir lieben es, in Deutschland zu sein. Es fühlt sich für uns wie ein zweites zu Hause an. Einfach, weil wir uns dort sicher fühlen und die Menschen und die Musikindustrie, zumindest die Live-Musikindustrie, scheint wirklich zu verstehen und wertzuschätzen, was Bands machen. Das ist eine Erfahrung, die wir so weder in Australien noch in anderen Ländern gemacht haben. Deutschland sticht wirklich heraus.<span class="su-quote-cite">Frank Lee</span>

Hey Frank, wo befindest du dich gerade?

Ich bin tatsächlich bei der Arbeit. Also, ich sitze in einem Truck irgendwo in Australien und mache mehrere Dinge gleichzeitig.

Ja, in einer Band zu spielen, ist auch Arbeit.

Ja, es ist auf jeden Fall Arbeit zusätzlich zu den anderen fünfzehn Jobs, die ich habe. (lacht) Aber es ist Arbeit, die ich liebe und das ist es absolut wert.

Du bist der Schlagzeuger der Band Press Club. Wie würdest du euch als Band und eure Musik beschreiben?

Ich würde sagen, dass wir eine 4-köpfige Band aus Melbourne sind. Wir spielen energiegeladene und mitreißende Musik.

Ihr veröffentlicht nächste Woche euer drittes Album „Endless Motion“. Was ist, im Vergleich zu den anderen beiden Alben, anders?

Es ist ein großer Schritt nach vorne. Also, „Endless Motion“ ist der Versuch, ein wirklich, wirklich, wirklich gutes Album zu schreiben. Mit unseren ersten beiden Platten wollten wir einfach Alben schreiben, mit Musik, die wir mögen. Eigentlich sollten wir das Album schon 2020 aufnehmen, aber aufgrund von weltweiten Lockdowns war es nicht möglich und wir waren dazu gezwungen einen Schritt zurückzugehen und darüber nachzudenken, welche Art von Musik wir eigentlich machen möchten. Wir mussten analytischer vorgehen und haben dadurch unsere Musik viel kritischer betrachtet, um das Bestmögliche daraus zu machen.

Sind Songs dabei übrig geblieben, die genau so geblieben sind, wie ihr sie 2020 aufnehmen wolltet?

Nicht ganz so original wie sie damals geklungen hätten, aber es gibt schon ein paar Songs, die so auf dem Album gelandet sind, wie wir sie 2020 gespielt haben.

Wir haben unsere Musik viel kritischer betrachtet, um das Bestmögliche daraus zu machen.<span class="su-quote-cite">Frank Lee</span>
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Ihr habt das Album komplett alleine gemacht – aufnehmen, produzieren etc. Was sind die Vor- und Nachteile dabei es selbst zu produzieren?

Wir haben tatsächlich auch die ersten beiden Alben selbst produziert. Bei dem dritten Album haben wir jetzt erstmals andere um Unterstützung gebeten. Wir hatten ein wenig Hilfe beim Engineering, aber haben uns am Ende entschieden, dass das was unser Gitarrist Greg, der auch unser Produzent ist, gemixt hat am besten war. Dadurch sind wir viel selbstsicherer auf dem Album. Es war uns möglich, eine Platte zu machen, wie wir es haben wollten. Es ist großartig.

Welcher Song auf dem Album hat die größte persönliche Bedeutung für dich?

Ich glaube der Titelsong „Endless Motion“ ist das Lied, mit dem ich mich am meisten identifiziere. Das Gefühl von ständiger Bewegung und immer etwas zu tun zu haben, nicht zu stoppen und sich damit abzufinden. Ich erzähle nicht vielen Menschen, wie ich mich nach Covid und Lockdowns fühle, aber alles ist immer 100 % in Bewegung. Wir alle müssen lernen, mit dieser Dynamik umzugehen.

Witzig, dass du das sagst, während du in einem Truck durch die Gegend fährst.

(lacht) Ja, es ist das perfekte Beispiel!

Ihr werdet zum zweiten Mal dieses Jahr in Europa sein. Habt ihr das Gefühl, ihr müsstet das Touren nachholen, da es die letzten zwei Jahre nicht so möglich war?

Definitiv! Wir vermissen es einfach sehr, in Europa zu sein und dort zu touren. Wir hatten immer die besten Erfahrungen dort. Das ist etwas, was wir immer machen werden und es ist traurig, dass wir ein paar Jahre nicht die Möglichkeit dazu hatten. Aber dieses Mal werden wir die Zeit haben, in Orte zu kommen, an denen wir das letzte Mal nicht spielen konnten. Wir freuen uns wirklich sehr, mehr von Europa zu sehen und die Musikszene zu erleben, neue Bands und neue Städte kennenzulernen.

Deutschland ist wie ein zweites Zuhause für uns.<span class="su-quote-cite">Frank Lee</span>

Werdet ihr während der Tour überhaupt Zeit dafür haben, die Städte zu sehen und den Vibe zu fühlen?

Nein, überhaupt nicht. (lacht) Wir werden ein paar Tage freihaben, aber während einer Tour sehen wir höchstens die Location und das Hotelzimmer und wo auch immer wir dann morgens frühstücken und dann geht es schon wieder weiter. Es ist ein bisschen schade, gleichzeitig aber auch eine tolle Zeit und Erfahrung.

An welchem Ort oder welcher Stadt spielst du am liebsten Shows?

Das klingt jetzt wie eine Lüge, aber es ist Deutschland.

Ach, komm schon!

(lacht) Es ist die absolute Wahrheit! Wir lieben es, in Deutschland zu sein. Es fühlt sich für uns wie ein zweites zu Hause an. Einfach, weil wir uns dort sicher fühlen und die Menschen und die Musikindustrie, zumindest die Live-Musikindustrie, scheint wirklich zu verstehen und wertzuschätzen, was Bands machen. Das ist eine Erfahrung, die wir so weder in Australien noch in anderen Ländern gemacht haben. Deutschland sticht wirklich heraus.

Das ist irgendwie schön zu hören. Was ist bei euch auf Tour absolut notwendig?

Ehm, ok … Also wir sind alle komplett an unsere Handys gebunden. Ohne unsere Elektronik wären wir total aufgeschmissen. Zur gleichen Zeit versuchen wir als Band einfach eine gute Zeit zu haben. Wir haben Schachbretter dabei. Brettspiele allgemein, die sind notwendig.

Da du gerade Handys erwähnt hast. Wie denkst du über die Social Media Veränderungen für Bands oder Musik allgemein, die gerade stattfinden?

Es ist irgendwie witzig, wir sind jetzt 5 Jahre dabei und in der Zeit haben sich die sozialen Netzwerke stark verändert. Zu diesem Zeitpunkt sind wir überhaupt nicht auf TikTok vertreten. Es ist verdammt nochmal überall. Es gab Bands, mit denen wir zusammen gespielt haben, die nach unseren TikTok Zahlen gefragt haben. (lacht) Wir haben aktuell nicht mal TikTok, sollten wir es uns überhaupt anschaffen? Ich denke, als Einzelpersonen sind wir komplett hinterher, als Band ebenso. Wir sind schon oldschool mit Facebook und Instagram. Aber weißt du, es gibt Vor- und Nachteile bei allem und in 5 Jahren wird es wieder etwas anderes sein.

Es ist unwahrscheinlich, dass jetzt schon bald ein viertes Album hinterherkommt.<span class="su-quote-cite">Frank Lee</span>

Da „Endless Motion“ jetzt veröffentlicht ist, arbeitet ihr bereits an neuen Songs?

Nein, wie ich vorhin schon sagte, die Erfahrung, die wir jetzt mit „Endless Motion“ gemacht haben, hat verändert, wie wir Songs schreiben und wir können uns ehrlich gesagt schwerer zufriedengeben. Es ist unwahrscheinlich, dass jetzt schon bald ein viertes Album hinterherkommt. Einigen wir uns darauf: Es wird definitiv nicht nächstes Jahr eins herauskommen.

Gibt es noch etwas, was du zum Schluss sagen möchtest?

Ja, also, wenn ihr „Endless Motion“ hört, sagt uns, wie Ihr es findet. Wir werden im November in Deutschland sein. Kommt zu den Shows, zu denen Ihr kommen könnt und sagt “Hi!”. Wir sind nette Menschen und lieben Deutschland.

Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast. Komm gut nach Hause und viel Spaß auf Tour. Wir sehen uns im November in Berlin!

Ich kann es kaum erwarten!