Start Albumreviews Iggy Pop – Post Pop Depression (Live at the Royal Albert Hall)

Iggy Pop – Post Pop Depression (Live at the Royal Albert Hall)

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IGGY POP gehört unbestritten zu den lebenden Legenden des Punk Rock. Einer wie er ist auf den Bühnen der Welt selten geworden. Ein glücklicher Umstand also, daß das Konzert in der ehrwürdigen Royal Albert Hall aufgezeichnet wurde und nun auf DVD, Blu-ray und im DVD+2CD-Set erscheint und somit für die Zukunft konserviert wurde. Bei Künstlern wie IGGY POP ist der Grundgedanke des Punk Rocks noch deutlich spürbar und auch uns jüngeren Semestern wird direkt nochmal klar, um was es bei dieser Punksache eigentlich wirklich mal ging. IGGY POP gehört nicht mehr zu den Jüngsten: der am 21. April 1947 geborenen James Osterberg hat in seinen 69 Jahren schon einiges an Musikgeschichte geschrieben und miterlebt. Umso beeindruckender ist es IGGY POP bei seiner Performanz zuzuschauen. Gemeinsam mit seiner Post Pop Depression Band – JOSHUA HOMME, DEAN FERTITA und TROY VAN LEEUWEN der QUEENS OF THE STONE AGE, MATT HELDERS von den ARCTIC MONKEYS und dem Gitarristen und Produzenten MIKE SWEENEY – bringt er die alten Gemäuer der Royal Albert Hall ordentlich in Wallung.

Während die Band sich durchgängig in schicken mattglänzenden Jacketts bewegt, befreit sich POP kurz nach Beginn der Show aus seinem schwarzen Sakko. Los geht es mit dem Titel „Lust For Life“, welchen der US-amerikanische Sänger, Gitarrist, Komponist, Schlagzeuger und Schauspieler ebenso wie „Sister Midnight“, „Some Weird Sin“, „Funtime“, „Tonight“, „Mass Production“, „Nightclubbing“, „The Passenger“, „China Girl“, „Fall In Love With Me“, „Baby“ und „Success“ mit seinem langjährigen Wegbegleiter DAVID BOWIE schrieb. Zu sehen gibt es vor allem Tracks der Alben „The Idiot“, „Lust For Life“ und „Post Pop Depression“. Wenn IGGY POP beschreibt, dass BOWIE das Beste war, was ihm in seinem Leben passiert ist, kann man ziemlich sicher sein, dass JOSH HOMME nicht weit entfernt ist. Der QUEENS OF THE STONE AGE Frontmann poliert sozusagen den intrinsischen Punk-Diamanten POPs zu ganz neuem Glanz auf.

Ohne wenig Schnickschnack arbeitet sich IGGY POP durch sein Set: Während HOMME lässig, mit einer Zigarette im Mundwinkel, sein Können an der Gitarre unter Beweis stellt, bewegt sich IGGY schwungvoll über die Bühne, streckt seine geballte Faust immer wieder gen Kuppel und Publikum, um letztendlich mehrere Male das Bad in der Menge zu genießen. Der Godfather of Punk hält über die gesamte Show eine beeindruckende Verbindung zu seinen Fans und bittet immer mal wieder um Licht, damit er die Menge sehen kann. IGGY POP wirkt am Höhepunkt seiner Karriere angekommen: zumindest erscheint der Gedanke unverschämt, POP hätte womöglich irgendetwas ausgelassen. Ganz im Gegenteil: Nach der Show in der Royal Albert Hall hofft man, dass das Gerede um eine gegebenenfalls bevorstehende Rente, nur Gerede bleibt.

Nach rund einer Stunde und fünfzehn Minuten verabschieden sich die Künstler von der Bühne. Ein Ende ist allerdings noch lange nicht zu sehen: Mit einem lässigen „I´m okay!“ kommt IGGY POP mit seiner hochkarätigen Band zurück und legt unvergessliche 45 Minuten nach. Beim schauen der DVD entsteht ein nahezu unbeschreibliches Gefühl: Ein Gefühlscocktail aus Zuversicht, Motivation, Energie, Gelassenheit, tiefer Traurigkeit und der absoluten Euphorie sozusagen. Vermutlich ist nicht annähernd zu erahnen, was für ein musikalisches Liveerlebnis sich an diesem 13. Mai 2016 zwischen den geschichtsträchtigen Mauern der Royal Albert Hall zugetragen haben muss. Nach zwei Stunden verabschiedet sich IGGY POP dann wirklich -hoffentlich nicht für immer- von seinem Publikum.

Wir haben im letzten Jahr besonders viele Künstler, Idole, aber insbesondere großartige Musiker dieser alten Garde gehen lassen müssen. Umso wichtiger und gleichermaßen wertvoll sollten die sein, die noch zu den lebenden Zeitzeugen der Entstehung einer Musik gehören, die wir so bedingungslos lieben. „Post Pop Depression – Live at the Royal Albert Hall“ ist demzufolge nicht nur eine schnöde Kaufempfehlung, sondern eine liebevolle Verpflichtung zum Erwerb dieses Mischwerks aus Sympathie, Authentizität, Musikgeschichte und absoluter Professionalität. Und auch wenn es kein Titel der STOOGES auf die DVD und dazugehörigen CD´s geschafft hat, ist und bleibt IGGY POP dieser durchgeknallte Punk der THE STOOGES und hält unbestritten den Geist der Szene der 1960er Jahre in seiner Hand. Chapeau!

Von Maria

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Bei Maria reichen sich Punk und Politik nicht einfach nur die Hand, sie liegen sich quasi eng umschlungen im Arm und trinken Schnäpschen auf die alten Zeiten. Wenn sie nicht gerade davon träumt durch die Welt zu reisen, ihrem Ärger auf Demos Luft macht oder ihrem Weltschmerz nachhängt, testet sie die neuesten Eiskreationen der Stadt, träumt vom Sommer und von Festivals oder sortiert ihre Platten zwischen der Terrorgruppe, Wizo, Propagandhi und No Use For A Name.

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