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Kafvka und Narcolaptic in Hannover

Kafvka am 27.03.2019 live im Béi Chéz Heinz in Hannover

Foto: Cynthia Theisinger

Kafvka gehen auf große „Alle hassen Nazis“-Tour – und da kommen wir natürlich mit! Zum antifaschistischen Tanzvergnügen laden die Berliner am Mittwochabend ins Béi Chéz Heinz. Gitarrenlastige Unterstützung bekommen sie dabei noch von der Hamburger Punkband Narcolaptic.

„Ihr tanzt alle sehr schön!“

Die Neunziger haben angerufen

Das hanseatische Quartett Narcolaptic legt direkt mit kraftvollem Punkrock der alten Schule los. Schon beim ersten Stück „9619“ springt Sänger und Bassist Don von der Bühne und dreht ein paar Runden durch das Publikum. Der energiegeladene, rotzige Sound zeigt Wirkung, denn schon tanzen die ersten Besucher – der Rest nickt zumindest im Takt der Musik mit. „Hallo Hannover, wir sind Narcolaptic aus Hamburg“, begrüßt Don das Béi Chéz Heinz. „Kommt mal ein Stück nach vorne, oder habt Ihr Angst vor einem Circle Pit?“, witzelt er, bevor es mit „In Between The Lines“ weitergeht. „Wir haben extra ein nicht ganz so hartes Set für Euch rausgesucht.“

Mit „Never Fall in Line“ und „Out of the Night“ werden Tracks des jüngst veröffentlichten Albums zum Besten gegeben. Mit amerikanischen Punkrock-Vibes und ein paar knackigen Breakdowns steigt die Temperatur im Heinz-Keller langsam an. Gegen Ende des Sets werden bei einer Cover-Version des Pennywise-Hits „Bro Hymn“ noch einmal alle Kraftreserven für einen kleinen Moshpit aufgebracht.

Bildergalerie: Narcolaptic

„Vor allem ist Europa Meister im Sterben lassen“

Von einer Landeshauptstadt in die andere: Die Berliner Crossover-Band Kafvka eröffnet wie auf ihrem zweiten Album „2084“ mit „Hallo Welt“. Das mittlerweile sehr voll wirkende Béi Chéz Heinz steht nicht nur von der ersten Sekunde an unter Volldampf, sondern hat offensichtlich auch Bock auf Bewegung. „Hallo Hannover! Was geht ab, seid Ihr da?“, begrüßt Rapper Jonas das Publikum. „Könnt Ihr springen oder was?“ Zu „Chip in meinem Kopf“ zeigen die Fans, was sie können und ziehen dabei den einen oder anderen Scheinwerfer, der von der niedrigen Kellerdecke hängt, in Mitleidenschaft.

Nachdem Kafvka einen „Refugees welcome“-Chor angestimmt haben, geht dieser nahtlos in „Lampedusa“ vom Debütalbum „Hände Hoch“ über und der Moshpit ist endgültig eröffnet. „Ihr seid extrem textsicher“, lobt Jonas das Hannoveraner Publikum und kündigt „Batikhose“ an: „Der nächste Song hätte ein Sommerhit werden können, ist aber keiner“. Am Frontmann des Berliner Quartetts ist außerdem ein verdammt guter Poetry Slammer verloren gegangen, wie er anschließend beweist. Treffsicher und mit dem richtigen Versmaß kritisiert er dabei nicht nur Europas Flüchtlingspolitik, überflüssigen Nationalstolz und unser Konsumverhalten, sondern auch das Sterben im Mittelmeer. Umso passender ist es, dass am Merchandise-Stand heute Abend auch für die Organisation „Seebrücke“ gespendet werden kann.

Bildergalerie: Kafvka

„Ihr seid voll der Höhepunkt“

Kafvka standen bereits als Vorband für Die Toten Hosen auf der Bühne und gelten zu Recht als exzellenter Live-Act. Außerdem beweist die Band bei ihren Auftritten, dass der Spaß trotz politisch wichtiger Botschaften nicht zu kurz kommt. „Den nächsten Song möchte ich gerne meinem Papa widmen, der heute auch hier ist und der mich früher immer zugelullt hat mit Rio Reiser“, erzählt Rapper Jonas. Beim anschließenden „Rauch-Haus-Song“ dreht das Publikum voll auf und es wird schonungslos gepogt. Und diese ausgelassene Stimmung zieht sich über „Berlin, Berlin“ und „Utopia“ weiter. Das sieht Jonas auch so: „Ihr tanzt alle sehr schön!“

Bei „Alle hassen Nazis“, dem Titelsong der Tour, und „Fick Dein Volk“ zeigt sich, dass sich Publikum und Künstler in ihrer Message einig sind. Nach einer kurzen Unterbrechung kommen Kafvka für Zugaben zurück auf die Bühne. Und die sind wirklich speziell: Es gibt eine Drum and Bass Version von „2018“ sowie „Klein in der Großstadt“ – dann wieder in voller Besetzung. Die Hannoveraner nutzen die verbleibende Zeit für eine gepflegte Eskalation und tanzen, als gäbe es kein Morgen. „Hat sich das für Euch auch so gut angefühlt?“, wollen Kafvka wissen. Hat es!

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