KreuzverHör: Counterparts – Nothing Left To Love

Die kanadische Melodic Hardcore Band Counterparts präsentiert mit “Nothing Left To Love” ihr neues und mittlerweile sechstes Album – nur zwei Jahre nach Veröffentlichung des letzten Werks “You’re Not You Anymore”. Frontmann Brendan Murphy kündigt das Album als “bestes, das Counterparts jemals geschrieben haben” – auch, wenn er zugibt, dass die Band das bei jedem Album sagt. Sash und Hanna haben beide in „Nothing Left To Love“ reingehört, um herauszufinden, ob Brendan Murphy Recht behalten soll – und sind dabei auf einige Überraschungen gestoßen.

„“Nothing Left To Love” beweist definitiv einmal mehr, warum Counterparts vollkommen zurecht eine meiner absoluten Lieblingsbands ist!“

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Counterparts - Nothing Left To Love AlbumcoverCounterparts – Nothing Left To Love
Release: 01. November 2019
Label: Pure Noise Records
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Hanna: „Will you love me when there’s nothing left lo love?“ – Ich weiß ja nicht wie es Dir ging, Sash, aber bereits mit dem Opener “Love Me” haben mir Counterparts zahlreiche Schauer über den Rücken laufen lassen. Oder um meine Facebook-Nachricht an Dich zu zitieren, die ich Dir gleich nach dem ersten Hören geschickt habe: “Counterparts ey, der Einstieg – ich hab Gänsehaut. Man man man.” Erging es Dir ähnlich?

Sash: Und wie! „Will you love me when there’s nothing left lo love?“ ist aber auch eine heftige Frage, die düsterer kaum mit Musik untermalt werden konnte. Schleppend, traurig, ja schon fast irgendwie hilflos klingt der Song. Ganz fantastischer Einstieg zum neuen Album der Kanadier. Aber dann wird auch schon kräftig aufs Pedal getreten und mit „Wings Of Nightmare“ wird einem Mal wieder bewusst, was für eine Wahnsinns-Energie die Jungs haben. Sowas kann man nur abfeiern, oder was meinst Du, Hanna?

Video: Counterparts – Paradise And Plague

Counterparts sorgen für einige Überraschungen

Hanna: Auf jeden Fall. Gerade die düsteren, melancholischen Texte ist man von Counterparts ja gewöhnt, aber ich finde auf dem neuen Album wird noch mal einer draufgesetzt. Zeilen wie bereits genannte, “Did the mother of god cry for her son? Will mine suffer the same before I’m gone?” (“Nothing Left To Love”) oder “ Reserve your mourning for the dead who wish they had but one day left. No need to waste your grief on me, I’m with you now. Will the ones I love forgive me for leaving too soon?” (“Paradise And Plague”) spiegeln genau diese von Dir genannte Traurigkeit und Hilflosigkeit wider. Dennoch hast Du natürlich recht: Auch in den neuen Songs ist die Energie wie immer nahezu greifbar. Vor allem denke ich, dass Counterparts für die eine oder andere Überraschung sorgen. Zum einen sind die Songs teils deutlich aggressiver und härter geworden – und erinnern mich des Öfteren sogar etwas an END – und zum anderen ist ja auch der cleane Gesang in “Paradise And Plague” überraschend…

Sash: Überraschend… ja, aber genau der Part nimmt mich leider überhaupt nicht mit. Der Rest des Songs – vor allem der Breakdown – sind granatenstark, aber der Refrain wirkt für mich irgendwie musikalisch nicht stimmig. Nichtsdestotrotz hast Du recht: Die Songs sind wieder um einiges härter geworden. Allein “Your Own Knife” rotzt einfach dermaßen mächtig aus den Boxen, dass die Wände einstürzen. Aber auch sonst muss ich sagen, dass mich Counterparts einmal mehr musikalisch sehr überrascht haben und wieder gerne etwas mit den Songstrukturen und -arten gespielt haben. “Cherished” ist da ein gutes Beispiel. Erst rockt der Song in bekannter Counterparts-Manier durch die Hütte, dann Tempowechsel und auf einmal erklingt ein feinster Old-School-Metal-Mattenschüttler-Riff. Kann man mal machen! Damit aber noch nicht genug: Nach dem danach folgenden Abriss (Vorsicht: Bitte keine zerbrechlichen Gegenstände in der unmittelbaren Umgebung aufbewahren) wird der Song sehr ruhig, um mit einem großartigem aufbauenden Finale zu enden. Wie fett ist das denn bitte? Große Kunst, ganz große Kunst! Aber so richtig vom Stuhl hat mich ein ganz anderer Song gehauen. Da bin ich jetzt aber mal gespannt, ob wir da den gleichen meinen. Also Hanna, welcher Song des neuen Albums von Counterparts darf heute Dein Herzblatt sein?

Stream: Counterparts – Separate Wounds

Von vorne bis hinten stimmig

Hanna: Oh, spannend! Ich finde ja “The Hands That Used To Hold Me” sehr stark – der Song baut sich so wunderbar auf und ist live sicherlich eine absolute Wucht! Überraschend mit dem dominierenden Cleangesang und den ruhigen Tönen und dabei gleichermaßen gut finde ich auch den Titeltrack als Abschluss, der entsprechend mit dem Opener natürlich einen ganz wunderbaren Bogen um die insgesamt zehn Songs spannt. Generell finde ich den Cleangesang durchaus gut, da die Texte einfach wieder typisch Counterparts echt stark sind, finde aber auch, dass er so rar gesät vollkommen ausreicht. “Your Own Knife” mag ich auch sehr, weil er – salopp gesagt – einfach dermaßen auf die Fresse ist, dass einem alles um die Ohren fliegt. Ich hab das Gefühl, dass die Shouts von Brendan Murphy in dem Song besonders aggressiv sind – das gefällt! Aber um ehrlich zu sein, gibt es keinen Song auf der Platte, den ich nicht gut finde. Müsste ich mich entscheiden würde ich tatsächlich “The Hands That Used To Hold Me” als Herzblatt wählen… Deswegen bin ich umso gespannter auf Deinen Favoriten!

Sash: Da ticken wir doch tatsächlich ähnlich. Meine Favoriten sind zum einen “Ocean In Another”, da er mich unglaublich mitreißt und er einfach von vorne bis hinten stimmig ist und tatsächlich auch “Nothing Left To Love”, da er so unglaublich emotional aber auch untypisch für Counterparts ist. Darauf stehe ich voll, wenn eine Band sich auch mal was traut und dabei dann auch noch extrem stimmig ist. Abgesehen davon nimmt der Song wieder die Frage vom Anfang auf und so erschließt sich “Nothing Left To Love” erst richtig als Ganzes. Da haben die Jungs mal wieder ganz stark abgeliefert und man kann nur hoffen, dass Counterparts uns noch lange erhalten bleiben. Ohne sie wäre die Szene definitiv nicht dieselbe.

Hanna: Von vorne bis hinten stimmig ist ein gutes Stichwort – das ist nämlich das ganze Album für mich. Textlich widmen sich Counterparts einmal mehr der menschlichen Vergänglichkeit und Sterblichkeit, der Dunkelheit des Lebens, selbstzerstörerischen Tendenzen und der Selbstgeißelung, die sie hervorgebracht haben. Zwar keine leichte Kost, aber ganz typisch sehr tiefgreifend und höchst emotional. Musikalisch präsentiert sich die Band experimentell, aber ohne die besondere Substanz zu verlieren, die die Songs ausmacht. “Nothing Left To Love” beweist definitiv einmal mehr, warum Counterparts vollkommen zurecht eine meiner absoluten Lieblingsbands ist!

Video: Counterparts – Wings Of Nightmare