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Laura Jane Grace and the Devouring Mothers – Bought to Rot

“Learn to trust yourself, no one else matters”, startet der Opener “China Beach” des Debütalbums “Bought to Rot” von Laura Jane Grace and the Devouring Mothers. Das beschreibt wohl einerseits ganz gut die letzten zwanzig Jahre der Ausnahmekünstlerin, als auch andererseits die bewusste Entscheidung zu einem „fast“ Solo-Akustik-Album, während Against Me! pausiert. Als Frontfrau, Autorin und Aktivistin musste sie sich mehr als einem Vorwurf stellen. Am Ende kann man allerdings sagen, dass die US-amerikanische Musikerin sich immer treu blieb, ihren Weg ging und so zu einer der mutigsten und einflussreichsten Kultfiguren der Punkszene wurde.

„Inspiriert von Tom Petty bewegt man sich weg vom klassischen Punkrock und trotzdem zittert das so geliebte Genre in fast jedem dritten Akkord und zeigt sich gleichermaßen verletzlich, als auch unfassbar erwachsen.“

Keiner der vierzehn Songs gleicht dem anderen

Nun schnappte sie sich den Against Me! Schlagzeuger Atom Willard und Marc Jacob Hudson, den langjährigen Produzenten der Band, am Bass und geht mit dem Projekt Laura Jane Grace and the Devouring Mothers einen weiteren ganz neuen Weg. Keiner der vierzehn Songs gleicht dem anderen. Denn das Trio überzeugt durch ein unglaublich breites musikalisches Spektrum. Inspiriert von Tom Petty bewegt man sich weg vom klassischen Punkrock und trotzdem zittert das so geliebte Genre in fast jedem dritten Akkord und zeigt sich gleichermaßen verletzlich, als auch unfassbar erwachsen.

Bis in den letzten Haarspitzen kribbelt die Intensität Graces unfassbar ehrlichen Songwritings. Die Texte sind klar, provokant, hoffnungsvoll, versöhnlich und schlussendlich noch viel intimer, als bei Against Me!. Die Musikerin schrieb im Tourbus auf Europas und Australiens Straßen, in Hotelzimmern und in den eigenen vier Wänden in Chicago.

Gänsehaut par excellence

Die adoptierten Heimatstadt bekommt mit klaren Ansagen wie „The best part is leaving cause maybe one day I’ll never come back again and if I die in this shithole, float my corpse down the Calumet“ Graces Abrechnung um die Ohren. In “The Friendship Song” geht es um die bedingungslose Akzeptanz einer besonderen Freundschaft, welche am Abend des jüngsten Gerichts, wie im Song „Apocalypse Now (And Later), im vollen Bewusstsein nebeneinander steht. Ganz anders, als eine dieser mehr als komplizierten Lieben, die in „The Airplane Song“ besungen werden, einer Hassliebe gleichen und trotzdem am Ende ein Happy End brauchen.

Mit diesem mehr als grandiosem handwerklichen Geschenk an die Musik und ihre Hörer, ziehen Laura Jane Grace and the Devouring Mothers eine ganze Menge Leben gerade und machen sich frei – für die guten Seiten des Lebens und die Zukunft. Die eindringliche Stimme Laura Jane Grace bleibt dabei erhalten und sorgt einmal mehr als zu wenig für Gänsehaut par excellence.

Video: Laura Jane Grace & the Devouring Mothers – The Airplane Song

Hier erhältlich

Laura Jane Grace & the Devouring Mothers – Bought to Rot
Release: 09. November 2018
Label: Bloodshot Records

Maria

Bei Maria reichen sich Punk und Politik nicht einfach nur die Hand, sie liegen sich quasi eng umschlungen im Arm und trinken Schnäpschen auf die alten Zeiten. Wenn sie nicht gerade davon träumt durch die Welt zu reisen, ihrem Ärger auf Demos Luft macht oder ihrem Weltschmerz nachhängt, testet sie die neuesten Eiskreationen der Stadt, träumt vom Sommer und von Festivals oder sortiert ihre Platten zwischen der Terrorgruppe, Wizo, Propagandhi und No Use For A Name.

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Veröffentlicht von
Maria

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