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Marilyn Manson – We Are Chaos

Im Laufe ihrer Karriere hat es Marilyn Manson bereits mehrere Male geschafft, sich neu zu erfinden. Auf „We Are Chaos“ bedient sich die Band jetzt der besten Zutaten aus der Vergangenheit und garniert das Ganze mit einer kleinen Prise Country. Über allem thront die gewohnte düstere Grundstimmung, die Marilyn Manson im Laufe der Jahre so sehr perfektioniert hat.

„Ein wirklich rundum gelungenes Album, an dem es eigentlich nicht viel zu meckern gibt. Einzig und allein die Einflüsse vom ehemaligen Gitarrist John 5 werden bis heute schmerzlich vermisst.“

Das Beste aus beiden Welten

Zuallererst fällt eines auf: „We Are Chaos“ bietet die perfekte Mischung aus Melancholie und Wutausbrüchen, wie wir sie von „Mechanical Animals“ und „Antichrist Superstar“ kennen und dem geradlinigen Rock auf „The Pale Emperor“. Für mich treffen damit die besten Seiten Mansons aufeinander. Ein perfektes Beispiel für die gelungene Symbiose aus alt und neu ist der Track „Infinite Darkness“. Mit „Keep My Head Together“ greift Manson dann seiner eigenen Vergangenheit sogar etwas vor und geht musikalisch bis in die Achtziger zurück. Synthbass inklusive. „Half-Way & One Step Forward“ schlägt leisere, aber ebenso spannende und melancholische Töne an. Jeder Song hat einen eigenen Vibe und ein kleines oder größeres Alleinstellungsmerkmal. Marilyn Manson haben hier mit Liebe zum Detail alles verarbeitet, was die Band über die gesamte Karriere hin ausgemacht hat.

Vielfalt statt Chaos

Chaotisch klingt „We Are Chaos“ nicht. Ebenso wenig klingt es nach der rohen Energie der Anfangstage. Marilyn Manson setzen hingegen auf spannende Songstrukturen, Liebe zum Detail und Vielfalt. Wutausbrüche sind, wenn vorhanden, gezielt eingesetzt. So bleibt „We Are Chaos“ auch nach einigen Hördurchgängen spannend und es gibt eine Menge zu entdecken. Zudem gehen die Songs direkt ins Ohr und nisten sich dort mehrere Tage ein. Denn bei aller Vielfalt sind die einzelnen Teile des Albums doch sehr auf den Punkt geschrieben und wirken immer in sich stimmig und nie überladen. Hier steckt großes Songwriter-Talent dahinter. „Broken Needle“ beweist dann noch einmal, was gesanglich in Frontmann Manson steckt. Vielleicht die schönste und melancholischste Ballade des Jahres. Und so beendet der Song ein wirklich rundum gelungenes Album, an dem es eigentlich nicht viel zu meckern gibt. Einzig und allein die Einflüsse vom ehemaligen Gitarrist John 5 werden bis heute schmerzlich vermisst.

„Nach sechsundzwanzig Jahren so relevant zu bleiben, ist ein Kunststück“

Tendenz nach oben

Drohte nach dem genialen „The Pale Emperor“ und dem etwas schwächeren „Heaven Upside Down“ nun Langeweile einzukehren, gehen Marilyn Manson ein klein wenig zurück zu ihren Wurzeln und garnieren den neuen Stil mit einigen kleinen Wutausbrüchen. So schafft es die Band sich mit dem neuen Album wieder etwas Aufwind zu geben. „Antichrist Superstar“ und „The Pale Emperor“ werden für mich immer unübertroffene Gesamtkunstwerke bleiben, „We Are Chaos“ aber ist ganz dicht dahinter.

Nach sechsundzwanzig Jahren so relevant zu bleiben ist ein Kunststück, dass nicht viele Künstler dieser Größenordnung vollziehen können und so bleibt nur gespannt abzuwarten, wie es mit Marilyn Manson, sowohl der Kunstfigur als auch Band, weitergehen wird. „We Are Chaos“ könnte hier der Grundstein für eine spannende und musikalisch interessante Karriere bis weit über das dreißigjährige Bandbestehen hinaus sein.

Video: Marilyn Manson – We Are Chaos

Hier erhältlich
Marilyn Manson – We Are Chaos
Release: 11. September 2020
Label: Loma Vista Recordings

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