Marvins musikalischer Jahresrückblick 2022

Es ist der Tag, an dem alle Instagram-Stories geflutet werden mit dem Spotify Wrapped Jahresrückblick. Stolze 55.198 Minuten habe ich Musik gehört (abzüglich schmaler zwei bis drei Stunden Podcasts – die kriegen mich sehr selten, wie ihr merkt). Spotify nennt mich sogar „Abenteurer*in“, da ich immer auf der Suche nach „neuen Sounds“ sei. Da sollte man doch meinen, dass ich über das Musikjahr 2022 einiges berichten könnte. Ernüchternd muss ich allerdings feststellen, dass meine liebsten Releases noch aus dem Vorjahr stammen (bzw. deutlich älter sind). Die meistgehörten Künstler: Cedric Burnside, Manchester Orchestra, Bo Burnham, Boysetsfire und Turnstile. Es hat sich also schon einmal nichts wirklich Neues in meine liebsten Scheiben von 2022 geschlichen. Das liegt definitiv an mir, denn es sind so unglaublich viele Platten erschienen, die ich mir noch zu Gemüte führen sollte. Aber gab es da nicht doch das ein oder andere Release, das mich dann in diesem Jahr begeistern konnte? Ich grabe tiefer.

Und als Sänger Scott dann noch in perfektem Deutsch in die Menge schreit „Endlich normale Leute“ steht es fest: das hier ist eines der geilsten Konzerte des Jahres.“

Billy Talent – Crisis of Faith

„Crisis of Faith“ habe ich mir in Vorbereitung auf mein Interview mit Billy Talent Bassist Jonathan Gallant zum ersten Mal angehört und es hat sofort gefunkt. Ich liebe die Mischung aus Prog-Rock und gewohnten Billy Talent Stärken. Direkt der Opener ist einer der stärksten Songs des Jahres für mich, aber auch „End of me“ mit Rivers Cuomo finde ich einige Monate nach Release immernoch großartig.

Lorna Shore – Pain Remains

Was für ein Album! „Pain Remains“ ist alles andere als leicht zugänglich. Ein richtiger Brocken an Eindrücken und unglaublich vielen Ideen. Die düstere Geschichte, die das Album erzählt, ist faszinierend und genauso vielschichtig wie die Musik der Band.

Coheed and Cambria – Vaxis II: A Window of the Waking Mind

Ich hatte Coheed and Cambria seit „Good Apollo, I’m Burning Star IV“ aus den Augen verloren. Das aktuelle Album hat es allerdings geschafft, dass ich mich wieder für die Band begeistere. „Vaxis II“ ist eingängig, vielschichtig und unglaublich catchy. Ich mag die Liebe zum Detail und einfach die gesamte Nerdiness inhaltlich wie musikalisch.

Comeback Kid – Heavy Steps

Alte Liebe rostet nicht. „Symptoms and Cures“ ist eines der Hardcore-Alben, von denen ich einfach nie genug kriegen werde. „Heavy Steps“ kommt zwar nicht ganz an dieses Meisterwerk heran, ist aber rundum gelungen. Diese Energie, diese Stimme und dieses Feuer. Es wird Zeit, diese Band mal wieder live zu sehen!

Bleed From Within – Shrine

Ein Album, dass ich erst kürzlich für mich entdeckt habe. Ob es mich auch langfristig überzeugt, kann ich nicht sagen, aber aktuell komme ich immer wieder auf „Shrine“ zurück. Da spielt sicher das tolle Konzert in Frankfurt eine große Rolle, aber auch die Sympathiepunkte, die Bleed From Within mit „Fracture“ vor zwei Jahren sammeln konnten.

Konzerte des Jahres:

The Cure – Festhalle Frankfurt am Main

Es gibt diese Konzerte, die man viele Jahre auf der Bucketlist stehen hat und wenn sie dann wirklich stattfinden, kann man es kaum glauben, dass es nun endlich so weit ist. Ein solches Konzert durfte ich am 17.11. in Frankfurt erleben. Fast drei Stunden haben The Cure gespielt. Ein unvergessliches Erlebnis und das schönste Konzert des Jahres.

Boysetsfire (mehrfach)

Was war das für ein unglaublich schöner Moment, Boysetsfire wieder live zu sehen. Seit Ende 2019 warte ich darauf und nun hatte ich dieses Jahr die Chance, gleich drei Konzerte der Band zu besuchen.

Touché Amoré, Coheed and Cambria, Thrice im Schlachthof in Wiesbaden

Was für eine Mischung an Bands! Touché Amoré kann ich einfach nicht oft genug sehen. Diese Band ist jedes Mal wieder unbeschreiblich gut. Coheed and Cambria haben sichtlich viel Spaß auf der Bühne und genau wie Thrice eine sehr textsichere Fanbase im Rücken. Definitiv ein rundum geiler Abend.

Bleed From Within – Das Bett Frankfurt

Unerwartet voll war es bei Bleed From Within in Frankfurt. Und das mitten in der Woche. Dass die Leute richtig Bock hatten, war von Anfang an zu spüren. Dass die Band davon geflasht war auch. Was da für eine Energie rüberkam! Und als Sänger Scott dann noch in perfektem Deutsch in die Menge schreit „Endlich normale Leute“ steht es fest: das hier ist eines der geilsten Konzerte des Jahres.

Hoffnungen für 2023

Hoffnung 1: Es kommt endlich ein neues Neaera Album
Jedes Jahr dieselbe Leier: Ich will ein neues Neaera Album. Und ich will es jetzt!

Hoffnung 2: Touché Amoré bringen ein neues Album raus
Ich kann den Nachfolger zu „Lament“ einfach nicht mehr abwarten. Dann sollte natürlich auch eine ausgedehnte Europatour folgen. Gerne drei bis vier Konzerte in unmittelbarer Nähe. Danke.

Bleibt nur noch eins zu sagen: Entspannte Feiertage euch allen und ich wünsche mir nichts sehnlicher, als dass 2023 das Jahr wird, in dem der Irrsinn, den wir aktuell täglich mitverfolgen müssen, ein Ende findet und wir uns als Menschheit darauf besinnen, dass wir doch alle im selben Boot sitzen, die selben Emotionen teilen und uns ähnlicher sind als wir denken.