Milliarden das sind Ben Hartmann & Johannes Aue. In diesem Falle offensichtlich ein Duo,
welches man doch trotzdem getrost Band nennen sollte, zumal man mit Live Unterstützung
auch als solche auftritt. Der künstlerische Schaffensprozess und die kreative Arbeit
geht jedoch ausschließlich von den beiden Herren aus. Mit „Schuldig“ liefern Milliarden Album
Nummer drei. Inklusive, eines Weges zu etwas mehr Unabhängigkeit, künstlerischen Freiheit und hin zur Selbstbestimmtheit. Mit dazu im Gepäck haben die Musiker das eigens frisch gegründete Label „Zuckerplatte“.
„dieses Milliarden Album bietet einiges an Material für den ein oder anderen Soundtrack für dramatische Liebesgeschichten, die sich mehr als nah am existenziellen bewegen.“
Provozierend, direkt und emotional
„Hab viel zu lange so getan, als sei es gar nicht da, als sei das Leben einfach wunderbar und ich mittendrin … schuldig sein ich will schuldig sein“. „Schuldig“ ist eine Kritik an all unseren alltäglichen Konstrukten, von Liebe hin bis zur eigenen Unschuld, um nur einige von Ihnen zu nennen, mit denen wir versuchen, Brücken zu bauen, um diesem tiefen immerwährenden Zwiespalt zu überwinden, der unsere Gesellschaft entzweit – der Spagat zwischen den eigenen Bedürfnissen und dem Allgemeinwohl. In einer Welt die doch oft noch verkommener ist, als wir sie wirklich sehen wollen. Die Texte sind gewohnt provozierend, direkt und emotional.
Doch so sehr wie das suggeriert, dass die Antworten auf der Hand liegen müssten, so offen und allgemein gestaltet sich das, was den Texten innewohnt. So können sie doch lediglich eine Hilfestellung sein, das eigene Handeln zu verstehen und die eine eigene der vielen Wahrheiten zu finden:
„Man muss die Werke der großen Philosophen nicht kennen, um den Ekel empfinden zu können, den die Unschuld nach sich ziehen kann. Auch das, zugegeben, erheiternde Studium der Schriften Friedrich Nietzsches ist nicht vonnöten, um „Schuldig“ verstehen zu können.“
Immer noch irgendwie Punk
Der Sound ist immer noch irgendwie Punk, wenn auch vielleicht mehr im Herzen und immer noch irgendwie Indie und stark beeinflusst vom retro-historischen Deutschrock á la Ton Steine Scherben. In „Die Fälschungen sind echt“ gibt es einen spannend melodischen Gegensatz der musikalischen Gestaltung zu exzentrisch ausartender stimmlicher Interpretation und leicht verstörenden Texten. Dieses Milliarden Album bietet einiges an Material für den ein oder anderen Soundtrack dramatischer Liebesgeschichten, die sich mehr als nah am Existenziellen bewegen. Songs wie „Die Gedanken sind frei“ und „Ich schieß dir in dein Herz“ sollten in diesem Zusammenhang Gehör geschenkt werden. Eines der wohl stärksten Lieder der aktuellen Platte ist mit Sicherheit „Himmelblick“, welches minimal musikalisch arrangiert die Gleichgültigkeit unserer Gesellschaft, aber auch unsere eigene, treffend pointiert.
„Sich des eigenen Denkens zu bemächtigen“
Schuldig
Ben Hartmann verzichtet gern und bewusst auf tiefere Erklärungen zu den eigenen Texten und richte das als Appell an die Zuhörer, sich ihres eigenen Denkens zu bemächtigen und die Werke in ihrer Tiefe und Wahrhaftigkeit selbst zu erforschen. „Schuldig“ ist der Versuch, ein Teil von etwas zu sein, nicht nur einfach dabei oder irgendwie auch nicht, sondern bewusst daran teilzunehmen, an diesem Leben und sich für etwas entscheiden und zu begreifen, was man tut und dass man auch Schuld trägt, wenn man nichts tut. So sind wir doch alle irgendwie nie frei von Schuld, auch wenn diese oft unterschiedlich schwer wiegt. In diesem Sinne seid ihr selber Schuld, wie ihr die Platte am Ende hört oder auch nicht.