Moop Mama und Roger Rekless in Hannover

Moop Mamas Mission ist es, die Brassmusik von ihrem etwas angestaubten Image zu befreien. Und so begeben sich die sieben Blasmusiker und zwei Trommler gemeinsam mit ihrem MC auf große Deutschlandtour, im Gepäck das kürzlich erschienene Album mit dem bescheidenen Titel „ICH“. Gemeinsam mit Support-Act Roger Rekless macht das süddeutsche Gespann auch im Pavillon Halt, um den Hannoveranern den Marsch zu blasen.

Man weiß gar nicht, wer lauter ist: Die zehnköpfige Band oder das mitsingende Publikum?

Deutscher Rap mit Haltung

Roger Rekless eröffnet den Abend im ausverkauften Pavillon pünktlich, während viele noch an der Garderobe oder dem Getränkestand anstehen. „Die Welt ist schlecht und wir müssen uns bewegen, deshalb Alle die Arme hoch“, eröffnet der Münchener MC mit „Ich renn“ die Show. Und das versammelte Publikum zeigt auch gleich vollen Körpereinsatz. Anschließend referiert der bayrische Kampfsport-Enthusiast über Freestyle Rap und zeigt den Anwesenden mit einer Kostprobe, wie viel Street Credibility und Kreativität in ihm stecken.

„Ich war unfassbar wack“, sagt Rekless über seine Jugend im ländlichen Bayern. So imitiert er kurzerhand einen bayrischen Ordnungshüter, der sich über die Graffiti-Kunst empört – und beweist damit, dass er neben der Musik auch Comedy kann. „Hannover, habt Ihr eine gute Zeit bis hier her? Das ist nämlich eine Aufgabe der Rapmusik, zu unterhalten. Und dicke Eier. Oder dicke Eierstöcke, je nachdem, wer am Mic steht“, weiß der Münchener und distanziert sich damit deutlich von vielen seiner Kollegen aus dem Rapgeschäft. Mit dem letzten Song „Drums“ und einem Schlagzeugsolo bekommt der Mann, der für die knallharten Beats zuständig ist, die verdiente Aufmerksamkeit.

Bildergalerie: Roger Rekless

Gute Laune hoch Zehn

Gut aufgeheizt geht es für die Hannoveraner im Pavillon mit der bayrischen Hauptattraktion weiter. Die einheitlich in Rot gekleideten Brass-Musiker von Moop Mama eröffnen ihre Show – so wie auf dem aktuellen Album – mit dem Song „Wildnis“ und zünden damit direkt eine Stimmungskanone. „Ist jeder zufrieden mit seinem Nachbarn? Denn der nächste Song ist über Nachbarn“, kündigt Rapper Keno das nächste Stück „Shitstorm“ an. Dabei weiß man kaum, wer lauter ist: Die zehnköpfige Band oder das mitsingende Publikum. Und spätestens bei „Kapuze“ ist jede Zurückhaltung der Hannoveraner verflogen. Mit Songs wie „Komplize“ und „Geister“ zeigt die aus sieben Blasmusikern, zwei Trommlern und einem MC bestehende Marchingband, dass sie auch ruhige Töne anstimmen kann. Kurz danach verwandelt sich die Bühne aber schon wieder in einen Kriegsschauplatz wie aus der epischen Star Wars-Reihe, denn die Münchener mit dem Schalk in Nacken schwingen rote Laserschwerter im Takt der Musik.

Bildergalerie: Moop Mama

Baby, ich schmeiß Dir ’nen Molotowcocktail!

Auf ihn haben wohl alle gewartet: Moop Mamas Erfolgshit „Molotow“. Spätestens als Rapper Keno etwas Weiches in Form einer Flasche in die Menge wirft, hat das Konzert im Pavillon einen authentischen Demo-Charakter. Natürlich darf im Set auch ein Medley aus älteren Songs nicht fehlen und so stürmt Support-Act Roger Rekless nochmals die Bühne und heizt dem Publikum gemeinsam mit den Münchener Kollegen nach allen Regeln des Hip Hop ein. Dass sich das Dezett bestens mit „Prokrastination“ auskennt, ist kein Geheimnis. Neu ist hingegen die Zeile „Marie Kondo kenn ich auswendig“ und das damit einhergehende Bekenntnis zum aktuellen Netflix-Dokuhit über das japanische Aufräumwunder.

„Ich will sehen, ob Menschen dabei sind, die so schön sind, dass ich lieber sie wäre“, leitet Keno das nächste Lied „Wenn ich du wär“ ein. Bei „Nüchtern“ entsteht daraufhin eine wohlige Mitsing-Atmosphäre und das Publikum beweist, dass es auch ohne Unterstützung der Band richtig textsicher ist. Mit der ironischen Hommage an alle „Kinder“ beenden die Münchener diesen durchtanzten Abend und hinterlassen eine geschaffte, aber glückliche Menge.