San Diego ist ja bekanntermaßen ein recht sonniger Ort und man möchte doch glatt vermuten, dass dort alle Menschen fröhlich sind… aber Pustekuchen! Aus dieser Stadt kommt die Post-Hardcore-Band MY IRON LUNG und die sind alles andere als fröhlich – zumindest von ihrer Musik her. Nach ihrem viel beachteten Debüt-Album „Relief“ aus dem Jahr 2014 steht die Band nun mit ihrem Nachfolger „Learn To Leave“ in den Startlöchern.
„Learn To Leave is about growing as an individual and deciding that it’s time to take care of your personal needs and move on from any toxic situation you might be involved in“, sagt Sänger und Gitarrist Matt Fitzpatrick über das neue Album. Dass die Band auch als Songwriter und Komponisten gewachsen sind, wird schnell beim ersten Durchhören des neuen Werks deutlich. Wo auf „Relief“ noch oft die ungezügelte Wut und Chaos herrschte, wirkt „Learn To Leave“ gesetzter und auch ruhiger.
Zwar knüpft der Opener „In Hiding“ mit seinen treibenden Beats und den peitschenden Vocals von Matt Fitzpatrick noch an den Vorgänger an, aber schon beim zweiten Song und Namensgeber des Albums „Learn To Leave“ werden erste Veränderungen deutlich: Es wird gesungen! Richtig gelesen: Nichts mit durchgängigem Geschrei, sondern schöne Gesangsparts à la BALANCE AND COMPOSURE oder ähnliche Genrekollegen werden immer mal wieder, auch mal mehrstimmig oder sogar als gesprochene Variante, eingestreut und das klappt wirklich unglaublich gut. Ein Gänsehautmoment jagt den Nächsten. Mit durchgängigem Schreigesang hätten manche Songs nie solch eine Wirkung entfalten können.
Dieser doch mutige Schritt in Sachen Gesang nutzte die Band direkt, um auch musikalisch neue Türen aufzustoßen. Den Songs werden mehr Räume zur Entfaltung gegeben und wirken dadurch noch intensiver als noch auf dem Vorgänger. Es wird immer mal wieder mit den Gitarrensounds gespielt, an Dynamiken geschraubt – es gibt viel zu entdecken auf dem neuen Album von MY IRON LUNG und läuft daher bestimmt noch für lange Zeit in Dauerrotation.
MY IRON LUNG hat es geschafft, ein unglaublich intensives, kraftvolles und mitreißendes Album zu kreieren, um das man nur schwer herumkommen wird. Prädikat: Großartig!
von Sash