Polaris – The Death Of Me

Polaris ist zwar noch ein recht junger Stern am Metalcore-Himmel, jedoch aktuell einer der Hellsten, der am meisten Blicke auf sich zieht. Ihr Debütalbum “The Mortal Coil” zählt in der Szene zu einem der besten Alben des letzten Jahrzehnts. Entsprechend sind die Erwartungen an die Band hoch. Polaris selbst haben mit ihrem enormen Erfolg selber nicht gerechnet und sind sich dieser Erwartungshaltung mehr als bewusst, lassen sich davon aber nicht einschüchtern. Nun steht mit “The Death Of Me” das zweite Album auf dem Plan. Können Polaris dem Druck standhalten oder sogar noch eine Schippe drauflegen?

“Polaris haben sich zwar etwas der härteren Seite zugewendet, sich selbst aber nicht den Rücken gekehrt”

Der erste Song “Prey For Rain” beginnt sehr ruhig. Wenige Gitarrenakkorde und ein stetig mehr screamender Jamie Hails begleiten uns die ersten Sekunden. Mit der Zeit kommt der Rest der Band hinzu, das Tempo wird schneller. Dabei merkt man, wie die eigenen Mundwinkel immer mehr nach oben gehen, bis nach 85 Sekunden der Höhepunkt erreicht ist. Der erste Breakdown. Willkommen in der Welt von Polaris! Es folgt ein Gewitter aus Technischen Riffs, harten Screams, einem Gesungenen Chorus und weiteren Breakdowns. Ein Einstieg, der das gesamte Können von Polaris perfekt widerspiegelt und den Gedanken “sie konnten die Erwartungen sogar überbieten” das erste mal in den Kopf bringt.

Die Gangart wird härter

Im August 2019 feierte der Song “Hypermania” seine Live-Premiere, obwohl der Song erst als zweite Single Anfang 2020 veröffentlicht wurde und das Album zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht angekündigt war. Dies passierte erst im November 2019, zusammen mit der ersten Single “Masochist”. Warum dann die frühe Live-Premiere? Fest steht: Der Song ist der härteste, den Polaris bis zu diesem Zeitpunkt geschrieben haben und könnte ein erster Test auf Reaktionen gewesen sein, denn das gesamte Album ist deutlich härter als sein Vorgänger. Ruhigere Passagen in Strophen, die immer von Jamies Screams dominiert werden, gibt es wenige. Dies ist der einzige große Unterschied zu “The Mortal Coil”. Keiner der Musiker gönnt sich eine Pause, was die Songs zwar sehr voll macht, aber nicht überladen. Rhythmus, Dynamik und vor allem Technik stehen immer noch ganz oben auf dem Plan.

Rick Schneider und Ryan Siew an den Gitarren hätten ihren Job nicht besser machen können. Besonders auf ihnen lag die Last der Erwartungshaltung, die sie mit Bravour meistern. Die technische Gewandtheit sucht ihresgleichen. Gleichzeitig schrecken sie aber auch nicht vor neuen Elementen zurück. So gibt es neben einigen Djent-Einlagen auch immer wieder ein kleines, hohes Solo, das sich perfekt den Songs einfügt und nicht erzwungen wirkt. Als Highlight kann man diesbezüglich den Song “Above My Head” nennen, welcher mit einer hohen Gitarre im Refrain punkten kann – das hat es bei Polaris so bisher auch noch nicht gegeben.

Es muss nicht immer hart sein

Der einzige Song, der sich massiv von den anderen abhebt, ist “Martyr (Waves)” und könnte als halbe Ballade beschriebn werden. Er ist deutlich langsamer als alle bisherigen Songs, versucht aber dennoch, die typischen Polaris Erkennungsmerkmale unterzubringen. Dies klappt leider nur bedingt. Der Song wird fast alleine von Jamie gesungen (!) und gescreamt, was ihn zwar alleine deswegen besonders macht, jedoch hätte diesem eine Akustik-Version besser gestanden, als immer wiederkehrende E-Gitarren im Hintergrund. Dies ist aber womöglich der einzige Kritikpunkt am gesamten Album.

Weiterentwicklung, ohne die Wurzeln zu verlieren

Auch wenn nur der Song “Masochist” direkt an das Debüt-Album erinnert, ist zu keinem Moment abzustreiten, welche Band man hört. Polaris haben sich zwar etwas stärker der härteren Seite zugewendet, sich selbst aber nicht den Rücken gekehrt. Jede Zeile, jeder Riff, jede Drumline und jeder Breakdown – von denen es wirklich zahlreiche gibt – ist deutlich Polaris zuzuordnen. Dennoch variieren in jedem einzelnen Song ihre Einflüsse, sodass keiner wie ein anderer klingt. Auch dieses mal gibt es genug Lieder, die sich im Ohr festsetzen. Hier wären besonders “Above My Head” und “Vagabond” zu erwähnen, welche wieder besonders auf das Zusammenspiel von Jamies Screams und Jake Steinhauser’s cleanen Refrains setzen und damit genau ins Schwarze treffen.

Es ist schön zu sehen, dass Polaris sich selbst treu bleiben, nachdem die Szene in der letzten Zeit immer Weicher oder mehr Djent wurde. Die Band ebnet damit weiter den Weg an die Spitze und braucht sich in keinem Fall zu verstecken. Das Album kann schon jetzt als eins der besten Metalcore Alben des Jahres gewertet werden, auch wenn das Jahr noch viele weitere Highlights in petto hat.

Video: Polaris – Landmine

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Polaris – The Death Of Me
Release: 21. Februar 2020
Label: Sharptone Records Inc.
Mirco

Seit seinem 18. Lebensjahr ist Mirco durchgängig auf Festivals und Konzerten unterwegs, wodurch der Jahresurlaub für kaum etwas anderes verwendet wird. Musikalisch gibt es dabei kaum Einschränkungen, tief im Herzen schlägt das Herz aber doch deutlich für Metalcore. Egal ob Urgestein oder Aufsteiger: Ausgelassen wird dabei kaum etwas. Wenn er gerade mal nicht unterwegs ist, verbringt er die meiste Zeit vor dem Rechner. Egal ob dabei auf der Arbeit programmiert oder Abend zu Hause das ein oder andere Ründchen mit Freunden gezockt wird. Wenn er mal draußen ist, dann im Wohnwagen an der Ostsee oder an einem gemütlichen Lagerfeuer.

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Veröffentlicht von
Mirco

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