Ranking: Die besten Deftones Alben

Deftones
Foto: WMG

Als die Deftones letztes Jahr ankündigten, dass in 2019 ein neues Album erscheinen wird, bin wohl nicht nur ich verzückt wie ein betrunkener Frosch vor Freude im Kreis gehüpft. Es gibt kaum eine andere Band, die dermaßen kreativ ist und mich immer wieder aufs Neue überrascht. Deswegen zähle ich die Deftones schon lange zu einer meiner absoluten Lieblingsbands.

„Haben die Deftones überhaupt je ein schlechtes Album rausgebracht?“

Das neue Album wäre dann auch schon mittlerweile das neunte, was mich zu den Überlegungen gebracht hat: „Habe ich eigentlich ein Lieblingsalbum? Haben die überhaupt je ein schlechtes Album rausgebracht? Fragen über Fragen. Also noch einmal alle Alben von vorne bis hinten durchgehört und dann versucht, in eine persönliche Lieblingsreihenfolge zu ordnen. Ich kann Euch sagen, dass das echt verdammt schwer war und dabei habe ich noch nicht mal die „Covers“ und „B-Sides/Rarities“ mit berücksichtigt – die übrigens ebenfalls, vor allem für Fans, sehr empfehlenswert sind. Nun aber genug der Vorworte und viel Spaß beim Albumranking.

08. Deftones (s/t)

„Warum auch immer nahm mich das Album nicht mit“

Deftones s:tKennt Ihr das auch, wenn Ihr ein Album krampfhaft versucht abzufeiern, weil Ihr Fan der Band seid, aber der Funke partout nicht überspringen will? So geht es mir mit der Self-Titled-Scheibe der Deftones. Warum auch immer nahm mich das Album nicht mit… und das ist auch noch zu Teilen heute so. Dabei hat sie alles, was das Herz begehrt: Von harten Songs wie „Hexagram“ bis hin zu verträumt hymnischen Tracks wie „Minerva“. Was also ist schiefgelaufen? Ganz ehrlich, ich kann es Euch selber nicht genau sagen. Es ist definitiv kein schlechtes Album, aber wenn ich die Wahl habe, welches Deftones-Album ich mit auf eine einsame Insel nehmen würde, würde ich nicht einen Gedanken an dieses Album verschwenden. Manchmal gibt es halt Dinge, die man nicht erklären kann.

07. Adrenaline

„Roh und rotzig“

Deftones AdrenalineIch liebe den Sound der „Adrenaline“. Der ist so schön roh und rotzig und erinnert eher an eine gute Demoaufnahme, als an ein Studioalbum. Aber genau dieser Sound würde nur zu den schon teilweise fast chaotischen Tracks des Albums passen. Wenn der Sound glattgebügelt wäre, würden Songs wie „Nosebleed“, „Engine No. 9“ oder „7 Words“ nur halb so viel Spaß machen. Ein Album zum völligen Ausrasten. Herrlich! Kleiner Tipp: Stellt Euch den Song „7 Words“ mal als Weckerton ein; besser kommt Ihr nicht aus dem Bett… Versprochen!

06. Saturday Night Wrist

„Die eierlegende Wollmilchsau“

Deftones Saturday Night WristWas Deftones mit „Saturday Night Wrist“ abgeliefert haben, könnte man als eierlegende Wollmilchsau beschreiben. Was hier an verschiedenen Musikstilen gekonnt vermischt wurde, würde wahrscheinlich jede andere Band in den Wahnsinn treiben. Nicht jedoch die Deftones, die von Shoegaze-Ansätzen in Cherry Waves über Prog- und Math-Metal bis hin zu „Post-Rock meets Jazz“ auf „U, U, D, D, L, R, L, R, A, B, Select, Start“ (schönen Gruß an die Videospieler unter Euch) einfach das machen, auf das sie gefühlt gerade Bock im Studio hatten. Mit „Hole In The Earth“ gesellt sich zudem noch eine Wahnsinns-Vorab-Single dazu, die ich seinerzeit täglich mehrfach gehört habe, bis das Album endlich auf den Markt kann. Die „Saturday Night Wrist“ war damals ein treuer Begleiter bei meinen Autofahrten und auch heute jage ich die Scheibe gerne bei einer langen Fahrt einmal (oder mehrfach) durch die Boxen.

05. Around The Fur

„Der Soundtrack meiner Jugend“

Deftones Around The FurAlleine dieser legendäre Anfang der Platte: Einmal Tom, einmal Snare und schon ist man im „My Own Summer (Shove It)“ der Deftones. Zu dem Track ging es auf jeder Party immer ab und ich war meistens mittendrin im Getümmel. Aber „Around The Fur“ hat natürlich nicht nur diesen Song zu bieten. Das Album liefert durchgängig großartige Songs wie „Mascara“, „Lotion“ oder „Be Quiet And Drive (Far Away)“, lief oft in meinem Zimmer und nervte damit meine Eltern (Sorry an der Stelle und nein, es war nicht nur eine Phase). Deftones trafen bei mir damals genau den Nerv und diese Begeisterung für die Herren aus Sacramento ist bis heute immer noch dieselbe, seit ich damals „My Own Summer (Shove It)“ das erste Mal gehört habe.

04. Gore

„Immer noch für Wow-Effekte gut“

Deftones GoreWenn man denkt, dass man schon alles von einer Band gehört hat, belehren die Deftones mich mal wieder eines Besseren. Wer nach so langer Zeit immer noch für Wow-Effekte gut ist, der macht so ziemlich alles richtig. Ähnlich wie auf der „Saturday Night Wrist“ wird hier wieder fröhlich rumexperimentiert und da ich darauf total stehe, genieße ich echt jede Minute dieses Albums. Witzige Anekdote hierzu: Der vorgezogene Beat bei „Prayers/Triangles“ ist ja schon echt nicht von schlechten Eltern und man muss als Musiker schon ganz genau aufpassen, um da nicht den Faden zu verlieren (geht mir bei dem Lied irgendwie ständig so). Ich habe die Deftones damals im Zuge der Gore-Tour in Köln gesehen und da ist es doch tatsächlich passiert: Chino hat gegen Ende völlig den Faden im Song verloren und kam nur mit Mühe und Not wieder rein. Irgendwie beruhigend zu wissen, dass auch Profi-Musiker nicht wie Roboter funktionieren und auch Fehler machen und vor allem machen dürfen. Sehr sympathisch!

03. White Pony

„Mini Maggit oder Pink Maggit – Das ist hier die Frage“

Deftones White PonyBevor wir zum kontroversen Teil des Albums kommen, möchte ich erstmal über die „White Pony“ an sich reden, so wie sie auch ursprünglich seitens der Band gedacht war. Die Originalversion (graues Cover) ist von vorne bis hinten ein unglaublich grandioses Gesamtwerk, wodurch die Deftones sich einen Platz im Rock-Olymp redlich verdient haben. Die Scheibe hat so viele Kracher, dass es schwierig ist, einen Lieblingssong auszumachen. Mit „Digital Bath“, „Elite“ (für das die Band übrigens einen Grammy gewonnen hat), „Passenger“ oder dem Gänsehaut-Track „Change (In The House Of Flies“) wird einem das aber auch kein Stück leicht gemacht. Ein wegweisendes Album – nicht nur für die Band selber, sondern auch für viele andere Bands, die dieses Album auch heute noch als eine der Einflüsse ihrer Musik bezeichnen.

So, nun aber zum kontroversen Teil: Auf der ursprünglichen Fassung endet das Album mit Pink Maggit, einem wahnsinnig atmosphärischen und einfach großartigen Song. Für die Band war das Thema „White Pony“ damit auch durch. Die Plattenfirma sah das aber anders und nötigte die Band, diesen doch noch einmal neu aufzunehmen, da man ja überhaupt gar keine Singles (ähhhh… “Change (In The House Of Flies“? Anyone? Die war ziemlich erfolgreich) mehr auf dem Album und auch Härte eingebüßt hätte. Angestachelt dadurch wurde der Song durch die Band tatsächlich noch einmal neu interpretiert. Chino sagte später in einem Interview zu der Neuinterpretation: „I wanted to prove something [to the record company]. Months later, after White Pony was released, they wanted us to do a new version of „Pink Maggit“. They said we lost our heaviness, and there were no more singles on the album. First, I wanted to stick this idea up my ass, but then I thought: ‚I’m gonna show those fuckers how easy it is to create a hit-single.“ Und so wurde die Hit-Single „Back To School (Mini Maggit)“ geboren, die ein wenig später eine Neuveröffentlichung des Albums (diesmal mit weißem Cover) nach sich zog. Die Band war im Nachhinein erst überhaupt nicht glücklich mit der Neuinterpretation, da man doch komplett seine Prinzipien als Künstler über den Haufen geworfen hat. Mittlerweile haben sie Frieden mit dem Song geschlossen und spielen diesen auch gern mal live, aber nichtsdestotrotz ist es für die Originalversion extrem schade. Warum? Die kennt nämlich deswegen so gut wie keine Sau und ich persönlich finde die 1000-mal gelungener als „Back To School (Mini Maggit)“. Das soll jetzt nicht heißen, dass ich „Back To School (Mini Maggit)“ nicht mag, ganz im Gegenteil sogar, nur im Vergleich zu „Pink Maggit“ sieht diese Version trotzdem verdammt alt aus.

02. Koi No Yokan

„Von japanischen Sprichwörtern und Fäusten aufs Auge“

Deftones Koi No YokanMein Album des Jahres aus 2012. „Koi No Yokan“ bedeutet soviel wie, dass man beim ersten Treffen schon weiß, dass man sich mit ziemlicher Sicherheit ineinander verliebt. Besser beschreiben lässt sich dieses japanische Sprichwort irgendwie nicht, aber zu diesem Album passt dies wie die Faust aufs Auge. Schon die vorab veröffentlichte Single „Leathers“, die übrigens frei zum Download erhältlich war, fand ich ziemlich großartig und ich war mir da schon sicher, dass das Album nur gut werden kann. Glücklicherweise wurde ich auch nicht enttäuscht. „Koi No Yokan“ hat überhaupt keine Schwächen und mich damals wie heute immer wieder in seinen Bann gezogen. Deswegen hat es auch einen festen Platz auf meinem MP3-Player.

01. Diamond Eyes

„Ein Album wie aus einem Guss“

Deftones Diamond EyesAn sich sollte das nächste Album nach „Saturday Night Wrist“ den Namen „Eros“ tragen und Aufnahmen hierzu hatten schon bereits begonnen. Es kam jedoch anders als geplant: Bassist Chi Cheng hatte einen schweren Autounfall und lag im Koma. „Eros“ liegt seitdem auf Eis, da es sich nicht richtig anfühlte, dieses Album ohne Chi zu vollenden. Man startete noch einmal mit Sergio Vega am Bass komplett neu und versuchte, trotz des schweren Schicksalsschlags eine positive Stimmung auf dem Album einzufangen. Abgesehen davon sagte die Band, dass es für sie zu schwer gewesen wäre, mit einem neuen Album auf Tour zu gehen, dass sie an Chi erinnert, was nur allzu verständlich ist. Vielleicht ist das auch genau der Grund, warum dieses Album unangefochten auf Platz meines Rankings steht. Irgendwie passt hier alles zusammen und klickt an allen Ecken und Enden. „Diamond Eyes“ ist ein Album wie aus einem Guss und ein grandioser Song jagt den nächsten. Am meisten angetan hat es mir aber auf dem Album der Song „Sextape“, der auch einer meiner Alltime-Favorites insgesamt ist. Ich weiß nicht, wie oft ich dieses Album schon gehört habe, aber es begeistert mich immer noch genauso wie beim ersten Durchhören und verpasst mir eine wohlige Gänsehaut. Mehr kann man von einem Album glaube ich nicht verlangen.