Drangsal – Zores

Drangsal, eine viel diskutierte Persönlichkeit der deutschen Rock-/Pop-Landschaft, veröffentlicht mit “Zores” sein zweites Studio-Album. Schon beim ersten Hören bleiben einige Fragezeichen unausweichlich offen: Wie ernst meint Max Gruber alias Drangsal das alles? Wieviel kann man sich “inspirieren” lassen, bis es als “geklaut” durchgeht und wenn man sich viel zusammen klaut und daraus etwas ganz neues eigenes macht, ist das dann Kunst?

Hinter dem Phänomen Drangsal steckt weit mehr als Offensichtlichkeiten

Klar ist, dass Drangsal auf dem neuen Album fast ausschließlich deutsch singt – so weit; egal. Auch wenn sich jeder Musikkritiker in erster Linie auf diesen Fakt stürzt, gibt es viel mehr, was in den Songs von “Zores” steckt. Nach wie vor hört man Grubers Inspirationsquellen von The Cure über The Police bis Depeche Mode und jetzt auch noch einen Touch Die Ärzte, bzw. Farin Urlaub deutlich raus. “Zores” kommt mit weitaus weniger Hall im Vergleich zu dem Vorgängeralbum “Harieschaim” aus, wodurch Grubers Gesang viel präsenter in den Fokus rückt. Doch hinter dem Phänomen Drangsal steckt weit mehr als diese Offensichtlichkeiten.

Ein Vorteil der mannigfaltigen Einflüsse ist, dass sich “Zores” in keine Schublade stecken lässt. Lediglich der große “Indie-Mantel” lässt sich über die zwölf neuen Songs legen. Da steht der poppige Ohrwurm der ersten Single “Turmbau zu Babel” einem The Smith-lastigen “Und du? Vol. II” gegenüber. Dazwischen mogeln sich vergleichsweise treibende Songs wie “Sirenen” oder das verträumte “All The Poor Ships at Sea”. Jeder Song ist ganz individuell und doch schafft es Gruber, die Songs – ebenso wie seine Inspirationsquellen – zusammenzufügen und ein stimmiges Gesamtbild zu erschaffen.

Stunk, Unannehmlichkeit, Inkonvenienz und ein wenig Asozialität

Wer das Schaffen von Drangsal (und auch den Podcast “Mit Verachtung” mit Musikerkollege Casper) verfolgt, sollte schnell bemerken, dass es eine deutliche Diskrepanz zwischen der Person Max Gruber und der Figur Drangsal gibt. Musikalisch bleibt Gruber eigenwillig und irgendwie unberechenbar. Stunk, Unannehmlichkeit, Inkonvenienz und ein wenig Asozialität stecken hinter dem Begriff “Zores”. Das spiegelt sich gleichermaßen in der Divergenz der Texte wieder – ein Album, dass definitiv Charakter beweist und wahrscheinlich ist das die wahre Kunst des 21. Jahrhunderts.

Video: Drangsal – Magst Du Mich

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review-drangsal-zoresStunk, Unannehmlichkeit, Inkonvenienz und ein wenig Asozialität stecken hinter dem Begriff “Zores”. Das spiegelt sich gleichermaßen in der Divergenz der Texte wieder - ein Album, dass definitiv Charakter beweist und wahrscheinlich ist das die wahre Kunst des 21. Jahrhunderts.