Ron von den Broilers im Interview

Broilers Interview 2018 City Riot Fest Sic
Foto: Robert Eikelpoth

Unter dem Motto „Dieses Sommermärchen ist vorbei“ verabschieden sich die Broilers nach unzähligen Stunden auf Tour vorerst von der Bühne. Das geschieht bei den Düsseldorfern allerdings nicht heimlich, still und leise, sondern wird mit einem fulminanten Ende zelebriert. Am 25. August bringen die Broilers das City Riot Fest nach Wiesbaden. Vorab sprachen wir mit Gitarrist Ron über die Entwicklung in der Band, Genregrenzen und natürlich das anstehende Festival der Düsseldorfer.

„Wir wollen uns nicht in eine Schublade stecken lassen. Wir klingen eben so, wie wir es wollen“

26 Jahre macht Ihr schon gemeinsam Musik. Wie würdest Du die Entwicklung der Band von 1992 bis heute beschreiben?

Es war eine stetige Weiterentwicklung. Wir haben gelernt unsere Scheuklappen zu öffnen und unseren eigenen Horizont zu erweitern. Wir haben mit der Zeit unseren eigenen Sound gefunden ohne, für uns gesprochen, immer das Gleiche zu wiederholen.

Die Broilers erlebt man immer und immer wieder als sehr authentische und gut miteinander funktionierende Band. Welches Geheimrezept lässt Euch Eure Freundschaft, trotz des ganzen Business um die Musik, so merklich erhalten?

Ich denke wenn man so lange gemeinsam unterwegs ist, sowohl privat als auch beruflich, lernt man die Marotten der einzelnen Charaktere kennen und mit ihnen umzugehen. Ich würde das Ganze als gut funktionierende Beziehung beschreiben. Wir lieben, streiten und vertragen uns wieder.

Gerade in der Subkultur wird oft über eine strikte Einhaltung der Genre-Grenzen diskutiert. Ihr habt über die letzten neun Alben ein breites musikalisches Spektrum aufgefahren. Welche Faktoren tragen zur Entstehung des Sounds eines Broilers-Albums bei?

Wie oben erwähnt haben wir unseren Horizont und somit neuen Musikgenre die Ohren geöffnet. Das kann ganz schön befreiend und inspirierend sein. Wir wollen uns auch nicht in eine Schublade stecken lassen. Wir klingen eben so, wie wir es wollen.

Welche Entwicklung beobachtest Du nach so einer langen Zeit in der deutschen und internationalen Musikszene bei den Punk-Kids?

Ich finde es gut, dass die Szene weiterlebt und werde immer wieder positiv überrascht. Sei es von jungen Bands, die frischen Wind in die Szene bringen und trotzdem schön oldschool klingen, oder auch bei den Kids allgemein.

Unter dem Motto „Dieses Sommermärchen ist vorbei“ gingt Ihr nach unzähligen Tagen auf Tour in die aktuelle Festivalsaison. „(sic!)“ – Euer aktuellstes Studioalbum – wurde bereits 2016 veröffentlicht. Wie sieht es bei den Broilers mit Arbeiten zu einem nächsten Album aus oder steht jetzt erstmal eine Pause an?

Wir werden tatsächlich erst mal Urlaub machen, jeder für sich, bevor wir uns dann wieder treffen und beginnen an neuen Liedern zu schreiben. Das kann aber auch ein langer Prozess werden, noch wissen wir nicht in welche Richtung es gehen wird. Ich freu‘ mich aber auf die Entstehung und vor allem auf das Ergebnis.

„Es gibt sehr viele schöne und kleine Festivals, die mit viel Liebe und aus eigener Kraft der Regionen getragen werden“

In Wiesbaden habt Ihr neben Flogging Molly und Booze&Glory eine ganze Menge Freunde zu Eurem ersten eigenen Festival geladen. Was erwartet den Besucher und was ist für Dich das größte Highlight?

Wir haben ja schon Erfahrungen mit unseren eigenen Open Airs gemacht, aber das, was da in Wiesbaden (News) passiert, wird auch für uns etwas ganz Besonderes. Wir freuen uns mit befreundeten Bands und alten Helden sowie jeder Menge bekannten Gesichtern im Publikum unser Jahr zu beschließen. Für mich wird es ein besonderes Highlight sein The Selecter live zu sehen, denn auch nach so vielen Jahren im Musikgeschäft ist die Band nach wie vor richtig gut und eben auch live kein bisschen müde geworden.

Kann das City Riot Festival eine treue Konstante für die Broilers werden?

Wer träumt nicht vom eigenen Festival auf das man nur die Lieblingsbands einlädt?! Ob wir uns diesen Traum regelmäßig erfüllen werden, steht jedoch noch in den Sternen.

Welche Unterschiede gibt es für Dich im Vergleich zwischen einem Festival und einer Clubshow?

Bei einer Clubshow kommt tatsächlich jeder Besucher nur für Dich zum Konzert, bei einem Festival sieht das schon anders aus. Auf Festivals triffst Du zudem viele befreundete Bands, lernst aber auch neue Leute kennen.

Könntest Du Dich jetzt und hier auf DAS Festival Deiner Wahl wünschen, welches wäre es und warum?

Das ist wirklich schwierig. Ich denke das müsste man, wenn man von den Bands ausgeht, selbst zusammenstellen. Es gibt aber sehr viele schöne und kleine Festivals, die mit viel Liebe und aus eigener Kraft der Regionen getragen werden. Bei anderen ist es dann eher das Panorama was einen flasht.

„Wir sollten wieder vermehrt auf das Miteinander bauen, helfen statt ausgrenzen“

„(sic!)“ beschäftigt sich vermehrt mit dem mehr und mehr wachsenden Rechtspopulismus und der Verrohung der Gesellschaft. Welche gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen wiegen für Dich am schwersten?

Ich finde es sehr bedenklich, dass sich der Rechtspopulismus in allen Gesellschaftsteilen so breit machen konnte und kann. Diese Entwicklung erkennt man leider in ganz Europa, ja auf der ganzen Welt. Vor allem an den, meiner Meinung nach, schwachsinnigen Protestwahlen. Wir wissen doch alle was daraus resultieren kann.

Fällt es Dir manchmal schwer, die Hoffnung nicht zu verlieren?

Man darf nicht aus Alternativlosigkeit zu Extremen greifen. Leider erkennen das die meisten erst, wenn der Karren schon in den Dreck gefahren wurde und feststeckt. Die Hoffnung stirbt aber wie wir wissen zuletzt, denn es gehen immer noch genug Menschen auf die Strasse gegen den ganzen Politikwahnsinn, als Beispiel siehe Bayern und das neue Polizeigesetz.

Wenn Du den Politikern dieser Welt etwas sagen könntest, was wäre das?

Die etablierten und ehemals grossen Parteien sollen sich nicht vor den rechtspopulistischen Karren spannen lassen, leider passiert das viel zu häufig. Wir sollten wieder vermehrt auf das Miteinander bauen, helfen statt ausgrenzen.

Das letzte Wort hast Du!

DANKE.

Video: Broilers – Live vom Hurricane 2018


Hier erhältlich

Broilers – (sic!)
Release: 1. März 2017
Label: Skull & Palms Recordings