Die legendären Satanic Surfers haben nach langer Abstinenz und einer kaum für möglich gehaltene Reunion vor kurzem ein neues Album namens „Back From Hell“ (CD-Review) herausgebracht. Das soll im Rahmen einer ausgedehnten Tour kräftig gefeiert werden. Als Support haben die schwedischen Herren heute die Jungs von Primetime Failure aus Bielefeld im Gepäck. Musikalisch schlagen die genau in die gleiche Kerbe wie die Schweden. Man darf sich also auf einen Abend voller Skate-Punk-Hymnen und einer Menge Pogerei freuen.
Bereits bei Einlass ist mächtig was los im Lux, was aber auch nicht verwunderlich ist, denn das Konzert war ratzfatz restlos ausverkauft. Überall erblickt man freudige und auch etwas aufgeregte Gesichter, die es nicht erwarten können, dass es endlich losgeht. Auffällig ist, dass heute das Publikum doch etwas älter zu sein scheint. Es wirkt alles wie ein Klassentreffen der damaligen Skate-Punk-Szene und hier und da wird nostalgisch über vergangene Konzerte der Szene in den 90ern geschwelgt.
„Bei uns war das damals Taggen, Gras, Skaten und Satanic Surfers. Bei Euch auch? “
Pünktlich um 20 Uhr entern Primetime Failure die Bühne und geben sofort mächtig Gas. Die Jungs freuen sich wie Bolle, dass sie heute für die Satanic Surfers, die Idole ihrer Jugend, eröffnen dürfen. „Bei uns war das damals Taggen, Gras, Skaten und Satanic Surfers. Bei Euch auch?“, fragt Frontmann Jan das Publikum, welches doch in der einen oder anderen Ecke verschmitzt darüber grinst.
Songs, wie z. B. „Stuck in the 90s“ oder „Pottery Class“ kommen gut beim Publikum an, obwohl sich dieses, zumindest was tanzen angeht, noch ein wenig zurückhält. Die Leute wissen anscheinend schon, dass sämtliche Energiereserven für die Surfers benötigt werden. Das hindert aber das Publikum allerdings nicht, bei dem einen oder anderen Song mitzusingen und schon mal die Stimmbänder zu ölen. Nach gut einer halben Stunde ist das Aufwärmprogramm Jungs aus Bielefeld auch schon wieder vorbei. Unter großem Beifall werden Primetime Failure von der Bühne entlassen.Zeit, den Elektrolytehaushalt noch einmal auf Vordermann zu bringen, denn gleich wird’s höchstwahrscheinlich ein höllenheißer Ritt.
„We’re a band called Satanic Surfers from Sweden and we’re so happy to be here“
Kurz vor Beginn kann man die Anspannung im Saal förmlich spüren. Alle warten schon ungeduldig auf die Schweden, die eine ganze Generation geprägt haben. Diese lassen glücklicherweise auch nicht lange auf sich warten und treten mit „Egocentric“ direkt aufs Gaspedal. Das Publikum ist von null auf hundert in weniger als einer Sekunde. Die Halle verwandelt sich förmlich in den „Devil’s Playground“. Es wird ausgelassen gepogt, gestagedivet und vor allem lauthals mitgesungen. Die Menge ist unglaublich textsicher was Frontmann Rodrigo gern mal zwischendurch zum Anlass nimmt, einfach das Publikum allein singen zu lassen.
Apropos Rodrigo: Dieser hat sich auf der Tour ordentlich erkältet. Er beißt sich aber kämpferisch durchs Set und liefert grandios ab. Die Schweden sind bestens aufgelegt und strahlen, aufgrund des Schauspiels, was sich vor der Bühne zuträgt, übers ganze Gesicht. Es wird gewitzelt und geblödelt und auch gerne mit dem Publikum angestoßen. Dass heute in der glorreichen Vergangenheit geschwelgt wird, konnte man beim Opener „Egocentric“ schon erahnen und tatsächlich haben die Herren ein paar richtig olle Kamellen wie „Sunshiny Day“ oder“Why“ mitgebracht. Aber auch Songs des neuen Albums, wie „The Ursurper“ oder „Catch My Breath“, dürfen natürlich nicht fehlen. Den Löwenanteil macht aber heute Abend jedermanns Favorit „Hero Of Our Time“ aus. Vor allem der gleich lautende Titelsong wird frenetisch abgefeiert.
„You’re beautiful! We really appreciate it, that you’re all here tonight. Thank you!“
Der wichtigste Song des Abends ist aber, nicht nur laut Bassist Andy, der Anti-Nazi-Song „Don’t Skate On My Ramp“. Mit „Head Under Water“ und „Good Morning“ beenden die Surfers unter tosendem Beifall Ihr reguläres Set. Das Publikum hat noch lange nicht genug und verlangt lautstark nach mehr.
Dem kommen die Herren nur zu gerne nach und spielen noch ein paar Songs. Sehr zur Freude des Publikums packen die Schweden noch den Song „Nun“ und die aberwitzige Skatepunk-Hymne „Armless Skater“ aus, bei der Frontmann Rodrigo seine Arme in seinem Longsleeve versteckt und so den „Armless Skater“ mimt. Entertainment pur. Mit diesem Song verabschieden sich die Surfers aber nun auch endgültig unter erneut tosendem Beifall in den wohlverdienten Feierabend und lassen eine Menge glücklicher Menschen im Lux zurück, die verschwitzt und zufrieden den Heimweg antritt. Danke Satanic Surfers und Danke Primetime Failure für einen grandiosen Konzertabend und man ist sich jetzt definitiv sicher: Skate-Punk will never die! Skól!